Die große Affäre, sie endet kleinteilig. Lange schon hat sich das Publikum abgewandt vom Bundespräsidenten, seinen Krediten, den Gratisurlauben, den geschenkten Bobbycars für die Kinder. Mit dem halben Untergang des Kreuzfahrtdampfers "Costa Concordia" war das rettende Ufer dann endlich erreicht. Andere Brennpunkte, andere Moralschlachten, andere Köpfe, die rollen müssen.
Wie ein Appendix erscheint da die mit dem ersten Flachlandschnee ins Haus schneiende Transparenz, die Wulff vor gefühlten vier Jahren im Fernsehen für "morgen früh" angekündigt hatte und nun durch seine Anwälte herstellen lässt. Und wie durchsichtig das alles ist! 240 Seiten lang versuchen Journalisten aller großen Blätter, irgendein Loch zu finden in der Doppeldeckung des ersten Mannes im Staate. Der aber lässt sich so einfach nicht fangen: Was er sagen lässt, bleibt immer ungefähr und veränderungsbereit. "Stand 18.1." steht über allen vier Teilen der großen, offenbar vorläufigen Selbstdokumentation, die so lähmend langweilig ist, wie ein Bundespräsident laut Stellenbeschreibung zu sein hat.
Von dem jungen Mann mit der dünnen Drahtbrille, den kämpferisch zusammengebissenen Zähnen und dem tatendurstigen Blick in eine herausfordernde Zukunft, der Christian Wulff einer alten Autogrammkarte zufolge einmal gewesen sein will, bleibt nur das rote Asurufezeichen. Hier stand er, und er wusste es nicht besser. Das händisch mit einem kühnen Kulikringel versehene Kleinod aus einer Vergangenheit, als auch Christian Wulff wenigstens auf Grußkarten ans Volk den Eindruck zu vermitteln versuchte, er wolle die Welt verändern, ist eine Ebay-Auktion geworden. Auf die noch keiner geboten hat.
Wulff-Wochen bei PPQ: Ein Schiff wird kommen