Eigentlich ist es unmöglich, einen Film nach seinem Drehbuch zu beurteilen. Recht schnell möchte man als Kritiker anmerken, dass ein guter Regisseur all seine Möglichkeiten genutzt hat, um ein wenig Unterhaltung aus einem absolut miserablen Drehbuch zu quetschen. Oder man macht sich über die grausigen Dialoge lustig, die die Darsteller dort versuchen überzeugend rüber zu bringen. Aber woher weiß denn dieser Kritiker, ob das Drehbuch tatsächlich vom entsprechenden Drehbuchautoren allein stammt? Wurde es vielleicht noch einmal durch jemand anderen einer Nachbearbeitung unterzogen? Stammen die schrecklich banalen Dialoge tatsächlich von den paar Seiten Papier oder wurden sie am Set improvisiert oder gar vom Regisseur noch während des Drehs selbst vorgeschlagen und eingearbeitet?
Netz-Fundstück, Wie beurteilt man Drehbücher
" data-orig-size="503,472" sizes="(max-width: 300px) 100vw, 300px" aperture="aperture" />Mark Harris von vulture.com widmet sich in seinem Artikel “Why Is Great Screenplay Writing So Hard to Judge?” in der Reihe “How Movies are Made Now” eben diesem Problem.Nicht einmal die scheinbar allwissend-allmächtige Academy of Motion Picture and Arts ist sich da immer so sicher. Wie Harris schreibt, haben sie in 72% der Fälle ihre heiß begehrte Oscar-Trophäe in der Kategorie “Bestes Originaldrehbuch” immer an Drehbuchautoren vergeben, die gleichzeitig auch Regisseur des Films waren – nur um ganz sicher zu gehen.
Der Artikel beschreibt dabei nur allzu gut, wie Drehbuchautoren in der Maschinerie Hollywood aufgenommen werden. Kaum als Menschen, eher als Produktionsstätten von Worten, bei der jeder seine Stärken in ein Drehbuch bringen soll. Hier braucht man etwas mehr Herz – Drehbuchschreiber XYZ kann es richten. Dort benötigen wir mehr Tiefgang in der Story – dafür brauchen wir dann Drehbuchschreiber ABC.
Beispiel? Spider-Man: Homecoming aus dem Hause Marvel wird mit ganzen sechs Drehbuchautoren gelistet. Wer hat davon was genau zum Endprodukt geliefert, dass für so viele Köche doch äußerst gut gelungen ist? Niemand wird es je erfahren, vielleicht wissen es die sechs involvierten Autoren nicht einmal mehr.
Am Ende listet der Artikel dann, welche Maßstäbe man nehmen sollte, um ein tatsächlich gutes Drehbuch zu erkennen. Hier arbeitet Mark Harris mit insgesamt vier Punkten, die wir uns zu Herzen nehmen dürfen. Also unbedingt einmal lesen, bevor ihr über das nächste Drehbuch schimpft.