Seit März dieses Jahres bin ich Mentorin einer
Erzieherschülerin, die sich im 3. Lehrjahr (also Abschlussjahr) befindet.
Das Timing zwischen ihrem Praktikumsstart und meinem Urlaub im April war nicht wirklich prickelnd: Sie kam und zwei Tage später ging ich in meinen dreiwöchigen Urlaub. Kein Problem, sagte ich ihr. Diese Zeit sollte sie nutzen, um sich in die Gruppe einzufügen, die Abläufe kennenzulernen, Hilfestellungen zu geben und eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Nach meinem Urlaub würden wir dann direkt an die Prüfungsvorbereitung gehen.
Vor drei Wochen kam ich aus dem Urlaub wieder und setzte mich sofort mit ihr zusammen, um zu erarbeiten, welche Aufgaben sie ab welcher Woche übernimmt. Das ging erstmal los mit der Übernahme der Mahlzeitenführung und steigerte sich bis zu dieser Woche zur Mahlzeitenführung + Vorbereitung & Nachbereitung Mittagschlag + Durchführung von 3-4pädagogischen Angeboten.
Keine Ahnung, ob ich zu hohe Ansprüche habe, aber ich erinnere mich nur mal kurz an meine Praktikantenzeit zurück: Wenn ich einen Plan mit meiner Mentorin erarbeitet hatte, habe ich mir oft bis in die Nacht pädagogische Angebote überlegt, Ideen rausgesucht, alles durchdacht und aufgeschrieben und war jeden Morgen, bis ins kleinste Detail vorbereitet, startklar. Ich habe mir in den ersten Tagen ganz genau den Tagesablauf angeschaut und ab Tag 3 selbstständig „Hilfsarbeiten“ durchgeführt. Wenn eine ältere Erzieherin in die Gruppe kam, bin ich sofort von den hohen Stuhl hochgesprungen, habe ihr diesen Angeboten und mich auf einen kleinen Kinderstuhl gehockt (in der Hoffnung, dass der nicht durchbrechen würde *haha*). Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber so wurde ich erzogen und so gehört sich das auch. Wenn mir meine Mentorin Tipps oder Kritikpunkte genannt hat, habe ich diese ehrfürchtig angenommen und fortan umgesetzt. Wenn ich mir meine Praktikantin nun so anschaue, mit ihr spreche und sehe (oder auch nicht sehe), wie sie Dinge umsetzt, wird mir Angst und Bange, wie das hier mit unseren „Zukünftigen“ und generell mit unserem Land so weiter geht.
Seit Tagen setze ich mich mittags mit ihr hin und reflektiere ihre Arbeit, ihr Verhalten und ihre pädagogischen Angebote; sage ihr, dass sie nicht so monoton reden soll, mit Mimik/Gestik/Lautstärken arbeiten kann, die Kinder überraschen und begeistern darf, anstatt immer nur die gleichen Floskeln leise und eintönig vor sich hin zu sagen (bei denen ich nun schon am liebsten meinen Kopf gegen die Wand schlagen würde, um zu merken, ob ich noch lebe).
Leute ehrlich, ich bin hart im Nehmen, ich halte viel aus, aber langsam möchte ich schon gar nicht mehr gerne auf Arbeit kommen, weil ich Angst vor einem langweiligen Tag habe. Gestern hat sie dann ein päd. Angebot durchgeführt, welches sie in der Art auch als Prüfungsthema zeigen möchte. Ich saß dabei an der Seite und habe Notizen gemacht… Seitenweise… Fazit: Versagen auf ganzer Linie!
Und dieses Mädel ist im 3. (!!) Lehrjahr. Sie dürfte/sollte/könnte faktisch ab August eine eigene Gruppe leiten. Im Ernst? Ich würde mein Kind da nicht abgeben wollen. Nach dem gestrigen Desaster habe ich dann nochmal mit ihr gesprochen; den Ernst der Lage erklärt. Ich will ja nur das Beste für sie. Ich will, dass sie nicht nur die Prüfung gut meistert, sondern sich auch pädagogisches Vorgehen aneignet, mit dem sie mal später arbeiten kann.
Während ich also meine Kritikpunkte offen darlegte, ihr Alternativen anbot und erklärte, wie ich es machen würde, wurde ihr Gesicht immer mehr zu Stein und ich wusste schon, dass sie eingeschnappt war. Nun gut, mit Honig ums Maul schmieren und Negativpunkte nett verpacken sind wir ja nun drei Wochen nicht vorangekommen.
Sie meinte der Druck sei ja auch ganz schön hoch, so vor der Prüfung. Darauf meinte ich aber, dass wir alle da durch mussten und bloß, weil man am Ende die Prüfung besteht, hört der Druck doch nicht auf. Man steht als Erzieher ständig vor Aufgaben und Situationen, die einem Herzklopfen bereiten. Der Knaller am Ende des Gespräches war dann ihr Kommentar: „Naja, am Ende kommt es wahrscheinlich eh nur darauf an, welche Lehrer kommen. Und durchfallen kann ich ja schon mal nicht.“
O_o Hallo Wand? Danke für´s Gespräch.
Was ist denn das bitte für eine Einstellung?? Sie will mal Kinder erziehen, ihnen das Leben erklären, mit ihnen die Welt entdecken… Und alles was sie mir hier bietet ist ein monotones, flüsterndes Floskeln-Aufgesage.
Am Nachmittag verabschiedete sie sich von mir und ich sagte „Viel Erfolg für Morgen, das schaffst du schon!“ (Sie hatte heute früh ein Bewerbungsgespräch). Und daraufhin drehte sie sich um und sagte schnippig zu mir „Das sagst du ja immer, dass ich das schon schaffe“ und ging.
*Kinnlade runter*
Ist das heutzutage die Dankbarkeit, wenn man trotz Schwächen an jemanden glaubt, ihn Mut machen will und sich Gedanken macht, wie man demjenigen helfen kann????
Ganz ehrlich? Für mich hat sich das Thema erledigt.
Ich habe immer wieder mit ihr gesprochen, ihr Tipps gegeben, es ihr vorgezeigt, wie man Dinge bewältigen kann.
Von mir aus muss sie keine Angebote mehr machen. Es sollte ihr nur eine Hilfe sein, damit die Kinder sie als Bezugsperson wahrnehmen und sie pädagogisches Handeln übt. Das mache ich sehr gerne lieber selbst mit meinen Kindern; ich muss mir auch nicht die Zeit nehmen, um mit ihr zu reflektieren, ich hab weiß Gott mehr und andere Schreibarbeiten während der Mittagszeit zu tun. Soll sie weiter in ihrem Meer von Selbstmitleid und Schnippigkeit ertrinken, ihre Prüfung machen, bestehen, und ihrer Wege gehen. Die armen Kinder, tun mir jetzt schon leid.
Und wisst ihr was das Schlimmste ist? Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Es spiegelt 70% unserer Praktikanten wieder, die hier bis jetzt gearbeitet haben. Damit will ich nicht alle Praktikanten in einen Topf werfen - Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Aber trotzdem habe ich ein Grummeln im Bauch.
Armes Deutschland.
Das Timing zwischen ihrem Praktikumsstart und meinem Urlaub im April war nicht wirklich prickelnd: Sie kam und zwei Tage später ging ich in meinen dreiwöchigen Urlaub. Kein Problem, sagte ich ihr. Diese Zeit sollte sie nutzen, um sich in die Gruppe einzufügen, die Abläufe kennenzulernen, Hilfestellungen zu geben und eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Nach meinem Urlaub würden wir dann direkt an die Prüfungsvorbereitung gehen.
Vor drei Wochen kam ich aus dem Urlaub wieder und setzte mich sofort mit ihr zusammen, um zu erarbeiten, welche Aufgaben sie ab welcher Woche übernimmt. Das ging erstmal los mit der Übernahme der Mahlzeitenführung und steigerte sich bis zu dieser Woche zur Mahlzeitenführung + Vorbereitung & Nachbereitung Mittagschlag + Durchführung von 3-4pädagogischen Angeboten.
Keine Ahnung, ob ich zu hohe Ansprüche habe, aber ich erinnere mich nur mal kurz an meine Praktikantenzeit zurück: Wenn ich einen Plan mit meiner Mentorin erarbeitet hatte, habe ich mir oft bis in die Nacht pädagogische Angebote überlegt, Ideen rausgesucht, alles durchdacht und aufgeschrieben und war jeden Morgen, bis ins kleinste Detail vorbereitet, startklar. Ich habe mir in den ersten Tagen ganz genau den Tagesablauf angeschaut und ab Tag 3 selbstständig „Hilfsarbeiten“ durchgeführt. Wenn eine ältere Erzieherin in die Gruppe kam, bin ich sofort von den hohen Stuhl hochgesprungen, habe ihr diesen Angeboten und mich auf einen kleinen Kinderstuhl gehockt (in der Hoffnung, dass der nicht durchbrechen würde *haha*). Ich weiß ja nicht wie ihr das seht, aber so wurde ich erzogen und so gehört sich das auch. Wenn mir meine Mentorin Tipps oder Kritikpunkte genannt hat, habe ich diese ehrfürchtig angenommen und fortan umgesetzt. Wenn ich mir meine Praktikantin nun so anschaue, mit ihr spreche und sehe (oder auch nicht sehe), wie sie Dinge umsetzt, wird mir Angst und Bange, wie das hier mit unseren „Zukünftigen“ und generell mit unserem Land so weiter geht.
Seit Tagen setze ich mich mittags mit ihr hin und reflektiere ihre Arbeit, ihr Verhalten und ihre pädagogischen Angebote; sage ihr, dass sie nicht so monoton reden soll, mit Mimik/Gestik/Lautstärken arbeiten kann, die Kinder überraschen und begeistern darf, anstatt immer nur die gleichen Floskeln leise und eintönig vor sich hin zu sagen (bei denen ich nun schon am liebsten meinen Kopf gegen die Wand schlagen würde, um zu merken, ob ich noch lebe).
Leute ehrlich, ich bin hart im Nehmen, ich halte viel aus, aber langsam möchte ich schon gar nicht mehr gerne auf Arbeit kommen, weil ich Angst vor einem langweiligen Tag habe. Gestern hat sie dann ein päd. Angebot durchgeführt, welches sie in der Art auch als Prüfungsthema zeigen möchte. Ich saß dabei an der Seite und habe Notizen gemacht… Seitenweise… Fazit: Versagen auf ganzer Linie!
Und dieses Mädel ist im 3. (!!) Lehrjahr. Sie dürfte/sollte/könnte faktisch ab August eine eigene Gruppe leiten. Im Ernst? Ich würde mein Kind da nicht abgeben wollen. Nach dem gestrigen Desaster habe ich dann nochmal mit ihr gesprochen; den Ernst der Lage erklärt. Ich will ja nur das Beste für sie. Ich will, dass sie nicht nur die Prüfung gut meistert, sondern sich auch pädagogisches Vorgehen aneignet, mit dem sie mal später arbeiten kann.
Während ich also meine Kritikpunkte offen darlegte, ihr Alternativen anbot und erklärte, wie ich es machen würde, wurde ihr Gesicht immer mehr zu Stein und ich wusste schon, dass sie eingeschnappt war. Nun gut, mit Honig ums Maul schmieren und Negativpunkte nett verpacken sind wir ja nun drei Wochen nicht vorangekommen.
Sie meinte der Druck sei ja auch ganz schön hoch, so vor der Prüfung. Darauf meinte ich aber, dass wir alle da durch mussten und bloß, weil man am Ende die Prüfung besteht, hört der Druck doch nicht auf. Man steht als Erzieher ständig vor Aufgaben und Situationen, die einem Herzklopfen bereiten. Der Knaller am Ende des Gespräches war dann ihr Kommentar: „Naja, am Ende kommt es wahrscheinlich eh nur darauf an, welche Lehrer kommen. Und durchfallen kann ich ja schon mal nicht.“
O_o Hallo Wand? Danke für´s Gespräch.
Was ist denn das bitte für eine Einstellung?? Sie will mal Kinder erziehen, ihnen das Leben erklären, mit ihnen die Welt entdecken… Und alles was sie mir hier bietet ist ein monotones, flüsterndes Floskeln-Aufgesage.
Am Nachmittag verabschiedete sie sich von mir und ich sagte „Viel Erfolg für Morgen, das schaffst du schon!“ (Sie hatte heute früh ein Bewerbungsgespräch). Und daraufhin drehte sie sich um und sagte schnippig zu mir „Das sagst du ja immer, dass ich das schon schaffe“ und ging.
*Kinnlade runter*
Ist das heutzutage die Dankbarkeit, wenn man trotz Schwächen an jemanden glaubt, ihn Mut machen will und sich Gedanken macht, wie man demjenigen helfen kann????
Ganz ehrlich? Für mich hat sich das Thema erledigt.
Ich habe immer wieder mit ihr gesprochen, ihr Tipps gegeben, es ihr vorgezeigt, wie man Dinge bewältigen kann.
Von mir aus muss sie keine Angebote mehr machen. Es sollte ihr nur eine Hilfe sein, damit die Kinder sie als Bezugsperson wahrnehmen und sie pädagogisches Handeln übt. Das mache ich sehr gerne lieber selbst mit meinen Kindern; ich muss mir auch nicht die Zeit nehmen, um mit ihr zu reflektieren, ich hab weiß Gott mehr und andere Schreibarbeiten während der Mittagszeit zu tun. Soll sie weiter in ihrem Meer von Selbstmitleid und Schnippigkeit ertrinken, ihre Prüfung machen, bestehen, und ihrer Wege gehen. Die armen Kinder, tun mir jetzt schon leid.
Und wisst ihr was das Schlimmste ist? Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Es spiegelt 70% unserer Praktikanten wieder, die hier bis jetzt gearbeitet haben. Damit will ich nicht alle Praktikanten in einen Topf werfen - Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. Aber trotzdem habe ich ein Grummeln im Bauch.
Armes Deutschland.