Wonne aus der Tonne: Troll & Troll II

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Wonne aus der Tonne: Troll & Troll II

Meine Lieben, letztes Mal schlugen wir hier ein neues Kapitel auf. Und zwar die Top 10 der unterschätzten Genre-Filme der 80er. Nach Howard the Duck stehen heute wieder kleine Wesen am Programm. Noch dazu werden diesmal sogar zwei Filme besprochen. Leset und staunet:

Troll

OT: Troll, USA 1986, Regie: John Carl Buechler, Drehbuch: Ed Naha, Darsteller: Noah Hathaway, June Lockhart, Michael Moriarty u.a.

Familienvater Harry Potter (ja, richtig gelesen) zieht mit seiner Frau Anne und den Kindern Wendy Anne und Harry Potter Jr. (Noah Hathaway) in ein Appartement Haus ein. Blöderweise befreit Töchterchen Wendy beim Stöbern im Keller einen bösen Zauberer, der einst in einen Troll verwandelt wurde, und der mit Hilfe eines Zauberrings Besitz über ihren Körper ergreift. Von nun an übernimmt der Troll im Körper des unschuldigen Mädchens sukzessive das ganze Haus. Mieter für Mieter wird überlistet, in einen Troll verwandelt und die einzelnen Appartements werden zu verwunschenen Zauberwäldern. Nur Harry Potter Jr. kann zusammen mit der in der obersten Etage lebenden Hexe Eunice St. Clair (June Lockhart) dem bösen Treiben eventuell noch ein Ende setzen.

Troll II

OT: Goblins/Troll II, Italien 1990, Regie: Claudio Fragasso, Drehbuch: Rossella Drudi, Claudio Fragasso, Darsteller: Michael Stephenson, George Hardy, Margo Prey u.a.

Die Familie Waits macht einen Urlaubshaus-Tausch mit einer Familie aus dem Dörfchen Nilbog. Sohn Joshua (Michael Stephenson), der seit dem Tod seines Großvaters mit jenem in spiritistischer Verbindung steht, wird vom Großvater mehrmals vor dem Ort Nilbog gewarnt. Joshua versucht seiner Familie von der Reise abzuraten, doch niemand glaubt ihm. Und so ist es auch bald zu spät für Familie Waits (und ein paar zufällig mitgereiste Teenies mehr). Denn in Nilbog leben nur verwandelte Goblins, die aus Menschen Glibber-Gemüse machen und sie dann anschließend verspeisen.

Troll und Troll II: Zwei Filme, die in Wahrheit nichts miteinander zu tun haben, und dennoch ist es schwer, über den einen Film zu reden, ohne auch über den anderen zu reden. Aber von vorne.

Troll, von Regisseur John Carl Buechler aus dem Jahre 1986, ist liebevoller Fantasy-Trash aus den 80ern mit ein paar grandiosen und ein paar sehr dämlichen Einfällen. Der Film unterhält bestens und hält sehr hübsche, handgemachte Spezialeffekte bereit, die sich auch heute noch gut sehen lassen. Buechler, der für die Effekte verantwortlich und bis dato auch in diesem Bereich tätig war, realisierte mit Troll seinen ersten Spielfilm. Mit dem Film Underground Werewolf (OT: Cellar Dweller) gelang ihm zwei Jahre später ein ebenfalls sehr hübscher und unterschätzter Genre-Beitrag.

Es handelt sich bei dem Film um ein astreines Fantasy-Märchen mit viel Liebe zum Detail. Warum der Streifen seinerzeit mit einem FSK 18-Siegel in den hinteren Horrorecken der Videotheken verschwand, ist bei heutiger Ansicht nicht nachvollziehbar. Bei einer kürzlich vollzogenen Neuprüfung wurde er auf ein wesentlich realistischeres „ab 12“ herabgesetzt. 80er-Jahre Kinder werden in Harry Potter Jr. ihren früheren Helden Atreju aus Die Unendlichen Geschichte wiedererkennen.

Nur damit es nicht zu Missverständnissen kommt: Troll ist hier der unterschätzte Film dieser Liste. Aber wie vorher erwähnt – man kann nicht über Troll reden ohne über Troll II zu reden.

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Bei Troll II kann man mit seinem Ruf, einer der schlechtesten Filme aller Zeiten zu sein, der nicht zuletzt gerade deshalb kultisch verehrt wird, kaum mehr von „unterschätzt“ sprechen. Mit so einem Siegel ist man höchstens überschätzt. Aber keine Angst, Troll II gibt Vollgas um seinem Ruf gerecht zu werden. Diese in Italien mit Amateuren gedrehte „Fortsetzung“, die keine ist, wurde nach Erstansicht der amerikanischen Verleiher zu einem Troll-Sequel erklärt. Die Geschichte rund um die vegetarischen Goblins in dem Ort Nilbog (Goblin umgekehrt) ist dermaßen bescheuert, dass einem Hören und Sehen vergeht. Obendrein so himmelschreiend schlecht umgesetzt, gespielt und dargeboten, dass einem der Mund dabei 90 Minuten lang nicht mehr zu gehen will.

Die überaus schlechten Goblin Kostüme und Masken wurden dabei übrigens von Laura Gemser, der ehemaligen Emanuelle, bereitgestellt. Der Darsteller des Familienvaters George Hardy ist in seinem Brotberuf Zahnarzt, der zufällig zu der Rolle kam. Ein anderer Darsteller, Don Packard, war zu Drehzeiten Patient in einer Nervenheilanstalt und hatte gerade einen Tag Ausgang, als er kurzerhand am Set für eine Rolle verpflichtet wurde. Diese und noch viele unglaubliche Geschichten mehr hält die Dokumentation Best Worst Movie, die Joshua-Darsteller Michael Stephenson 2009 realisierte, bereit. Die Doku wurde eben zusammen mit Troll und Troll II in einem, wie immer sehr schönen, Mediabook mit Begleittext von Koch Media herausgegeben und bietet bestens unterhaltende Wieder- oder Neuentdeckung. Ich hatte drei Abende lang herrlichen Spaß.

Das war’s für heute mit diesem Double-Feature! Freut euch mit mir auf noch mehr 80er Jahre Gurken. Nächstes Mal geht’s dabei auch wieder ein bisschen ernsthafter zu.

Bis dahin bleibt nett und seltsam!

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Autor

Benedict Thill

Schon als Kind sah er sich am liebsten heimlich Horrorfilme an und hat seitdem einen Schaden weg. Wenn er nicht gerade Schundfilme schaut, schreibt er Theaterstücke für Kinder und Jugendliche, die dann auch regelmäßig aufgeführt werden. Kein Scherz.


 
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