Wortgefecht

Früher oder später kommt beim Schreiben der Moment, in dem man sein eigenes Geschriebenes nicht mehr ausstehen kann. Stunden und Tage hat man um Worte gerungen, hat Sätze geformt, umgeformt und verworfen, man hat darum gekämpft, genau das zu Papier zu bringen, was in Gedanken gewachsen ist. Man denkt, man habe sein Bestes gegeben, doch wenn man liest, was entstanden ist, erscheint alles nur noch banal, farblos, austauschbar und dann folgt der Katzenjammer: “Ich kann nicht schreiben, bin vollkommen unbegabt. Am liebsten würde ich den ganzen Text vernichten.”

Für Aussenstehende erscheint dieses Gejammer oft als ein Fischen nach Komplimenten, aber das ist es nicht; es ist die echte Verzweiflung über das eigene Unvermögen, die Worte zu finden, die nicht nur die Leser, sondern auch den Schreibenden überzeugen. Es ist die tiefe Abscheu vor den Worten, mit denen man inzwischen so viel gearbeitet hat, dass sie abgedroschen wirken,  die ohnmächtige Gewissheit, dass es den perfekten Satz nie geben wird, weil man ihn stets anders – besser – formulieren könnte.

Es hilft nicht, wenn wohlmeinende Freunde versichern, das Geschriebene komme recht ansprechend daher, in diesen Momenten des Zweifels sieht der Schreibende nur, was alles sein sollte und nicht ist. Da hilft nur eines: Den Text zur Seite legen, Distanz gewinnen zu dem, was allzu vertraut geworden ist. Mit etwas Glück wird man einige Zeit später wieder lieben können, was man in Worte gefasst hat. Und wenn die Liebe zum Geschriebenen nicht zurückkehrt? Dann ist wohl Kahlschlag angesagt, aber wir wollen mal nicht so pessimistisch sein.

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