Das Orangenfarm Hostel in Kerikeri wäre ein guter Ort für ein paar Tage Entspannung gewesen, aber wir haben ja keine Zeit und so ging es am nächsten Morgen nach einem Glas frisch gepresstem Orangensaft weiter nach Norden. Die Landschaft veränderte sich und wir fuhren eine Weile auf einer Art Damm durch eine Flusslandschaft: auf beiden Seiten der Straße Standen niedrige Bäume mangrovenähnlich im Wasser und bildeten eine Art Wald im Wasser.
Kaum zu glauben, was sich ein paar Kilometer weiter befindet! Denn Neuseeland hat nicht nur grünen Urwald, blautürkise Seen, Meer, traumhafte Strände, trockene Graslandschafte und vulkanische Mondlanschaften. Nein, es hat auch riesige Sanddünen, die wie eine Wüste aussehen. Der Übergang vom grünen Wald zu den hundert Meter hohen Dünen ist plötzlich. Und die Kiwis wären keine Kiwis, wenn sie nicht auch hier eine Art Spaßrutsche daraus machen würden. Bei einem Anbieter vor Ort kann man Bodyboards ausleihen (15 Dollar! HA! Das Warehouse lebe hoch) und sich die steilen Sandberge hochquälen. Die Veranstaltungstechniker gaben uns einen absolut wertvollen Tipp: Socken! Der Sand ist brennend heiß, aber durch Socken kann man gut darauf laufen. Unser Bodyboard stellte sich als nicht-so-rutschfähig heraus, so dass wir eher im Schneckentempo den Berg hinunterschlichen. Aber egal, denn diese Wüstenlandschaft ist so surreal.
Am gleichen Tag fuhren wir noch bis in den (fast) äußersten Norden, ans Cape Reinga – ein magischer Ort. An keinem Ort Neuseelands habe ich bisher diese Art von „Magie“ gefühlt. Klingt komisch, aber parkt man auf dem Parkplatz und läuft durch das Tor (welches komische Geräusche im Wind macht), dass einen darauf hinweist, das jenseits dieser Säulen weder gegessen noch getrunken werden soll, weil das ganze Cape ein heiliger Ort der Maori ist, betritt man eine etwas andere Welt. Hier an Cape Reinga treffen die wilde tasmanische See der Westküste und der pazifische Ozean der Ostküste aufeinander. Und man kann es sehen! In Reiseführern wird die unterschiedliche Wasserfarbe beschrieben. Wir denken jedoch, dass für diesen Streifen, der sich durchs Wasser zieht eine Sandbank verantwortlich ist. Was man jedoch wirklich sieht, sind die Wellen, die sich aufeinander zu bewegen und gegeneinander krachen. Dadurch entstehen Strudel und ein großer Bereich vor der Küste erinnert an einen Whirlpool, der blubbert und schäumt. An der Spitze des Capes zu dem der Touristenweg führt steht ein weißer Leuchtturm und man hat einen wunderbaren Ausblick auf das brausende Wasser. Wir hatte wieder Glück mit dem Wetter. Die beiden Veranstaltungstechniker hatten auf Grund von Nebel zwei Tage hintereinander nichts gesehen und gaben es schließlich auf. Wir hatten dagegen traumhaftes Wetter für kitschige Bilder. Neben dem Touristencape befindet sich eine Landzunge, die nicht betreten werden darf. Hier befindet sich für die Maori der Übergang von der Welt der Lebenden zum Reich der Toten. Die Seelen wandern auf dem Pfad und steigen über die Wurzeln eines einzelnen Baumes, der trotz unmöglicher Lebensbedingungen auf dem Cape überlebt, hinab. An dem Toilettenhaus am Eingang zum Cape Reinga befindet sich eine Karte eines Maori, auf der der Weg der Toten über das Land eingezeichnet ist. Irgendwie eine gruselige Vorstellung, dass man ab und zu den Weg der Toten kreuzt. Das Cape Reinga gehört zu unseren Highlights in Neuseeland. Wir hatten wieder traumhaftes Wetter und fühlten uns das erste Mal so richtig in die Maorimythologie hineinversetzt.
Wieder ein Stück südwärts fanden wir meinen lieblings DOC-Campingplatz: Sandy Bay. Wieder fährt man hinunter in eine Bucht, diesmal mit kurzem Sandstrand, der aber vollständig zum DOC-Campingplatz gehört, ohne Anwohner etc. Also ein Strand ganz für die wenigen Camper, das muss man erst mal irgendwo bekommen! Wir packten das Bodyboard aus und schmissen uns in die Wellen, bis die Sonne langsam hinter dem Berg verschwandt.