Der wohl gängigen Meinung entgegen, gibt aus auch in der Schweiz Armut in der erwerbstätigen Bevölkerung. Working Poor nennt sich das.
Definition Working Poor
Laut Bundesamt für Statistik gehört eine Person zu den Working Poor, wenn sie zwar erwerbstätig ist, aber in einem sogenannten armen Haushalt lebt. Das bedeutet, dass die kumulierte Erwerbssumme der Personen eines Haushaltes mindestens 36 Stunden beträgt. Das entspricht im Minimum einer Vollzeitstelle. Als arm gilt ausserdem eine Einzelperson, die weniger als 2‘200 Franken im Monat verdient. Bei einer Familie (mit 2 Kindern) sind es 4‘050 Franken.
Working Poor unterscheiden sich durch diese klar definierte Armutsgrenze von Erwerbstätigen mit tiefem Einkommen.
Für wen besteht das grösste Risiko ein Working Poor zu werden?
Im Jahr 2014 lag die Armutsquote bei den Erwerbstätigen bei 3.3%, also 123‘000 Personen. 2013 waren es noch 95’000 Personen (2.7%). Das bedeutet also eine Zunahme von knapp 30‘000 Working Poor. Über die Hälfte der von Armut betroffenen Erwerbstätigen 2014 waren zwischen 25 und 49 Jahren alt.
2012 waren eher Haushalte mit Kinder betroffen (4.0% zu 3.2% kinderlose Haushalte). Mit 12.7% waren sehr häufig erwerbstätige Alleinerziehende von der Armut betroffen (2014 liegen dafür aus statistischen Gründen keine Zahlen vor). Im Jahr 2014 zeigte sich zudem, dass innerhalb der Haushalte mit Kindern, solche mit 3 oder mehr Kindern eher von der Armut betroffen sind.
Ausserdem ist ein deutlicher Trend festzustellen, wenn man die Schulbildung betrachtet: Personen ohne nachobligatorische Schulbildung sind häufiger Working Poor als solche mit. Dies hat sich in den letzten sieben Jahren deutlich gezeigt: Die Armutsquote lag jeweils zwischen 6% und 10%.
Betrachtet man in der Studie des Bundesamts für Statistik die Art der Anstellung, wird eines deutlich: Wer nicht ganzjährig oder nur Teilzeit erwerbstätig ist, ist viel häufiger Working Poor (Nicht ganzjährig erwerbstätig: 12.1%, überwiegend Teilzeit: 5.8%). Die Armutsquote in diesen beiden Kategorien liegt 2014 somit deutlich über der durchschnittlichen Quote (4.7%).
Gründe für Working Poor
Die NZZ spricht von Langzeitarbeitslosigkeit, dem sich ausweitenden Billiglohnsektor und dem Anstieg an prekären Arbeitsbedingungen, welche seit 1980 festzustellen sind, als Gründe für die Armut in der Schweiz.
Daraus lässt sich schliessen, dass Working Poor eher Personen sind, die weniger gebildet sind oder eine Familie haben und deswegen unter Umständen nicht Vollzeit und das ganze Jahr über arbeiten können. Ableiten kann man davon, dass unser Sozialstaat Schweiz in Sachen Familiensubvention womöglich noch Verbesserungspotenzial hat.
Sind Sie gerade auf der Suche nach einer neuen Stelle, wo Sie mehr verdienen? Wir bieten Ihnen alle offenen Stellen der Schweiz!
Autorin: Janine Keller
Quelle: Bundesamt für Statistik