Die Regeländerungen bringen auch viele neue Autos mit sich. Aber nicht nur das: es wird auch einen neuen Hersteller in der WTCC geben. Die Fahrzeugvielfalt ist 2014 so groß wie schon lange nicht mehr.
Die Neueinsteiger: Citroën
Citroën wird bereits der elfte Fahrzeughersteller in der Geschichte der modernen WTCC sein. Bisher war das Team in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) unterwegs, für 2014 folgt nun also der Umstieg in die Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Im Laufe der Saison werden vier Fahrzeuge an den Start gehen, davon drei über die gesamte Saison hinweg. Lediglich der Chinese Ma-Qing Hua wird nur vereinzelte Gaststarts absolvieren.
Für die Debütsaison hat sich Citroën jedenfalls große Namen für die Cockpits gesichert: Yvan Muller dominierte die WTCC 2013 und wird 2014 als viermaliger Weltmeister zu dem französischen Team hinzustoßen. Auch dabei: Neunfacher Rallye-Weltmeister und WTCC-Debütant Sébastien Loeb. Das dritte Fahrzeug übernimmt José Maria López, der 2013 auf Anhieb bei seinem WTCC-Debüt im unterlegenen BMW gewinnen konnte.
Für Citroën wird es in erster Linie darum gehen, das Einsatzfahrzeug, den C-Elysée, für den Renntrimm tauglich zu machen. Im Laufe der Saison soll dann den etablierten Fahrzeugen Paroli um die Sieg geboten werden. Bei dem Fahrer-Lineup sind aber auch ein sofortiger Erfolg und vielleicht sogar der WM-Titel nicht allzu unrealistisch.
Jahr Zwei für Honda
Honda wird in das zweite komplette Jahr als WTCC-Werksteam gehen. Schon 2012 absolvierte Tiago Monteiro drei Rennen für Honda, 2013 wurde das erste volle Programm gefahren, bei dem auch direkt einige Rennsiege eingefahren werden konnten. Gegen die überlegenen Chevrolet Cruze konnte man sich jedoch nur äußerst selten durchsetzen.
Für 2014 wird es jedoch nicht viele Änderungen geben. Gabriele Tarquini und Tiago Monteiro werden weiterhin die beiden Werksfahrzeuge pilotieren. Zengo Motorsport und Norbert Michelisz übernehmen auch in dieser Saison einen privaten Honda Civic. Jedoch wird es noch einen zusätzlichen neuen, vierten Civic für Proteam Racing mit Mehdi Bennani am Steuer geben. Und auch in der TC2 wird es mindestens einen Honda Civic nach Vorjahresreglement geben, eingesetzt vom schwedischen Team Nika Racing, gefahren vom Japaner Yukinori Taniguchi.
Für Honda muss es Pflicht sein, sich zumindest in den ersten Rennen gegen den Erzrivalen Citroën durchzusetzen. Im Grunde genommen wäre auch eine Niederlage gegen die privaten Chevrolet Cruze ein halber Gesichtsverlust, da man wesentlich mehr Budget und Resourcen zur Verfügung hat als RML, die die “alten” Chevrolets bereitstellen. Und auch LADA sollte eigentlich nicht in der Lage sein, Honda regelmäßig zu schlagen. Doch ob Honda nun wirklich das Zepter in die Hand nimmt oder weiter mit technischen Kinderkrankheiten kämpfen muss, wird sich erst im Laufe des Jahres herausstellen.
Wundertüte RML
Lange war nicht bekannt, ob man 2014 überhaupt einen Chevrolet Cruze im Grid der WTCC sehen würde. Immerhin dominierten die Cruzes die letzten drei Jahre der WTCC nach dem Ausstieg von SEAT und BMW. Der amerikanische Mutterkonzern General Motors zog sich jedoch schon 2012 aus dem WTCC-Programm zurück, 2013 konnte man noch mit dem Privatbudget einiger Teams überbrücken. Jedoch waren für die letzte Saison keine technischen Neuerungen notwendig.
Anders 2014: die Fahrzeuge müssen für die TC1 neu aufgebaut werden, doch wo soll das Geld herkommen, wenn nicht vom Hersteller selber? RML, das Team, das in den letzten vier Jahren den Weltmeister stellte, fasste sich Mitte letzten Jahres ein Herz und ging großes Risiko, als vollmundig angekündigt wurde, dass man für 2014 sechs Chevrolet Cruze aufbereiten würde. Und das unmögliche geschah tatsächlich: die Truppe aus England konnte sechs Chevrolet Cruze an Privatteams verkaufen und nach Marrakesch schicken.
Yvan Muller und Pepe Oriola sind zwei schwerewiegende Abgänge, mit dem verrückten Holländer Tom Coronel konnte jedoch ein schnelles WTCC-Urgestein verpflichtet werden. Auch Rennsieger Tom Chilton konnte gehalten werden, dazu kommen zwei Fahrzeuge für Münnich Motorsport und Campos Racing.
Wie schnell der neue Cruze aber wirklich ist, muss man erst abwarten. Einen direkten Vergleich mit den anderen TC1-Fahrzeugen gab es bisher nicht.
Mögliche Sensation für LADA?
LADA wird in die zweite volle Saison in Folge gehen und der Fahrerkader ist so stark wie noch nie. Mikhail Kozlovskiy wird der dritte Fahrer sein, der vor allem aus finanziellen Gründen weiter für den russischen Hersteller fahren wird. Wirklich spektakulär sind jedoch die anderen zwei Fahrer: Ex-Vizeweltmeister James Thompson wird LADA weiterhin unterstützen und niemand geringerer als Rob Huff, Weltmeister von 2012, wird ebenfalls für LADA fahren.
Das britische Fahrerduo dürfte neben Muller-Loeb das wohl stärkste der WTCC sein und somit kann das russische Team durchaus Podestplätze anpeilen. Ob es aus eigener Kraft für Rennsiege reichen wird, ist jedoch fraglich. Mit ein bisschen Glück und der Hilfe vom Reverse Grid könnte es jedoch sehr wohl zu Überraschungen kommen. Es bleibt abzuwarten, wie gut der neue LADA Granta gehen wird.
Kampf um die TC2-Krone zwischen BMW und SEAT
Es verbleiben noch zwei Hersteller, die für 2014 keine neuen Autos stellen und somit den Kampf in der TC2 wohl unter sich ausmachen werden. Die Rede ist von BMW und SEAT, die bereits seit dem Beginn der Serie 2005 am Start sind. Jedoch zogen beide Hersteller vor vier bzw. fünf Jahren den Stecker und zogen alle werksseitigen Resourcen aus der Tourenwagen-WM zurück. Somit wurden auch keine Fahrzeuge für das neue Reglement gebaut und man kann also davon ausgehen, dass 2014 das vorerst letzte Jahr sein wird, in dem man BMW und SEAT im Grid sehen wird. Jedoch gibt es immer wieder Gerüchte, dass zumindest SEAT 2015 mit der neuen Generation des Léon zurückkommen könnte.
Viele TC2-Autos wird es jedenfalls nicht geben. Campos Racing wird mindestens zwei SEAT einsetzen, evtl. auch noch einen dritten; für BMW sind bisher nur die zwei Autos vom Team Engstler gemeldet. Allerdings ist damit zu rechnen, dass es noch den ein oder anderen Gaststart im Laufe der Saison auf einem der beiden Fahrzeuge geben wird. Punkte, geschweige denn Siege, sind jedoch in weiter Ferne. Die TC2-Autos werden nicht konkurrenzfähig sein und somit ihr eigenes Süppchen kochen. Dazu kommt der Honda Civic von Nika Racing, der die TC2 aufmischen wird. Ob es also für einen Titel für SEAT oder BMW reichen wird, ist fraglich.