Da unsere Ferienwohnung einem Theaterverein gehört, befindet sich auf dem Grundstück eine Freilichtbühne und da liegt es wohl nahe, dass unsere Kinder schon kurz nach unserer Ankunft beschlossen, ein eigenes Stück auf die Bühne zu bringen. Uraufführung ist am ersten August, aber wir Eltern amüsieren uns jetzt schon köstlich. Hier ein kurzer Abriss der Ereignisse der vergangenen Tage:
Sonntag, 21. Juli
Erstes Brainstorming führt zu heftigen Auseinandersetzungen. Warum darf der FeuerwehrRitterRömerPirate keinen Affen in Ritterrüstung spielen und wenn alle so gemein sind, macht er nicht mehr mit. Das Prinzchen möchte immer nur Michel aus Lönneberga sein, der Zoowärter immer nur Karlsson vom Dach und dabei wollen doch Luise und Karlsson – unserer, nicht derjenige vom Dach – unbedingt auch Figuren dabei haben, die sie selber erfunden haben.
Montag, 22. Juli
Der Autor – also Karlsson – ist fleissig am Werk, denn obschon es gestern nicht danach ausgesehen hatte, hat man sich doch auf ein gemeinsames Projekt mit diversen Rollen für alle einigen können. Luise übt derweilen mit ihren kleinen Brüdern die Astrid Lindgren-Lieder, die vorgetragen werden. Damit alle die Lieder in- und auswendig kennen, dürfen wir bei der Autofahrt nur noch “Lille Katt”, “Världens bästa Karlsson” und “Grisen gal i granens topp” hören.
Dienstag, 23. Juli
Die Liederauswahl wurde über den Haufen geworfen, also hören wir jetzt im Auto nicht mehr “Världens bästa Karlsson”, sondern “Merja,merja, mojsi” und zusätzlich “Liten vaggvisa”, weil drei Lieder einfach zu wenig sind. Das Stück ist jetzt fast fertig geschrieben und Karlsson hütet es wie seinen Augapfel.
Mittwoch, 24. Juli
Die Schauspieler sollen ihren Text bekommen und Karlsson wird leicht nervös, weil es hier weder Drucker noch Kopierer gibt, was für ihn einen Haufen Schreibarbeit bedeuten könnte. Erst der Hinweis, dass einer der Schauspieler des Lesens noch nicht mächtig ist und die anderen ein sehr gutes Gedächtnis haben, vermag ihn zu beruhigen. “Dann schreibe ich also nur eine Fassung”, verkündet der Autor freudestrahlend, was Luise in Panik versetzt, denn wie soll sie ohne Text ihre Zeilen lernen? Sie schreibt sie schliesslich aus dem Gedächtnis auf, was Karlsson in Rage versetzt, denn wenn die Texte einfach so frei herumflattern, könnte ja einer daherkommen und das Stück klauen. Einmal mehr entgeht das Projekt nur knapp seinem frühen Tod.
Donnerstag, 25. Juli
Die Rollen sind verteilt, das Datum der Aufführung wird bekannt gegeben und dann bricht Panik aus: “Wir können keine Ausflüge mehr machen. Wann sollen wir denn noch proben?” Wir erlauben spätes Zubettgehen und abends lauschen wir voller Rührung den Liedern, die auf der Bühne gesungen werden. Obschon wir eigentlich gar nichts gehört haben dürften…
Freitag, 26. Juli
Proben, Ausflug, Proben, Schwimmen am See, Proben
Samstag, 27. Juli
Ausflug nach Kosta, Picknick am See mit anschliessendem Baden, Proben, Diskussion über das Menü anlässlich der Premiere. Es soll Flusskrebse geben und Chips, natürlich.
Sonntag, 28. Juli
Kostümprobe führt zu heftigem Streit. Karlsson und Luise drohen, sie würden alles hinschmeissen, worauf der Zoowärter und das Prinzchen beschliessen, ihr eigenes Stück zu spielen. Karlsson und Luise beruhigen sich wieder, aber jetzt will das Prinzchen nicht mehr mitmachen, denn “Meiner” und ich weigern uns, mit ihm die 173 Kilometer nach Vimmerby zu fahren, um ihm ein echtes Michel-Kostüm zu besorgen. Das Prinzchen kriegt sich wieder ein, aber jetzt bockt der FeuerwehrRitterRömerPirat. Er werde zum Tanzen auf gar keinen Fall die Holzschuhe anziehen, denn von denen bekäme er Blasen an den Füssen. Ich überrede ihn dazu, wenigstens zur Hauptprobe und zur Aufführung die Holzschuhe zu tragen und rette damit die Produktion. Sofern nicht noch eine absolut unüberwindbare Differenz auftaucht…