Das ist erstaunlich, wenn man es mit anderen Büchern aus der Antike vergleicht. Cäsars “Der gallische Krieg” wurde ums Jahr 50 v. Chr. geschrieben. Es existieren rund 70 Handschriften, die ältesten davon aus dem 9. Jahrhundert. Ähnliche Zahlen gelten für die meisten antiken Autoren.
Das Neue Testament ist ein Sonderfall. Von keinem anderen Werk aus dieser Zeit existiert eine derartige Fülle von qualitativ hochwertigen Handschriften.
Warum ist das so? Warum dieser krasse Unterschied in der Überlieferung?
Eine wichtige Rolle spielt der grosse Bücherverlust in der Spätantike. In der Bibliothek von Alexandria standen 47 v. Chr. über 700’000 Buchrollen. Nur von jeder Tausendsten wurde der Inhalt bis heute überliefert. Die Gründe für die hohen Verluste sind vielseitig. Wichtig war, dass um 400 n. Chr. der Pergament-Kodex (Lederbuch) die Papyrus-Rolle ablöste. Was nicht auf Pergament übertragen wurde, zerfiel leichter und wurde wegen der komplizierteren Handhabung weniger gelesen. In etwa dasselbe Problem, das wir heute mit unseren alten VHS-Videokassetten haben. Was wir nicht auf DVD überspielen, verrottet im Regal.
Für viele antike Texte galt leider: Wenn niemand da war, der kopierte und pflegte, ging’s verloren.
Für die biblischen Texte sieht die Lage anders aus. Durch die Jahrhunderte existierten zwei Institutionen, die für die kontinuierliche Pflege und Bewahrung der Texte sorgten: Die jüdische Gemeinschaft und die christlichen Klöster. Ihnen beiden verdanken wir die einzigartig zuverlässige Überlieferung der biblischen Texte.
Handschriften belegen, dass der heutige Text des Buches Jesaja bis auf minimale Abweichungen derselbe ist, wie der, den Jesus zu seiner Zeit las.
Auch erstaunlich, dass unter den 5000 Handschriften des Neuen Testaments zwar viele Abweichungen und unterschiedliche Lesarten bestehen, aber dass sie nur in ganz wenigen Fällen eine Veränderung des Textsinnes ausmachen.
Für die biblischen Texte gilt: Aussergewöhnlich gut belegt und zuverlässig überliefert!
Mehr zu diesem Thema gibt’s live am Sonntag, 15. März um 9.30h im Gottesdienst der EFG Bern.
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Bild: P 52, datiert auf 125 n. Chr., John Rylands Library