Wozu sind wir eigentlich auf der Welt?

Von Wernerbremen


Ihr Lieben,
heute Abend möchte ich Euch eine Geschichte von Willi Hoffsümmer erzählen:

„Das Fernsehprogramm“

„Gestern Abend sah ich im Fernsehen, wie ein Mann vor Schwäche zusammenbrach.
Sein mageres Rückgrat lag wie ein Stück Strandgut im Sand. 

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Neben ihm kauerte sein kleiner Sohn, dessen kleine Hand nur noch aus Haut und Knochen bestand und dessen Mund sich kein Schrei nach Essen mehr entrang, weil er aufgrund des Hungers dazu bereits zu schwach war.

Die Hand eines verhungernden Kindes und eines wohlgenährten Menschen
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Flüchtlingstrecks zogen an den beiden vorbei, niemand sah sich nach ihnen um.
Mindestens 5 Millionen Menschen sahen das Geschehen, sie tranken Kaffee oder Bier, stopften ihr Abendbrot und ihre Chips in sich hinein, rauchten, schwiegen – und sagten am Ende:
„Es war wieder nichts – das Fernsehprogramm!“


Ihr Lieben,

ich frage mich, je älter ich werde, was eigentlich unsere Aufgabe hier auf Erden ist.
Diese Frage meine ich gar nicht religiös, sondern ich stelle sie mir ganz allgemein:
Sind wir auf der Erde nur zu unserem eigenen Sparvergnügen, nur, damit es uns gut geht, damit wir Erfolg haben, damit unsere Träume erfüllt werden, dass unsere Ziele erreicht werden?
oder

Sind wir auf der Erde, um uns und anderen Menschen Freude zu machen, um mitzuhelfen, diese Welt ein wenig menschlicher zu gestalten?

Wir zittern im Fernsehen mit, wenn es darum geht, dass jemand bei Herrn Jauch Millionär wird, wir sind gespannt, wer dieses Mal Superstar bei DSDS wird oder Supertalent.

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Wir spüren ein wenig Angst, wenn wir uns Krimis oder Horrorfilme im Fernsehen ansehen und mancher ist hinterher so aufgeregt, dass er kaum einschlafen kann.
In wenigen Wochen beginnt die Fußballeuropameisterschaft in Polen und der Ukraine und wir werden wieder mit zittern, ob Deutschland Europameister wird oder nicht.

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Und wenn Deutschland nicht Europameister werden sollte, soll es aufgrund der Erfahrungen von früheren Europa- und Weltmeisterschaften Menschen geben, die vor lauter Enttäuschung ihren Fernseher aus dem Fenster werfen oder tagelang ihre eigene Familie mit ihrer schlechten Laune quälen.
Wenn aber Menschen, wie in der kleinen Geschichte geschildert, vor Hunger verrecken, Kinder vor Hunger sterben, dann ist das kurz nach der Nachricht vergessen, dann wird wieder zur Tagesordnung übergegangen, das regt kaum jemand auf.

Auch ich schließe mich damit ein, dass ich manches Mal nach solchen Nachrichten zur Tagesordnung übergehe und mich selbst mit der Meinung beruhige: „Du kannst nicht überall helfen!“

Und wieder stellt sich mir anfängliche Frage:
„Wozu bin ich eigentlich auf dieser Erde?“

Ich möchte an dieser Stelle ganz bewusst keine fertige Antwort geben.
Die Antwort für sein eigenes Leben muss jede und jeder von uns selbst herausfinden.

Entscheidend ist aber, dass wir aufwachen aus unserer Abgestumpftheit, damit uns Nachrichten wie von dem verhungernden Vater und seinem Sohn uns nicht kalt lassen, sondern damit uns die Auseinandersetzung damit wichtiger ist als die Frage, wer Superstar oder Supertalent wird.

Entscheidend ist aber, dass wir uns ehrlich von uns selbst die Frage stellen:
Wozu bin ich eigentlich auf der Erde?, dass wir uns Zeit nehmen, in der Stille in uns hinein zu hören, damit wir eine Antwort finden, die unser Leben trägt, und damit wir nicht eines Tages, wenn uns unsere Kinder und Enkelkinder danach fragen, wozu wir eigentlich auf der Erde sind, nicht sagen müssen: „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht!“

Ich wünsche Euch eine gute erquickende und ruhige Nacht und grüße Euch herzlich aus Bremen

Euer fröhlicher Werner

Quelle: Karin Heringshausen