Wulff geht an die Börse. An unsere.

Es ist der Griff in die Innentasche seines Anzuges, der uns von Christian Wulff in Erinnerung bleiben wird. Meistens sah es so aus, als stecke er gerade seine Brieftasche zurück, nachdem er dort etwas hineingesteckt hatte. Bei der Verkündung seines Rücktritts war es der Griff nach dem Zettel, von dem er seine juristisch ausgefeilte Rede ablas. Er zog ihn -so wissen wir seit heute- als Zettel aus seinem Sacko und steckte ihn als millionenschweren Hauptgewinn wieder zurück, so schwer wie der Kredit für sein Haus. 
So wie Michael Braun, der CDU Bausenator, der vorigen Herbst nach nur 20 Tagen zurücktrat, weil seine Tätigkeiten als Notar bei Transaktionen von Schrottimmobilien ins Zwielicht geraten war. Er steckte nach seinem Rücktritt 48.000 EUR "Übergangsgeld" ein. 
Und so wie Klaus Zumwinkel. Der Manager, der dafür sorgte, dass die Post auch nach der Liberalisierung Monopolist blieb. Der die Adressen seiner Kunden, also aller Haushalte, die einen Briefkasten haben, als Nebengeschäft an Reklamefirmen verhökerte. Und dann ausgerechnet selbst über eine Daten-CD stolperte. Der aber im Sturz noch Millionen mitnahm, als Vorauszahlung auf seine Postmonopolpension.
Christian Wulff war wegen, und nur deswegen, zurückgetreten, weil die Staatsanwalt beschlossen hatte, gegen ihn zu ermitteln. Aber der Mann, der heute darüber entschied, ob Wulff die Sofortrente, im Beamtendeutsch: Ehrensold, bekommt, ist ein alter Freund: Der Leiter des Bundespräsidialamtes Hagenbölling war vorher Leiter von Wulffs Staatskanzlei. Und er entschied: Weil Wulff aus "politischen Gründen" zurückgetreten ist, stehe ihm die Sofortrente zu. Irgendwer auf Twitter schrieb, dann müsse man Wulff auch, sollte er angeklagt und verurteilt werden, als politischen Gefangenen betrachten.
Die Meldung hat bei den Lesern der Online FAZ bis jetzt 260, die meisten vernichtende, Kommentare ausgelöst. Die Erregermaschine Spiegel Online findet Hagenböllings Entscheidung richtig (wohl weil das mehr Klickraten bringt). Die SZ will den "Ehrensold" abschaffen. Wie gut, wenn es da in der Opposition Leute wie Andrea Nahles gibt. Ein großer Geist stört sich nicht an kleinen Aufgeregtheiten, sondern sagt:

"Diese Entscheidung ist zu akzeptieren. Es gibt ja Gesetze, die das regeln. Daran sollten wir uns halten."

Ach so. Man könnte jetzt fragen: Wozu braucht man dann eigentlich eine Opposition, die SPD zum Beispiel? Es gibt doch schon alle Gesetze. Gesetze muss man nach Nahles auch nicht mehr auslegen. Nee, steht doch alles drin. Als hätte Nahles beim Geschirrspülen nur mal hin und wieder und mit einem Ohr zum Fernseher geschaut, als #Wulff zurücktrat.
Und Merkels Umfragewerte sind auf neuem Hoch.

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