Woran glauben eigentlich “Ungläubige”?

Von Nicsbloghaus @_nbh

Ich arbeite an mei­nem Status als “Berühmtheit” Letzte Woche gab ich nicht nur ein Interview…nein, es waren gleich zwei davon. 

Der Bayerische Rundfunk betreibt einen Blog, der sich mit Glaubensfragen befasst. Dort sind ein paar inter­es­sante Leute schon zu Wort gekom­men, in deren Mitte ich mich nicht ganz unwohl fühle. Und der Kollege dort fragte mich, ob ich über mei­nen Unglauben reden möchte. Ich wollte und wir tele­fo­nier­ten dann fast zwei Stunden. Daraus wurde dann das:

Ich glaube an das Gute im Menschen

Nic Frank

Ich würde mich nicht als Atheisten bezeich­nen. Denn „Atheist“ heißt „gott­los“ oder „ohne Gott“ – und damit würde ich mich von etwas abgren­zen, dass es mei­ner Erfahrung nach gar nicht gibt. Un-theist finde ich pas­sen­der und das bin ich schon seit ich den­ken kann. Ich wurde in der DDR gebo­ren, einem Land also, das sehr ein­fa­che Lösungen pro­pa­giert hat. Vor denen habe ich mich immer gehü­tet, weil ich neu­gie­rig bin und mir das Denken nicht abneh­men las­sen möchte. Ich habe auch die Bibel und den Koran gele­sen – über­zeugt hat mich das aber nicht. Kurz vor dem Mauerfall hatte ich Kontakt mit christ­li­chen Gruppen, denn die Kirche hat kri­ti­schen Geistern in der DDR gewisse Schutzräume gebo­ten. Das hatte aber für mich nichts mit Religion zu tun, es gab auch anderswo Nischen und Freiräume. Nach der soge­nann­ten Wende hatte ich mit der Kirche darum auch kei­nen Kontakt mehr und lange war mir Glauben und Religion auch voll­kom­men egal.

Ich habe Literatur stu­diert und lange in der öffent­li­chen Verwaltung gear­bei­tet, neben­bei habe ich nach Feierabend mei­nen Blog gemacht, Nic’s Bloghaus. Acht Jahre lang gibt es ihn nun schon: Am Anfang stan­den dort vor allem Rezensionen von Büchern, aber auch poli­ti­sche Texte, meis­tens zum Thema Menschenrechte. Dann kam 2009 die Revolution im Iran, der Heimat mei­ner dama­li­gen Frau. Ich bin damals viel pro­tes­tie­ren gegan­gen, habe Texte über die ira­ni­schen Umbrüche geschrie­ben und auch Flüchtlingen gehol­fen. Dabei habe ich gemerkt, was die Vermischung von Staat und Religion alles anrich­ten kann. Ich bin der Meinung: Jeder soll glau­ben, was er will. Wenn Regierungen aber auf­grund ihres reli­giö­sen Weltbildes Frauen unter­drü­cken oder Minderheiten ver­fol­gen, dann finde ich das sehr kri­tisch. Klar, wir leben hier nicht im Iran, aber trotz­dem müs­sen Kirche und Staat für mich getrennt sein, auch in Deutschland. Darüber schreibe ich heute sehr viel, nicht nur auf mei­nem Blog, son­dern auch beim „Humanistischen Pressedienst“, wo ich mitt­ler­weile arbeite.

Ich habe in mei­nem Leben schon viel Scheiße erlebt. Während andere aber in die Kirche ren­nen, gehe ich zu mei­nen Freunden. Denn auch wenn es sich ein biss­chen pathe­tisch anhört: Ich glaube an das Gute im Menschen und dass wir mehr errei­chen kön­nen, wenn wir zusam­men arbei­ten. Das schließt sich übri­gens die Zusammenarbeit mit reli­giö­sen Menschen nicht aus: Ich würde zum Beispiel auch mit einem Menschenrechtspfarrer zusam­men­ar­bei­ten, wenn es für eine gute Sache ist. Viele Leute sagen: Ihr Atheisten denkt immer nur an die Vernunft und nicht ans Herz und das geht nur, solange alles gut und sta­bil ist, solange man kei­nen Trost braucht. Dabei ver­ges­sen sie aber, dass die meis­ten Menschen nur wegen der Gemeinschaft in die Kirche gehen – und die kön­nen wir Atheisten mitt­ler­weile auch bie­ten. Wir haben über­all im Land die Regionalgruppen der GBS zum Beispiel, in denen auch viel Persönliches bespro­chen wird und in denen wir den Leuten auch Halt geben, wenn sie ihn brau­chen. Ganz ohne Religion und Gott.

Besonders freut mich, mit wel­chen wei­te­ren Un-Theisten ich inter­viewt wurde: mit Matthias Krause (Skydaddy) und David Farago – eine gute Nachbarschaft. Schaut Euch auch ihre Statements an!

Nic

Google+

Nic Frank