Workaway in Europa: So geht Reisen wie die Locals!

Von Planetbackpack @planet_backpack

*Gastbeitrag von Bedouine Writer*

 „Wie jetzt? Du hast ein halbes Jahr Zeit und willst nur durch Europa reisen?! Wie langweilig!“

Diese oder ähnliche Aussagen durfte ich mir letztes Jahr oft genug anhören.

Zuerst war man neidisch auf meine Auszeit auf unbestimmte Dauer, dann aber doch erleichtert:

„Ach, du bleibst nur in Europa…“ so wie „Ach, du gehst nur kurz zum Supermarkt…“

Und es stimmt: Reisen in Europa ist einfacher. Die Länder sind sicher, die Kultur gleicht der unseren,  die Busse verkehrstauglich. Abenteuer wie die von Indiana Jones lassen sich hier schwieriger erleben (wobei das auch Ansichtssache ist).

Aber für Abenteuer hatte ich mich auch nicht entschieden, als ich die Reise antrat. Nein, ich wollte meine Nachbarn kennenlernen, wollte den Kontinent bereisen, den ich Heimat nenne, wollte entdecken, was für andere Europäer Heimat bedeutet.

Mithilfe der Organisation Workaway konnte ich mir diesen Traum erfüllen – und ihr könnt (nein, ihr SOLLTET) das auch tun.

Hier sind meine persönlichen FAQ zum Workaway-Programm:

Was ist Workaway überhaupt?

Workaway.info ist eine Online Community, die sich an zwei Gruppen von Menschen richtet:

Diese Hilfe kann so unterschiedlich sein wie die Menschen, die sie suchen.In meinen sechs Monaten habe ich diverse Jobs verrichtet.

Du solltest dich auf jeden Fall nicht davor scheuen, dir auch mal die Hände schmutzig zu machen.

Unter anderem habe ich:

  • an einer Hostelrezeption gearbeitet
  • Holz gehackt
  • Gartenarbeit verrichtet
  • Einen Schuppen gestrichen
  • Hühner, Hunde, Katzen, Kühe, Kaninchen, Schafe gefüttert und deren Behausungen sauber gemacht
  • Gekocht
  • Den Babysitter gespielt
  • Gekellnert

Der Deal ist simpel:

Gegen ein paar Stunden ehrlicher Arbeit am Tag bekommst du drei warme Mahlzeiten und ein Bett zum Schlafen.

Was du dafür tun musst, ist Mitglied bei Workaway.info werden (das kostet einmalig 20 US Dollar und eine Mitgliedschaft hält für zwei Jahre). Danach legst du dir ein Nutzerprofil an und beginnst, Gastgeber zu kontaktieren, nicht nur in Europa, sondern wenn du willst auf der ganzen Welt!

Warum sollte ich das machen wollen?

Obwohl diese Frage wohl jeder selbst beantworten muss, helfen meine Antworten auf diese Frage vielleicht dem einen oder anderen.

Ich habe mich für Workaway entschieden, weil ich nicht (mehr) an die Idee von Urlaub glaube. Ich bin Reisende und möchte ein Land und dessen Bewohner kennenlernen, spüren wie es sich anfühlt, dort zu leben.

Workaway ermöglicht es, all das zu erleben und das jeweilige Land durch die Augen eines Locals zu sehen, sowie – und auch das ist für manchen ja ein wichtiger Faktor – viel Geld zu sparen und somit auch länger unterwegs sein zu können.

Außerdem ist Workaway eine hervorragende Spielwiese, um sich neue Kenntnisse anzueignen, die man auch später im Job gebrauchen kann.

Wieviel Geld brauche ich?

Ach ja, die Frage nach dem lieben Geld.

Menschen sind unterschiedlich und brauchen unterschiedlich viel.

Ich denke, grundsätzlich solltest du es als Backpacker simpel halten, denn auch das ist Teil dieser Art des Reisens. Je weniger, desto besser!

Mit wenig Gepäck reist es sich besser, du wirst erfinderischer und fühlst dich freier! Trotzdem solltest du natürlich nicht leichtsinnig an so eine Reise rangehen und gerade zwischen zwei Workaway-Aufenthalten möchtest du dir vielleicht auch mal etwas anschauen.

Aber was rede ich hier eigentlich? Du willst Zahlen, nicht wahr?

Also, ich hatte für sechs Monate in Europa 3.000 Euro. Und die hab ich auch restlos ausgegeben, zwischendurch auch immer mal eine Großstadt abgeklappert – und Großstädte kosten das meiste Geld!

Wer es schafft, sich von einem Workaway-Aufenthalt zum nächsten zu hangeln, kommt locker mit der Hälfte des Geldes hin. Realistisch ist die Aussicht auf sechs Monate Nonstop-Workaway aber nicht.

Wie viel muss ich arbeiten?

Ein Richtwert von workaway.info ist es, 4-5 Stunden täglich an fünf Tagen die Woche zu arbeiten.

Von Host zu Host kann das aber sehr unterschiedlich sein. Die Arbeitszeit ist daher etwas, was unbedingt vor einem Aufenthalt bei dem Gastgeber erfragt werden muss.

Was gehört in ein gutes Workaway-Profil?

Auch wenn nach wie vor nicht übermäßig viele Backpacker Workaway nutzen, so gibt es doch wesentlich mehr Reisende, als Gastgeber auf der Plattform.

Für dich bedeutet das: Wenn du erfolgreich einen Gastgeber finden willst, muss dein Profil auf Hochglanz poliert werden!

Das heißt, folgende Dinge solltest du beachten:

1. Dein Profilbild ist deine Eintrittskarte.

Es sollte kein steifes Passbild sein, aber auch keines, das dich beim Eimer-Saufen auf Mallorca zeigt. Ein nettes Portraitbild (auf dem du LÄCHELST!), vielleicht sogar ein nettes Urlaubsbild von dir, eignet sich sehr gut.

2. Der Einleitungstext ist wichtig!

Schreib etwas Nettes über dich selbst! Dein Profil dient dem Zweck, dass die Leute dich kennenlernen. Erzähle ihnen von dir!

Warum bist du auf Reisen? Wie lebst du zu Hause? Was für ein Mensch versteckt sich hinter deinem netten Portraitbild (auf dem du LÄCHELST…)?

Die Leute erwägen, dich, einen wildfremden Menschen, in ihr Heim einzuladen – zeig ihnen, dass das eine gute Idee ist!

3. Erfahrung ist King!

Zwar geht es bei Workaway nicht zuletzt um Spaß an der Sache, aber trotzdem zählen am Ende deine Erfahrungen.

In dein Profil gehören alle Gebiete, auf denen du dich auskennst – egal wie wichtig oder unwichtig sie dir erscheinen! Du hast in der Jugend gekellnert, bist jahrelang geritten oder kennst dich aus mit Fotografieren? Bingo! – All das gehört in dein Workaway-Profil!

Besonders gefragt sind außerdem immer professionelle Handwerker wie Tischler, Maler, Dachdecker, aber auch Webdesigner, Gastronomen und Babysitter sind gefragt!

Und selbst wenn du nichts von alledem jemals gemacht hast, keine Sorge!

Was ist zu beachten, wenn ich einen Host anschreibe?

Einen Host kontaktierst du in der Hoffnung, dass er dich in sein Haus einlädt. Das erreichst du am Einfachsten, indem du Feedback von anderen Hosts vorweisen kannst, bei denen du gearbeitet hast.

Problem: Wenn du neu dabei bist, kannst du das nicht. Darum musst du umso besser vorbereitet in deinem Anschreiben sein.

Hier zwei wichtige Tipps:

1. Lies dir das Profil des Hosts aufmerksam durch!

Darin findest du folgende wichtige Infos: Wie heißen die Hosts (und ihre Kinder!)? Wo genau lebt der Host? Was genau erwarten sie von einem Arbeiter? Nutze diese Informationen und greife sie in deinem Anschreiben auf!

2. Formuliere einen Kick-Ass-Betreff!

… Was ist ein Kick-Ass-Betreff? Ein Kick-Ass-Betreff ist eine Überschrift deiner Nachricht, der neugierig macht und dich in ein super Licht rückt (er kann/sollte von Host zu Host unterschiedlich sein).

Hier sind ein paar von meinen:

  • „Experienced Hostel-staff looking for work in a fun environment“
  • „Passionate Writer and hard worker, who wants to get involved in a local project“
  • „Aspiring writer looking for like-minded people and a life close to nature“
  • „Experienced Worker looking for a good ol’ Irish time“
  • „Looking for work experience in running a guesthouse“

… Warum ist der Betreff so wichtig? Nun, manche der Hosts bekommen bis zu 50 Emails am Tag (!!!) – Im Gespräch mit meinen Hosts erfuhr ich, dass sie nur die Emails überhaupt öffnen, die einen interessanten Betreff haben.

Was hat es mit dem Feedback auf sich?

Das Feedback bei Workaway ist essentiell. Die Community basiert auf einem Bewertungs-System, wonach sowohl Hosts, als auch Arbeiter die Menschen Feedback auf dem jeweiligen Profil hinterlassen können.

Du als Arbeiter möchtest natürlich zu den Hosts, die schon viel positives Feedback erhalten haben. Genauso suchen Hosts sich am Liebsten Arbeiter aus, die von anderen Hosts bereits für gut befunden wurden.

Mir antworten keine Hosts – was kann ich tun?

In den sauren Apfel beißen.

Heißt: zu einem Host gehen, der noch kein Feedback hat.

Und das führt mich gleich zur nächsten wichtigen Frage:

Ist Workaway sicher? Worauf sollte ich achten?

Der Grundgedanke von workaway.info ist eine verdammt feine Sache. Die Community basiert auf Vertrauen und dem Glauben an eine Gemeinschaft. Und die meisten Leute auf workaway halten sich auch daran!

Dennoch gibt es schwarze Schafe – sowohl auf Seiten der Hosts, als auch auf Seiten der Arbeiter. Für dich sollte daher gelten, dass du dich im Haus eines anderen so benimmst, wie du es auch von einem Fremden in deinem Haus erwarten würdest. Respektiere die Gewohnheiten und Regeln deines Gastgebers und du wirst eine gute Zeit haben.

Was die Sicherheit angeht, so kann ich als Frau, die alleine reist, das nicht deutlich genug sagen:

Stelle Fragen!

Bevor du dich darauf einlässt, zu einem Host zu fahren, informiere dich über die Gegebenheiten vor Ort.

Wichtige Fragen sind:

  • Wo werde ich schlafen? Habe ich mein eigenes Bett? Teile ich mir ein Zimmer? Wenn ja, mit wem?
  • Sind noch andere Arbeiter vor Ort?
  • Für Frauen: Sind andere Frauen vor Ort?
  • Wie ist die Essenssituation geregelt? Wie viele Mahlzeiten bekomme ich am Tag?
  • Wie viel Arbeit (Stunden pro Woche) werden von mir erwartet?
  • Ist die Gegend verlassen? Wie komme ich von A nach B?

Nicht alle dieser Fragen musst du jedem Host stellen. Gerade bei solchen, die bereits viel positives Feedback erhalten haben (und ja – an diese solltest du dich halten!), kannst du dir manche Fragen sparen.

Wenn du aber in Erwägung ziehst, einen Host ohne Feedback zu besuchen, dann stelle diese Fragen – und versuche im Vorfeld auch mit ihnen zu telefonieren oder zu skypen! Das kann dir ein eventuell böses Erwachen ersparen!

Nach einem halben Jahr Workaway – was halte ich von der Sache?

Ich halte Workaway für eine tolle Vermittlungsstelle zwischen Reisenden und Gastgebern und würde es jederzeit wieder tun! Es hat mir eine völlig neue Sicht auf das Reisen ermöglicht, für die ich dankbar bin.

Jedoch sollte man Workaway nur als einen Vermittler sehen, nicht jedoch als Organisation, die sich für seine Mitglieder einsetzt. Wer seine sechs Sinne beisammen hat, wird so wertvolle Erfahrungen machen!

Über Gesa:

Gesa Neitzel erzählt als Bedouine Writer auf Englisch und Deutsch Geschichten von ihren Reisen um die Welt und vor allem zu sich selbst. Es geht um Fernweh, Heimweh, Bauchweh… und all den anderen Wehwehchen, die ein Nomadenleben so mit sich bringt! In den letzten Jahren hat sie in Berlin gelebt, in Australien einen Jeep durchs Outback gefahren, in Lissabon ihr Herz verloren und in Bali nach ersten Surfversuchen gleich ein Loch im Kopf gehabt.

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