Es gibt immer wieder Untersuchungen über Singles und Paare und das, was sie gerne hätten, was sie zusammenhält und – wenn ich mir die Scheidungsquote anschaue – auch immer wieder trennt. In einem der vorangegangenen Beiträgen habe ich über Kommunikation in der Partnerschaft geschrieben und wie wichtig sie letztlich ist. Und wie wenig die Menschen in Partnerschaft durchschittlich miteinander reden – gerade mal 15 Minuten pro Tag. Reicht das, um dem anderen mitzuteilen, wie es einem geht – mit sich und mit dem anderen?
Und auch über die Sehnsüchte, die jeder so ins sich trägt, z.B. dass man gerne in den Arm genommen werden möchte, dass man gerne nebeneinander einschläft und aufwacht oder generell seinen Alltag mit jemandem gerne teilen möchte. Ich spreche jetzt nicht mal mehr vpn den Komplimenten und der Bestätigung durch den Partner, die runter läuft wie Balsam und die vielleicht den eigenen Honigtopf am meisten füllt.
Das eigene Kopfkino lässt einen oft im Außen verstummen
Meine Erfahrung zu mangelnder Kommunikation ist die, dass das Nicht-Reden vielmals eine Vermeidungsstrategie ist. Man vermeidet es, den anderen zu verletzen, ihn zu enttäuschen oder irgendwelche Traumwelten zu zerstören. Oder man vermeidet es, mit einem Partner zusammen sein zu müssen, der gerade sauer oder zumindest stinkig auf einen ist, weil man seine eigenen Bedürfnisse auf den Tisch gepackt hat und diese auch durchsetzt. Da hält man lieber den Mund, schluckt runter und füllt seinen “Wutkessel” so lange, bis er platzt. Meistens zu absolut unpassender Gelegenheit. Früher hat man so was auch Rabattmarken-Kleben genannt.
Nicht reden, nicht hinschauen und schweigen verbessern keine Situation. Vor allem nicht mittel- und langfristig. Vielleicht nimmt ein nicht gesagtes Wort aus einem aktuellen Moment die Anspannung heraus – mittelfristig gehört es aber auf den Tisch. Weil man sonst vermeidet. Und jede Vermeidung ist eine Art Selbstverrat, die jemanden zugleich traurig und ärgerlich macht. Und zu Liebe und Partnerschaft gehört auch dazu, dass man es aushält, wenn der andere anderer Meinung und manchmal eben wegen dieses Dissens auch sauer auf einen ist. Und das gilt für beide Seiten.
Vielleicht beobachten Sie mal für eine Woche Ihr Vermeidungsverhalten. Ich bin gespannt auf Ihre Erkenntnisse….