Wonne aus der Tonne: Sabata
Hoch geschätzte Leserschaft, nach einem letztmaligen Ausflug in derbe (wenn auch hochunterhaltsame) Trash-Gefilde muss es diesmal wieder etwas edler zugehen. Und was eignet sich hierfür besser als eine schöne Perle des Westerns all’italiana? Eben!
Sabata
OT: Ehi amico… c’è Sabata, hai chiuso!, Italien, 1969, Regie: Frank Kramer aka Gianfranco Parolini, Drehbuch: Renato Izzo, Gianfranco Parolini, Mit: Lee van Cleef, William Berger, Pedro Sanchez u.a.
Ein Fremder reitet in die kleine Stadt Dougherty hinein – Sabata (Lee van Cleef). Just am gleichen Abend klaut eine Bande fieser Gauner einen Safe voller Knete. Sabata stellt die Jungs und bringt den Safe zurück. Als Gegenleistung wird ihm eine Satte Belohnung versprochen. Doch Sabata kocht sein eigenes Süppchen. Er hat längst erkannt, dass drei ehrenwerte Bürger der Stadt hinter dem Diebstahl stecken. Denen gilt es das Handwerk zu legen. Und dann gibt es da auch noch den Saloon-Gitarristen Banjo (William Berger) mit dem Sabata eine nicht ungetrübte Vergangenheit verbindet …
Sabata ist einer der wirklich großen Italo-Western aus der Hochblütezeit des Genres. Was besonders auffällt gleich zu Beginn, ist der ironische Ton welchen der Film fährt. Trotz fieser Typen und entfesselter Flucherei ist Sabata nicht der ultrabrutalen Italo-Western-Zunft zuzuordnen. Es handelt sich um einen formal und inhaltlich höchst angenehmen, subtilen und eben auch sehr humorvollen Genre-Vertreter. Lee van Cleef verkörpert Sabata mit zurückhaltender Coolness und liefert eine stilprägende Performance ab. Ihm steht mit dem Österreicher William Berger als Banjo, der perfekte Antagonist gegenüber. Die Chemie zwischen den beiden Anti-Helden stimmt punktgenau. Lange ist man im Unklaren, in welcher Beziehung die beiden Männer nun wirklich zu einander stehen. Der eigentliche Bösewicht des Films Hardy Stengel (Franco Ressel) ist einer der bizarrsten Bösewicht-Figuren des Spaghetti-Western. Er fordert gerne Leute zum Duell in seinen Räumen auf und versteckt sich dann hinter einer Ritterrüstung um von dort aus zu feuern.
Die Regie fängt die Geschichte in edle Bilder ein und weiß immer wieder mit originellen Ideen zu überzeugen. Wie zum Beispiel jene Szene mit dem Spiegel und dem Bilderrahmen – mehr wird hier aber nicht verraten. Handwerklich ist der Film jedenfalls tadellos und kann sich mit den größten Brüdern seines Genres messen. Darüber hinaus bieten Italo-Western in der Regel ein paar der wunderbarsten Textzeilen, die die deutsche Synchronisation je hervor gebracht hat. Eine kleine Kostprobe aus Sabata: „Ach, Herrgott, verdammt – ich könnte scheißen vor Wut!“. Hach, ja! Und wer wissen möchte, woher sich Robert Rodriguez seine Ideen für Desperado zusammen geklaut hat, sollte ebenfalls mal einen Blick auf Sabata werfen. Auch der Gitarrenspieler Banjo weiß so einiges hinter seinem Instrument hervorzuzaubern …
Zwei Sequels wurden nachgereicht. Eines mit Yul Brunner in der Titelrolle (allerdings nur in der deutschen Synchronfassung – in der Originalversion heißt die Figur Indio Black) und dann wieder mit Lee van Cleef. Beiden Filmen sagt man nicht das Beste nach. Das kann uns egal sein, denn Sabata ist ein wunderbarer Film, der ganz für sich alleine stehen kann und bei dem sich eine Wiederansicht oder Neuentdeckung stets lohnt. Dass diese Streifen – was ihr Erzähltempo betrifft – natürlich völlig aus der Zeit gefallen sind, versteht sich von selbst. Also am besten ein großes Glas Bourbon eingießen, die Cowboystiefel auf dem Couchtisch langstrecken und ein entschleunigtes Sehvergnügen genießen.
Howdy, Boys ‚n‘ Girls. Ich tippe mir an die Hutkrempe. Bis zum nächsten Mal und bleibt seltsam.
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Autor
Benedict ThillSchon als Kind sah er sich am liebsten heimlich Horrorfilme an und hat seitdem einen Schaden weg. Wenn er nicht gerade Schundfilme schaut, schreibt er Theaterstücke für Kinder und Jugendliche, die dann auch regelmäßig aufgeführt werden. Kein Scherz.