| Der Junge auf dem Berg | John Boyne | Übers. Ilse Layer | FJB, 2017 | 978- 3737340625 | 16,99 € |
Das Cover führt Euch zum Buch!
Schnell gerät der Junge unter den direkten Einfluss des charismatischen Führers. Um ihm seine Treue zu beweisen, ist er zu allem bereit – auch zum Verrat.
Wir leben in einer Zeit, da ist die Vergangenheit noch allgegenwärtig. Kann es wieder passieren, dass sich Menschen so sehr hassen? Kann es wieder sein, dass wir auf einen Krieg zu steuern, den die nächsten Generationen bereuen werden? Manchmal denke ich: ja, es kann wieder passieren. Und dann wieder vehement: NEIN, kann es nicht. Vor allem nicht, wenn es Bücher gibt, die zeigen, wie es möglich war. Sie zeigen aber auch, wie eines zum anderen führte, Leben ausgetauscht wurden, man sich selbst verriet und doch noch den richtigen Weg wieder fand.
Ich spreche von John Boynes neuem Roman: „Der Junge auf dem Berg“. Mit seinem Jugendbuch „Der Junge im gestreiften Pyjama“ gelang ihm ein Buch, dass viele Herzen berührte, zeigte, wie wichtig Informationen sind und wie viel Missverständnis herrschen kann. Das Buch wird oft im Unterricht gelesen, es vermittelt erstmals durch Verständigungsprobleme und junges Alter etwas, was wir alle wissen sollte und ein dunkles Kapitel der Geschichte. Aber in jedem dunklen Kapitel gibt es Hoffnung und mit diesem Gedanken bin ich auch mit dem Jungen auf einen Berg geklettert.
Den Berg gibt es wirklich. Heute noch. Den Obersalzberg kann man heute noch besuchen. Es gab ihn wirklich und dort wohnte tatsächlich Hitler und er erhielt dort Besuch. Es ist eine realitätsnahe Geschichte, die nur manchmal in die Trickkiste greifen muss, damit ein vollkommenes Abenteuer entsteht. Pierrot ist ein kleiner Franzose mit deutschem Vater. Dieser trägt den Ersten Weltkrieg mit sich, eine große Plakette der Ungerechtigkeit und des Verlustes. Pierrot versteht wenig davon, aber sein Vater geht, seine Mutter stirbt und übrig bleibt eine Tante, die er nicht kennt.
Dort muss er nun wohnen und zufällig ist es das Sommerhaus vom Führer. Was erst nur eine Vorstellung von ihm ist, wird bald Wirklichkeit. Der Führer nimmt ihn wahr, gibt ihm Chancen und erklärt ihm die Welt durch seine Taten. Pierrot beginnt sich selbst zu verleugnen. Aber nicht von selbst. Seine Tante hat Angst, erkennt seinen Namen ab, verbietet ihm den Umgang mit seinem besten Freund. Sein Freund ist Jude, Hassfigur des Führers. Durch diese Verzweigungen entsteht ein sehr persönliches Bild des Krieges für Pierrot und ein abnormes des Führers.
Immer mehr wird klar, dass Pierrot sich selbst vergisst. Der Obersalzburg steigt ihm zu Kopf, die Persönlichkeiten zu Besuch lassen ihn denken, er sei wichtig. Er vergisst seine Wurzeln, seine Hilfsbereitschaft und trifft viele falsche Entscheidungen.
Stück für Stück zeigt John Boyne auf, warum Menschen im Krieg handeln, wie sie handeln. Wie sie sich selbst vergessen, schlimme Dinge tun und ihr Handeln rechtfertigen. Pierrot ist jung als alles beginn. Keine Entschuldigung, aber es kommt immer wieder etwas, das ihn in die „richtige“ Ecke drängt.
Dieses Buch beleuchten den Zweiten Weltkrieg aus einem engeren Blickwinkel heraus. Wir sind nah dran am Führer. Zum Teil sind es Spekulationen, aber sie sind gekonnt beschrieben und gaben mir das Gefühl: so kann es gewesen sein. Sprachlos blieb ich zurück und erkannte, dass dies ein Stück Literatur ist, welches prägen wird, wenn es auf die richtigen Menschen trifft.
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