Auch wenn die Entscheidung um den Titel im Playoff fiel, den Höhepunkt des Spannungsbogens erlebte das WGC – HSBC Champions auf den finalen zwei Löchern. Vom Doppel-Bogey bis zum Eagle erlebten die Hauptakteure im Kampf um den Sieg auf dem Par 3 und dem abschließenden Par 5 alles, was der Golfsport zu bieten hat. Mit der vorletzten Gruppe auf dem18. Abschlag bestand bereits die begründete Vermutung, dass elf unter Par zum Einzug ins Stechen reichen würde. Und von einem Stechen war mit Sicherheit auszugehen. Fünf Spieler innerhalb von einem Schlag machten diese Vermutung zu keiner Aussage mit hohen Wettquoten. Dass es dann aber der Spieler sein würde, der die Marke von elf unter Par im Clubhaus setzte, der sich zuvor als klarer Favorit dargestellt hatte, aber auf den Löchern 16 und 17 zerbrach, war die Überraschung des Sonntags und sorgte für den Schlag des Tages. Watsons Mitspieler, Tim Clark, zog nur wenige Augenblicke später nach. Das Stechen stand fest. Die Frage blieb nun nur noch, wie viele am Ende um den Titel mitspielen würden. Martin Kaymer verabschiedete sich mit seiner Annäherung ins Wasser aus dem Kandidaten-Pool. Und auch Graeme McDowell, der die ganze Woche über das Feld angeführt hatte, schaffte auf dem abschließenden Par 5 nur das Par und wurde zusammen mit Hiroshi Iwata und Rickie Fowler geteilter Dritter bei zehn unter Par.
Für Marcel Siem endet das WGC – HSBC Champions ohne eine Runde unter Par. Zu oft verlor er den Kampf ums Par. Zu oft wanderten blaue (Bogeys) oder gar schwarze Zahlen (Doppel-Bogeys) auf die digitale Scorekarte. Zwar gelangen ihm an den ersten drei Tagen zehn Birdies im Sheshan International GC, auf der anderen Seite aber eben auch drei Doppel-Bogeys und acht einfache Schlagverluste. Und auch am Sonntag setzte sich dieses Bild der ersten Tage fort. Auf der Zehn gestartet, gelangen ihm zum ersten Mal während des zweiten Stopps der European Tour Final Series zwei Birdies auf den beiden Par-5-Bahnen einer Halbrunde. Auf der anderen Seite kassierte er allerdings auf dem kürzesten Par 4 des Platzes auch das vierte Doppel¬-Bogey der Woche. Die Fahne auf dem gerade einmal 260 Meter langen Loch steckte zum großen Finale aber auch besonders trickreich ganz links im Grün, direkt neben einem tiefen Bunker und einer noch tieferen Senke. Auf seinem Weg zurück ins Clubhaus gelangen Marcel Siem dann drei weitere Birdies, allerdings auch neutralisierende Bogeys im Verlauf der Löcher drei bis sechs. So stand die finale 73 (+1) hinter dem Namen des Deutschen. Ein Gesamtergebnis von +5 kostete ihn am Ende drei Plätze für einen geteilten 48. Rang auf dem abschließenden Leaderboard.
Die Augen weit aufgerissen, die Fans im Hintergrund brüllen den Ball voran. Als dieser dann gegen den Fahnenstock prallt und im Loch verschwindet, bricht es, wie in der Vorwoche bei Marcel Siem, auch aus Bubba Watson heraus. Er reißt die Arme nach oben und schreit den Frust der letzten Minuten heraus. Nach seinem Bogey-Doppel-Bogey-Lauf an den Bahnen 16 und 17 verwandelte der Amerikaner, der bis dahin souverän in Führung lag, aus einer Bergablage aus dem Bunker auf der linken Seite des 18. Grüns zum finalen Eagle und setzte die Duftmarke bei elf unter Par im Clubhaus.Wer einen Schlüssel für gutes Putten sucht, der kann hier mal nachlesen.
Euer Stephan