Selbstverständlich wussten immer alle, warum der niedersächsische Ministerpräsident Johannes Rau am Wochenende lange Ausflüge machte. Es wussten ja auch alle, warum er „Bruder Johannes“ genannt wurde. Wegen seiner christlichen Nächstenliebe natürlich, die ihn veranlasste, der DDR gegen das versprechen, die DDR-Staatsbürgerschaft anzuerkennen, das Zugeständnis abzutrotzen, ihre Flughäfen für aus ihrer bürgerkriegsgeplagten Heimat in das gute alte Westdeutschland fliehende Tamilen zu schließen. Bei Westerwelle wusste es jeder. Bei Seehofer hatten sie sogar die Adresse der Buhlschaft. Bei Willy Brandt entstand ein Volksmärchen aus dessen amourösen Abenteuern im Kanzlerzug. Bei Oskar Lafontaine war klar, dass ihn mit seiner Frau nur noch eine Art Scheinehe verband.
Doch Konsens in der multilateralen Medienlandschaft in Deutschland ist es immer gewesen, private Dinge von Amtsträgern nicht breitzutreten. Wo „Sun“ und „News Of The World“ in Großbritannien aus Gerüchten Kampagnen zimmern, bildeten sich Bonner und später Berliner Mediencorps viel darauf ein, auch „einfach mal die Fresse halten“ zu können, wie Dieter Nuhr sagen würde.
Wann dieser Fall kollektiv auf den Markt geschleift und wann jener kollektiv durch wegschauen beigelegt wurde, entscheidet keine Großtagung der Enthüllungsschriftsteller und kein Verlgerkongress, sondern meist einfache politische Opportunität. Ist es zweckmäßig, einen Skandal vom Zaun zu brechen? Bringt es Quote? Oder nur Ärger?
Ähnlich halten es die politischen Konkurrenten, die in allen Fällen als Munitionslieferanten dienen und zudem noch als Empörte auftreten müssen. Einmal zuviel mit dem Finger gezeigt, dann wühlt die Gegenpartei bei dir selbst im Schlamm von Jugendverfehlungen und Karnevalsfehltritten, dann kommt auf den Tisch, was unterm Teppich bleiben muss: Merkels Jugendabenteuer in Grünheide. Seehofers Baby. Wulffs Frau und sein Kreditvertrag. Kohl Umgang mit seiner Frau.
Im Unterschied zum politischen Skandal, dessen Aufdeckung Ehrensache und Alltagsgeschäft ist, kommt der Skandal des Politikers der wahren Person von Ministern, Kanzlern und Staatssekretären nahe: Günther Krause und seine polnische Putzfrau. Michel Friedman und die ukrainischen Nymphen. Die Fußballleidenschaft des Reinhard Klimmt. Die schicken Schlipse, die Cem Özdemir und Moritz Hunzinger verbanden. Die neue Liebe von Gregor Gysi. Die neue Liebe von Oskar Lafontaine.
Beunruhigend ist daran natürlich nicht das Wissen, dass Medien mehr wissen, als sie ihren Konsumenten mitteilen. Beunruhigend ist der Umstand, dass sie nicht nur bei unappetitlichen Einzelheiten aus Hosenställen und Brieftaschen der Polit-Elite, sondern jederzeit und bei jedem Thema entscheiden können, es einfach totzuschweigen. Bestes beispiel, wenn auch unpolitisch, war die friedliche Fußball-WM 2006 „im eigenen Land“ (dpa). Damals schrieb vier Wochen lang nicht eine deutsche Zeitung ein Wort wie „Hooligans“, „Krawalle“ oder „Ausschreitungen“, obwohl es Anlass zur Genüge gab, wie ein BBC-Film später eindrucksvoll belegte.
Selbstverständlich wussten es alle. Es war nur nicht opportun, mit dem Wissen zu protzen. Das geschieht erst, wenn die Stunde schlägt, wenn die Jäger sich der Beute sicher sind. Dann entstehen die schönsten Hetzsätze, Passagen von einer Qualität, wie sie „Sun“ und „News of the World“ nie erreichten: Bettina Wulff etwa soll dann "schon als Schülerin zu Partys nach Sylt gefahren sein“, wie die „Welt“ recherchiert hat. Nein, „Artemis“ schreiben sie nicht. Aber: „Und weißte nicht und haste nicht gehört. Tsstssstsss. Gerede, Gerede, Gerede - das fanden nur wenige gut in der ja noch immer ziemlich strukturkonservativen niedersächsischen CDU."
Doch Konsens in der multilateralen Medienlandschaft in Deutschland ist es immer gewesen, private Dinge von Amtsträgern nicht breitzutreten. Wo „Sun“ und „News Of The World“ in Großbritannien aus Gerüchten Kampagnen zimmern, bildeten sich Bonner und später Berliner Mediencorps viel darauf ein, auch „einfach mal die Fresse halten“ zu können, wie Dieter Nuhr sagen würde.
Wann dieser Fall kollektiv auf den Markt geschleift und wann jener kollektiv durch wegschauen beigelegt wurde, entscheidet keine Großtagung der Enthüllungsschriftsteller und kein Verlgerkongress, sondern meist einfache politische Opportunität. Ist es zweckmäßig, einen Skandal vom Zaun zu brechen? Bringt es Quote? Oder nur Ärger?
Ähnlich halten es die politischen Konkurrenten, die in allen Fällen als Munitionslieferanten dienen und zudem noch als Empörte auftreten müssen. Einmal zuviel mit dem Finger gezeigt, dann wühlt die Gegenpartei bei dir selbst im Schlamm von Jugendverfehlungen und Karnevalsfehltritten, dann kommt auf den Tisch, was unterm Teppich bleiben muss: Merkels Jugendabenteuer in Grünheide. Seehofers Baby. Wulffs Frau und sein Kreditvertrag. Kohl Umgang mit seiner Frau.
Im Unterschied zum politischen Skandal, dessen Aufdeckung Ehrensache und Alltagsgeschäft ist, kommt der Skandal des Politikers der wahren Person von Ministern, Kanzlern und Staatssekretären nahe: Günther Krause und seine polnische Putzfrau. Michel Friedman und die ukrainischen Nymphen. Die Fußballleidenschaft des Reinhard Klimmt. Die schicken Schlipse, die Cem Özdemir und Moritz Hunzinger verbanden. Die neue Liebe von Gregor Gysi. Die neue Liebe von Oskar Lafontaine.
Beunruhigend ist daran natürlich nicht das Wissen, dass Medien mehr wissen, als sie ihren Konsumenten mitteilen. Beunruhigend ist der Umstand, dass sie nicht nur bei unappetitlichen Einzelheiten aus Hosenställen und Brieftaschen der Polit-Elite, sondern jederzeit und bei jedem Thema entscheiden können, es einfach totzuschweigen. Bestes beispiel, wenn auch unpolitisch, war die friedliche Fußball-WM 2006 „im eigenen Land“ (dpa). Damals schrieb vier Wochen lang nicht eine deutsche Zeitung ein Wort wie „Hooligans“, „Krawalle“ oder „Ausschreitungen“, obwohl es Anlass zur Genüge gab, wie ein BBC-Film später eindrucksvoll belegte.
Selbstverständlich wussten es alle. Es war nur nicht opportun, mit dem Wissen zu protzen. Das geschieht erst, wenn die Stunde schlägt, wenn die Jäger sich der Beute sicher sind. Dann entstehen die schönsten Hetzsätze, Passagen von einer Qualität, wie sie „Sun“ und „News of the World“ nie erreichten: Bettina Wulff etwa soll dann "schon als Schülerin zu Partys nach Sylt gefahren sein“, wie die „Welt“ recherchiert hat. Nein, „Artemis“ schreiben sie nicht. Aber: „Und weißte nicht und haste nicht gehört. Tsstssstsss. Gerede, Gerede, Gerede - das fanden nur wenige gut in der ja noch immer ziemlich strukturkonservativen niedersächsischen CDU."