Es war die am sehnsüchtigsten erwartete Rede des Jahre. In nicht einmal sieben Minuten sollte der Bundespräsident alles klären, es allen recht machen, aber lieber links. Die Euro-Krise war noch beenden, ein wenig Europastimmung sollte auch aufkommen, zugleich aber mussten Kritiker zum Schweigen gebracht werden wie der ewig medieneifrige Kardinal Joachim Meisner, der in den Tagen vor dem großen Redeereignis zum Rückzug und zum Eingeständnis, der Präsident des Volkes sei ein "armer Sünder" geraten hatte.
Christian Wulff aber hat Format gezeigt. Er hielt dem Druck stand, er hörte nicht auf die Pöbeleien, er drückte das Kreuz durch und hielt seine Rede. Eine halbe Woche vor dem großen Tag der Ausstrahlung, dem die ganze Nation entgegenzittert, schon einigte er sich mit Ehefrau Bettina, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Kreis seiner engsten Berater auf einen Redetext, den er anschließend im großen Ballsaal von Schloss Bellevue einlas.
Ein Datenleck im Hausnetz des ersten Hauses im Lande ermöglicht es PPQ, die selbstbewusste, aber auch selbstkritische Rede bereits vorab im Wortlaut öffentlich zu machen. Nein, Christian Wulff nimmt kein Blatt vor den Mund. Und ja, er bleibt sich treu. Aber doch, seine Kritiker werden wieder auf ihn einschlagen. Allerdings vergeblich. Denn letztlich gilt die alte Regel: Hält die Schweigefront noch eine Woche, verliert das Publikum den Spaß am Thema, zu dem, wie Christian Wulff selbst schon an Tag zwei der Affäre bemerkte, „alles gesagt“ ist. Während "Spiegel", dpa und die FAZ noch böswillig behaupten, Wulff würde in seiner Weihnachtsrede nicht auf die bösen Vorwürfe eingehen, zeigt das Wortlautprotokoll aus dem Schloss, dass er - sehr staatsmännisch - durchaus dazu Stellung nimmt.
Hier die Mitschrift der Sendung vom kommenden Samstag:
"Fröhliche Weihnachten, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! In diesen festlichen Tagen nehmen wir uns Zeit für Menschen, die uns wichtig sind. Wir freuen uns über Besuche, Briefe und Anrufe, so weit sie nicht von Presseleuten kommen. Wir spüren: Wir gehören zusammen wie meine Freunde und ich. Wir stützen einander, nicht nur während der Ferien. Wir sind einander verbunden, auch über Verträge und Banküberweisungen. Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: Das brauchen wir in unseren Familien, in unserem privaten Leben und in unserer ganzen Gesellschaft. Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: All das geschieht nicht von allein. Dafür muss man etwas tun.
Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Verantwortung übernehmen, auch ohne einen Grundbucheintrag. Einige dieser Menschen habe ich heute Abend ins Schloss Bellevue eingeladen. Da ist Carsten Maschmeyer, ein ganz alter Freunde, der nie gefragt hat, was ich als Gegenleistung bringe. Und da ist Egon Geerkens, der auf viel Geld verzichtet hat, damit ich meiner Familie ein Dach über dem Kopf bieten konnte. Sie haben sich in diesem Jahr für andere, mit anderen gemeinsam eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen und Motiven, die wir alle nicht kennen. Obwohl sie alle verschieden sind, liegt es an ihnen und an vielen anderen, die so handeln wie sie, dass unser Land zusammengehalten wird: von Solidarität und von dem gemeinsamen Füreinandereinstehen.
Der Staat kann im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschen in Not finanziell unterstützen. Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die Hand reichen, jemandem finanzielle Unterstützung zu geben, von dem viele meinen, er verdiene doch eigentlich genug: Dafür braucht es Menschen, für die Menschlichkeit wichtig ist. Dafür braucht es Menschen wie sie: Menschen, die sich in der Nachbarschaft um Kinder kümmern, für die Menschen mit Behinderungen von Anfang an selbstverständlich dazugehören. Menschen, die Kranke besuchen, einfach so, weil es für sie normal ist, eine Freude und ein persönlicher Gewinn, Menschen, für die auch Politiker nicht einfach verlogen und ohne Moral sind, sondern Menschen wie du und ich. Wer sich so engagiert, bekommt viel zurück.
Unsere Gesellschaft ist frei und bunt: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten, wir sind unterschiedlich, was unsere Herkunft angeht, unsere Religion, unsere Einkommen, unsere Bildung und unsere Träume vom Glück. Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor dem, der anders ist als man selbst. Und Anerkennung auch seiner Leistungen. Jeder muss spüren: Ich gehöre dazu, ich werde gebraucht.
Zusammenhalt, Verständigung und Miteinanderauskommen: Das gilt auch für die Beziehungen zu all unseren Partnern in der Welt. Unser Land wird hoch geachtet. Unsere freiheitliche und tolerante Gesellschaft, unsere Verlässlichkeit gegenüber großen und kleinen Ländern wird geschätzt. Das immer wieder zu erleben, ist eine beglückende Erfahrung meiner Begegnungen mit Gästen hier und bei unseren Reisen ins Ausland, etwa nach Mallorca.
Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Verantwortung zu übernehmen - auch in Europa. Wir erwarten von unseren Partnern das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen. Wir haben Vertrauen in die europäische Einigung und in die Kraft Europas. Viele unserer Landsleute sind als Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten oder als zivile Aufbauhelfer im Ausland, um Entwicklung zu fördern, Frieden in der Welt zu sichern und Terrorismus zu bekämpfen.
Wir sind in Gedanken bei ihnen und ihren Partnern, ihren Kindern und Eltern, die sie gerade in diesen Tagen besonders vermissen. Von Weihnachten geht die Botschaft des Friedens und der Zuversicht aus. Was vor 2000 Jahren auf den Feldern von Bethlehem als Gruß der Engel an die Hirten erklang, das ersehnen wir uns auch heute: Friede auf Erden, Vergebung unserer Schuld und Rückzahlung unserer Schulden.
Zu Weihnachten wünsche ich uns allen eine tragende Gemeinschaft - eine Familie und Freunde, die uns Heimat und Zuhause und finanzielle Sicherheit in schweren Tagen bedeuten. Lassen Sie uns immer wieder neu finden, was uns miteinander verbindet und zusammenhält. Das fängt im Kleinen an. Im Weihnachtsbaum hier hängen Sterne, auf die Kinder ihre Wünsche geschrieben haben. Wissen Sie, was ich jetzt am liebsten hätte? Mehr Ruhe. Weniger Aufgeregtheit. Das wünschen sich meine Kinder übrigens auch. Nehmen wir uns die Zeit füreinander. Ihnen allen wünschen meine Frau und ich ein frohes Fest und dann ein gutes, erfülltes Neues Jahr 2011."
Wulffs Erben: Das Kandidatenkarussell
Wulffs Bekenntnis: So habe ich den Skandal erlebt
Wulffs Waschmaschine: Sauberes Geld im Schloss
Christian Wulff aber hat Format gezeigt. Er hielt dem Druck stand, er hörte nicht auf die Pöbeleien, er drückte das Kreuz durch und hielt seine Rede. Eine halbe Woche vor dem großen Tag der Ausstrahlung, dem die ganze Nation entgegenzittert, schon einigte er sich mit Ehefrau Bettina, Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Kreis seiner engsten Berater auf einen Redetext, den er anschließend im großen Ballsaal von Schloss Bellevue einlas.
Ein Datenleck im Hausnetz des ersten Hauses im Lande ermöglicht es PPQ, die selbstbewusste, aber auch selbstkritische Rede bereits vorab im Wortlaut öffentlich zu machen. Nein, Christian Wulff nimmt kein Blatt vor den Mund. Und ja, er bleibt sich treu. Aber doch, seine Kritiker werden wieder auf ihn einschlagen. Allerdings vergeblich. Denn letztlich gilt die alte Regel: Hält die Schweigefront noch eine Woche, verliert das Publikum den Spaß am Thema, zu dem, wie Christian Wulff selbst schon an Tag zwei der Affäre bemerkte, „alles gesagt“ ist. Während "Spiegel", dpa und die FAZ noch böswillig behaupten, Wulff würde in seiner Weihnachtsrede nicht auf die bösen Vorwürfe eingehen, zeigt das Wortlautprotokoll aus dem Schloss, dass er - sehr staatsmännisch - durchaus dazu Stellung nimmt.
Hier die Mitschrift der Sendung vom kommenden Samstag:
"Fröhliche Weihnachten, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! In diesen festlichen Tagen nehmen wir uns Zeit für Menschen, die uns wichtig sind. Wir freuen uns über Besuche, Briefe und Anrufe, so weit sie nicht von Presseleuten kommen. Wir spüren: Wir gehören zusammen wie meine Freunde und ich. Wir stützen einander, nicht nur während der Ferien. Wir sind einander verbunden, auch über Verträge und Banküberweisungen. Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: Das brauchen wir in unseren Familien, in unserem privaten Leben und in unserer ganzen Gesellschaft. Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: All das geschieht nicht von allein. Dafür muss man etwas tun.
Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Verantwortung übernehmen, auch ohne einen Grundbucheintrag. Einige dieser Menschen habe ich heute Abend ins Schloss Bellevue eingeladen. Da ist Carsten Maschmeyer, ein ganz alter Freunde, der nie gefragt hat, was ich als Gegenleistung bringe. Und da ist Egon Geerkens, der auf viel Geld verzichtet hat, damit ich meiner Familie ein Dach über dem Kopf bieten konnte. Sie haben sich in diesem Jahr für andere, mit anderen gemeinsam eingesetzt. Aus unterschiedlichen Gründen und Motiven, die wir alle nicht kennen. Obwohl sie alle verschieden sind, liegt es an ihnen und an vielen anderen, die so handeln wie sie, dass unser Land zusammengehalten wird: von Solidarität und von dem gemeinsamen Füreinandereinstehen.
Der Staat kann im Rahmen seiner Möglichkeiten Menschen in Not finanziell unterstützen. Aber jemandem Mut zusprechen, jemandem auf die Schulter klopfen, jemandem die Hand reichen, jemandem finanzielle Unterstützung zu geben, von dem viele meinen, er verdiene doch eigentlich genug: Dafür braucht es Menschen, für die Menschlichkeit wichtig ist. Dafür braucht es Menschen wie sie: Menschen, die sich in der Nachbarschaft um Kinder kümmern, für die Menschen mit Behinderungen von Anfang an selbstverständlich dazugehören. Menschen, die Kranke besuchen, einfach so, weil es für sie normal ist, eine Freude und ein persönlicher Gewinn, Menschen, für die auch Politiker nicht einfach verlogen und ohne Moral sind, sondern Menschen wie du und ich. Wer sich so engagiert, bekommt viel zurück.
Unsere Gesellschaft ist frei und bunt: Wir leben in verschiedenen Lebenswelten, wir sind unterschiedlich, was unsere Herkunft angeht, unsere Religion, unsere Einkommen, unsere Bildung und unsere Träume vom Glück. Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor dem, der anders ist als man selbst. Und Anerkennung auch seiner Leistungen. Jeder muss spüren: Ich gehöre dazu, ich werde gebraucht.
Zusammenhalt, Verständigung und Miteinanderauskommen: Das gilt auch für die Beziehungen zu all unseren Partnern in der Welt. Unser Land wird hoch geachtet. Unsere freiheitliche und tolerante Gesellschaft, unsere Verlässlichkeit gegenüber großen und kleinen Ländern wird geschätzt. Das immer wieder zu erleben, ist eine beglückende Erfahrung meiner Begegnungen mit Gästen hier und bei unseren Reisen ins Ausland, etwa nach Mallorca.
Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Verantwortung zu übernehmen - auch in Europa. Wir erwarten von unseren Partnern das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen. Wir haben Vertrauen in die europäische Einigung und in die Kraft Europas. Viele unserer Landsleute sind als Soldatinnen und Soldaten, Polizistinnen und Polizisten oder als zivile Aufbauhelfer im Ausland, um Entwicklung zu fördern, Frieden in der Welt zu sichern und Terrorismus zu bekämpfen.
Wir sind in Gedanken bei ihnen und ihren Partnern, ihren Kindern und Eltern, die sie gerade in diesen Tagen besonders vermissen. Von Weihnachten geht die Botschaft des Friedens und der Zuversicht aus. Was vor 2000 Jahren auf den Feldern von Bethlehem als Gruß der Engel an die Hirten erklang, das ersehnen wir uns auch heute: Friede auf Erden, Vergebung unserer Schuld und Rückzahlung unserer Schulden.
Zu Weihnachten wünsche ich uns allen eine tragende Gemeinschaft - eine Familie und Freunde, die uns Heimat und Zuhause und finanzielle Sicherheit in schweren Tagen bedeuten. Lassen Sie uns immer wieder neu finden, was uns miteinander verbindet und zusammenhält. Das fängt im Kleinen an. Im Weihnachtsbaum hier hängen Sterne, auf die Kinder ihre Wünsche geschrieben haben. Wissen Sie, was ich jetzt am liebsten hätte? Mehr Ruhe. Weniger Aufgeregtheit. Das wünschen sich meine Kinder übrigens auch. Nehmen wir uns die Zeit füreinander. Ihnen allen wünschen meine Frau und ich ein frohes Fest und dann ein gutes, erfülltes Neues Jahr 2011."
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