Work-Life-Balance

Work-Life-Balance ist Trendy, Work-Life-Balance ist in aller Munde.
Ein Blick aus der Sicht eines berufstätigen und alleinerziehenden Vaters

Zugegeben, ich schreibe hier aus einer etwas extremeren Situation aber es finden sich hier sicherlich die Ein- oder anderen Parallelen zu Euch.

Der übliche Wochentag

Es ist 05:45 Uhr und der Wecker läutet den neuen Tag ein.
Ich richte das Frühstück für meine Tochter, setze mir einen Kaffe auf, lege die Klamotten für den Tag zurecht und schwinge mich unter die Dusche.
Während dessen vertilgt meine Tochter Ihr Nutella-Brot.

Nach der Dusche schnappe ich mir im vorbeigehen eine Tasse des schwarzen Goldes und ziehe meine Tochter an.
Aufgrund Ihrer motorischen Einschränkung kann Sie das noch nicht selbst.

Sie bekommt Ihre Medikamente, es werden Zähne geputzt, ich lege das Vesper (was ich bereits am Vorabend in den Kühlschrank gelegt habe) in Ihre Kindergartentasche und schon haben wir kurz nach 7 Uhr.
Um 07:10 kommt der Kindergartenbus.

Anschließend schalte ich mein Geschäfts-Blackberry ein, setze mich ins Auto und fahre 35 Km ins Büro.
Eine kurze Zeit der Entspannung, der tägliche Stau stört mich nicht weiter, ich nehme ihn mittlerweile gar als wohltuende Zeitphase war.

Der Kindergarten endet um 15:00 Uhr.
Es ist ein Schulkindergarten, sprich, keine KiTa, keine verlängerten Öffnungszeiten und Ferien wie in der Schule.
Je nach Wochentag verlasse ich zwischen 15:45 Uhr und 16:15 das Büro um meine Tochter bei der Betreuung abzuholen.
Mittwochs und Freitags ist Sie bei der Betreuung der Lebenshilfe (bis 17:30 Uhr), den Rest der Woche betreut Ihre Mutter sie bis 17:00 Uhr wenn sie Krankheitsbedingt nicht ausfällt.
Fällt die Mutter aus, so muss ich das Büro bereits um 14:15 Uhr verlassen um sie direkt vom Kindergarten abzuholen.
Man muss anfügen dass die Mutter krebserkrankt ist und deshalb öfter ausfällt.

Wir machen noch einen Spaziergang, gehen in den Garten oder spielen ein bisschen.

Zuhause schalte ich den Laptop ein, erledige noch einige Telefonate und eMails und bin für eventuelle Probleme im Geschäft jederzeit ansprechbar um dennoch auf Soll-Arbeitszeit zu kommen.

Ein Blick zurück

Wenige Monate nach unserer Trennung klingelte mein Telefon.
Es ging um Ihre Diagnose, den psychischen Zustand, den Zusammenbruch. Es ging darum dass meine Tochter vermehrt Krämpfe bekam, mein Großer Sohn fiel immer weiter hinten runter.
Ich sagte sofort dass ich Svenja zu mir nehme, sprach Tags darauf mit unserer Personalleitung die mir Ihre Untertützung zusicherte und wurde mit Blackberry und Laptop ausgestattet.
Umgehend kontaktierte ich diverse Einrichtungen und Behörden um mir Rat und Hilfe zu holen und muss sagen dass ich unheimlich positiv überrascht vom Jugendamt war.
Sie sicherten mir umgehend Hilfe in Sachen Betreuung zu bis eine Lösung gefunden war.
Meine Tochter erhielt eine 1:1 Betreuung für die Zeit nach Kindergartenschluss bis ich von der Arbeit kam.

Urlaubsplanung

Wenn meine Kollegen Ihren Jahresurlaub planen dann wird das schnell in ein Excelfile übertragen und die Planung steht.
Wenn ich Urlaub plane habe ich ein Chaos auf dem Schreibtisch.
Links das Angebot der Lebenshilfe, Rechts den Leonberger Ferienkalender (inkl. aller Pädagog. und beweglicher Tage) und in der Mitte liegt ein Jahreskalender den ich in verschiedenen Farben markiere.
Schulferien gelb, Angebote Lebenshilfe rot, potenzieller Urlaub Grün. So sehe und entdecke ich Lücken die geschlossen werden müssen.

Wann sind Ferien? Welche Ferienangebote gibt es von der Lebenshilfe? Wie kann die restliche Zeit überbrückt werden?
Beispiel Sommer 2014
Der Kindergarten hat 6 Wochen geschlossen, ich habe die letzten 3 Wochen Urlaub.
Erste und Zweite Ferienwoche bietet die Lebenshilfe eine Stadtranderholung an.
Ohne Übernachtung – täglich von 09:00 bis 16:30 Uhr.
Die dritte Woche verbringt meine Tochter bei Ihrer Mutter, zumindest tagsüber.
Die letzten 3 Wochen habe ich Urlaub.

Bekannte Termine werden per Gleitzeit bzw. mögliches Homeoffice berücksichtigt. Mögliche Krankheiten nicht eingeplant :)

Work-Life-Balance

Work & Life können also mit erheblichen Anstrengungen, einer Menge Phantasie, einer akribischen Planung und Platz für Improvisationen erreicht werden.
Vielen Alleinerziehenden fehlt allerdings der hierfür benötigte Freiraum seitens des Arbeitgebers.
In vielen Jobs ist das auch gar nicht möglich – Eine Kassiererin kann eben nicht Zuhause (nach-)arbeiten.

Balance nehme ich nun als eigenes Wort und sehe es nicht im Kontext zu Work & Life.
Eine innere Balance wäre schön – ist aber durch diese ganzen Einflüsse nicht möglich.
Alleinerziehende sind teilweise Grenzgänger die über sich hinaus wachsen um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Nichtsdestotrotz sollten Arbeitgeber einen intensiveren Blick auf Alleinerziehende werfen.
Es gibt Alternativen zu den heutigen ” 8h Präsenzzeiten” im Büro.
Ebenso gibt es Alternative Arbeitsformen, wir müssen uns nur trauen diese umzusetzen.
In Zeiten von Kommunikationsformen aller Art, eMail & Co ist es durchaus möglich kleinere Präsenzzeiten und vermehrt Homeoffice-Möglichkeiten zu schaffen.
Vertraut Alleinerziehenden – Gibt man Ihnen die Möglichkeit sind sie Dankbar, Loyal und ein Herd an Organisations- und Improvisationskünstler.


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