Worte

ARTus-Kolumne »SO GESEHEN« Nr. 498

Warum sammelt man Bücher? Um Weihnachten ja keine warmen Socken geschenkt zu bekommen!? Das wäre gerade dieser Tage eine mögliche Erklärung, aber… sie trifft nun wirklich nicht den Kern meines Bücher-Sammeltriebes, den langjährige Freunde kennen.

Man kann das Herz eines Büchersammlers sehr schnell auf Temperatur bringen, wenn es wieder mal vom Nachdenken über die Plattitüden der Staatenlenker -besonders im Rückblick auf ein Jahr – erschüttert wird. So macht das Wort vom »Krieg«, dem Vernichter alles Sammelwürdigen, erneut die Runde. Es ist in aller Munde, wird salonfähig, nach dem es zugegeben längst, so gesehen spielend, die Wohnstuben und Kinderzimmer erobert hat. Als habe die Welt nicht andere Worte verdient, Worte mit denen wir leben, nach denen wir uns oder die Welt unserer Kinder ausrichten könnten.

Kann man sich über das Bücherlesen verwandeln? »In ein anderes Leben vielleicht?« fragt in der Kleinen Philosophie der Passionen »Bücher sammeln« Klaus Walther, nicht nur ein profunder Büchersammler, sondern auch ein Erzgebirgler, der den Überblick per se haben muss.

Bei mir fanden sich unter den Geschenken auch Bücher von Böll und Rilke; schaue ich auf den Kalender: begründet! Am 21. Dezember konnten wir den 93. Geburtstag Heinrich Bölls begehen. Seit Weihnachten besitze ich eine wunderbare Sammlung seiner Interviews, Aufsätze und Reden. Eine Fundgrube für ARTus mit Blick auf das kommende Jahr! Ein Böll-Satz möge vorerst genügen:

»Was sie (die Kunst) braucht, einzig und allein braucht, ist Material – Freiheit braucht sie nicht, sie ist Freiheit; es kann ihr einer die Freiheit nehmen, sich zu zeigen – Freiheit geben kann ihr keiner; kein Staat, keine Stadt, keine Gesellschaft kann sich etwas darauf einbilden, ihr das zu geben oder gegeben zu haben, was sie von Natur ist: frei.«

Rainer Maria Rilke starb am 29. Dezember 1926 in Val-Mont bei Montreux. Am 2. Januar 1927 wurde er in Raron begraben. Mein Lebensbegleiter wird sein Werk, das im Vierteljahrhundert nach Rilkes Tod größten Ruhm eroberte, auch im 21.Jahrhundert bleiben. Dem Dichter Rilke wurde im Jahr 1983 Heft 190 aus der Reihe »Poesiealbum« gewidmet. Nun hat es meine Poesiealbum-Sammlung komplettiert. Drei Strophen aus dem Heft zum Jahresabschluss und auf 2011:

»ICH FÜRCHTE MICH so vor der Menschen Wort. / Sie sprechen alles so deutlich aus: / Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus, / und hier ist Beginn und das Ende ist dort. // Mich bangt auch ihr Sinn mit dem Spott, / sie wissen alles, was wird und war; / kein Berg ist ihnen mehr wunderbar; / ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott. // Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern. / Die Dinge singen hör ich so gern. / Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm. / Ihr bringt mir alle die Dinge um.«

ARTus

Worte

Am 29. Dezember 1926 starb einer der großen Dichter der Weltliteratur: Rainer Maria Rilke. ARTus

 



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