Wunderwaffen gegen Übergewicht aus der Apotheke

Die gibt es nicht, wie Thomas Benkert, Vizepräsident der Bundesapothekerkammer, in einem Artikel  klar zum Ausdruck bringt.  Schon denkt man, dass hier endlich einmal jemand Wichtiges etwas richtig Gutes zum Thema beizutragen hat, da wird der Eindruck durch den nächsten Satz auch schon wieder zerstört: Denn zum Abnehmen muss jeder “nur” weniger Kalorien aufnehmen als er verbraucht.

Aha, das ist natürlich eine durchschlagend neue Erkenntniss und trifft sowas von zu, dass man dem guten Herrn dafür den Nobelpreis der Medizin überreichen sollte.  Aber Ironie beiseite, wenn es so einfach wäre, ließe sich der Stoffwechsel spielend beherrschen, würde nie ein Jojo Effekt eintreten und vor allem wären dann die allermeisten Diäten erfolgreich.  Leider ist der Körper aber keine Maschine, die eine Skala hat, wo man ablesen kann, wieviel Kalorien er gerade verbraucht und eine weitere, die bei jedem Bissen anzeigt, wieviel man gerade zugeführt hat.

Aber das Interview mit Herrn Benkert geht ja noch weiter. Er erklärt mit erstaunlicher Offenheit, dass alle Schlankheitspräperate  und Nahrungsergänzungsmittel Nebenwirkungen haben. Wieder ein guter Satz. Und gleich danach der nächste Dämpfer, denn statt zu sagen, dass man den Junk einfach nicht kaufen soll, dass keine Vision eines schlanken Körpers es wert ist, die Gesundheit aufs Spiel zu setzen, heißt es in der nächsten Aussage, dass man deshalb diese Mittel in der Apotheke kaufen soll, weil da gleich beraten wird.

Meine Erfahrung lautet:

Die Apotheke interessiert sich nicht dafür, ob ich etwas vertrage oder ob mir die Nebenwirkungen zusetzen.  Sie verkauft mir alles in beliebiger Menge und fragt nicht mal nach gesundheitlichen Problemen.

Wer etwas Anderes erlebt hat, der hat einen weniger geldgierigen Apotheker erwischt, jemand, der Gewissen vor Geschäft reiht. Diese Apotheker sind leider nicht in jeder Apotheke anzutreffen.

Zurück zur Aussage von Herrn Benkert. Was man aus dem Artikel ablesen kann, sind widersprüchliche Botschaften, die jedoch kein sehr schmeichelhaftes Bild von der Apothekenkammer zeichnen:

1. Wir sind nicht so auf dem Laufenden, was die wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich Ursachen und Auswirkungen von Übergewicht generell betrifft. Wir werfen mal alles mit BMI über 25 in einen Topf.

2. Wir wissen, dass alles, was wir den Leuten als Diätunterstützung verkaufen, ihre Gesundheit beeinträchtigen könnte.

3. Daher wollen wir nicht, dass die Leute das Zeug im Internet kaufen, wo es billiger ist, sondern bei uns, weil wir behaupten, zu beraten (ob das wirklich der Fall ist, das ist Sache des einzelnen Apothekers)

Den ganzen Artikel gibt es hier zu lesen.

Und ja, er hat recht damit, dass man sich keine Diätmittel übers Internet kaufen sollte. Nur vergaß er zu sagen, dass man sich das Geld, das man dafür ausgibt, überhaupt sparen kann und besser in ein gutes Essen in einem Toprestaurant mit guten Freunden investiert.

 


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