Wonne aus der Tonne: Hitcher, der Highway Killer
Liebe Freunde des ungewöhnlichen bis unangenehmen Films, willkommen zurück bei Wonne aus der Tonne. Manche Filme werden – ohne dass sie das beabsichtigt hätten – größer als gedacht und damit auch der Einfluss den sie auf Gesellschaft und soziales Verhalten ausüben. Was Der weiße Hai den weltweiten Badeurlaubern angetan, das hat der vorliegende Film für Anhalter und Autofahrer erledigt. Darum steigt ein auf eine besonders ruppige Tour mit …
Hitcher, der Highway Killer
OT: The Hitcher, USA, 1986, Regie: Robert Harmon, Drehbuch: Eric Red, Mit: C. Thomas Howell, Rutger Hauer, Jennifer Jason Leigh u.a.
Jim Halsey (C. Thomas Howell) befindet sich auf einer langen Fahrt über die amerikanischen Highways, zwecks Überfahrt des Wagens in einen anderen Bundesstaat. Der Sekundenschlaf droht den Studenten zu übermannen, außerdem regnet es in Strömen. Da steht ein Anhalter auf nasser Straße. Ein bisschen Unterhaltung täte gut, also nimmt Jim den Mann, der sich als John Ryder (Rutger Hauer) vorstellt, mit. Ein großer Fehler wie sich heraus stellt, denn der Typ entpuppt sich als ein echter Psychopath der Jim ein Messer an die Kehle hält. Jim gelingt es den Mann aus dem fahrenden Wagen zu treten. Doch damit beginnt das Duell erst, denn John Ryder bleibt dicht an Jims Fersen und treibt ein perfides Katz und Maus-Spiel mit ihm.
Hitcher, der Highway Killer ist ein actionreicher Psychothriller aus den rabiaten 80ern. Das Skript an sich ist dabei wenig originell und streckenweise arg konstruiert. Dass das Ganze trotzdem wunderbar funktioniert und zu einem echten Kultfilm avancierte, ist dabei zwei Umständen geschuldet: Der versierten Regie von Robert Harmon, nebst der tollen Kameraarbeit von John Seale – und dem irren, völlig entfesselten Schauspiel von Rutger Hauer. Der spielt tatsächlich dermaßen überzeugend den Psychopathen, das Co-Star C. Thomas Howell echte Angst vor ihm verspürte und behauptet nichts davon in dem fertigen Film gespielt zu haben. Dabei wollte der gute Rutger endlich wegkommen von den Bösewicht-Rollen, die ihm ständig angeboten wurden. Daraus wurde nach Hitcher, der Highway Killer erst recht nichts mehr. Denn nun wollten alle nur mehr den „irren“ Rutger sehen.
Dem Film war im Kino ein höchst bescheidener Erfolg gegönnt und auch die Kritiker hassten ihn damals. Doch im goldenen Videotheken-Zeitalter mauserte sich der Streifen schnell zu einem echten Hit und modernen Klassiker. In Deutschland wurde der Film kurz nach Erscheinen im Jahr 1987 auf den Index der jugendgefährdenden Medien gesetzt, wo er volle 25 Jahre bis zur Rehabilitation im Jahr 2012 verbrachte. Ein Umstand, der doch ein wenig ratlos macht, da der Film kaum graphische Gewalt zeigt. Die fieseste Stelle des Films zum Beispiel passiert nur im Off.
Apropos: Im Jahr 2007 folgte ein Remake mit Sean Bean in der Killer-Rolle, das ebenfalls vollkommen baden ging und als katastrophal gescheitert gilt. Ein Eindruck dem ich mich durchaus nicht anschließen möchte. Klar ist das Original mit Sicherheit der bessere Film, aber The Hitcher (2007) ist dennoch ein durchaus interessantes und ebenfalls spannendes Remake geworden. Vor allem der Rollenwechsel klappt sehr gut. Und hier bekommen wir den fiesen Part auch tatsächlich zu sehen.
Doch nochmal zurück zum Original: Neben Rutger Hauer kann auch der eigentliche Hauptdarsteller C. Thomas Howell gut bestehen. Äußerst interessant ist auch die nicht gerade verdeckte homoerotische Komponente, die sich zwischen den beiden Kontrahenten entspinnt. Rutger Hauer meint zwar, das hätten wir alle missverstanden, aber macht euch einfach selbst ein Bild. Ebenfalls gefallen kann auch die damals noch sehr junge Jennifer Jason Leigh, die im Jahr zuvor schon einmal mit Rutger Hauer drehte – nämlich die Paul-Verhoeven-Schlachtplatte Flesh and Blood. Die ganze Atmosphäre von Hitcher, der Highway Killer hat was ungemein Düsteres und der Film steigert sich im Laufe der Spieldauer in einen kalten Albtraum. Festgehalten in faszinierenden Bildern und unterlegt mit einem stimmungsvollen Score ist dies eine wahre Perle der 80er Jahre, die man auf jeden Fall mal gesehen haben sollte.
In diesem Sinne: Schön Vorsicht wen ihr da in euer Auto lasst und bleibt seltsam!
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Autor
Benedict ThillSchon als Kind sah er sich am liebsten heimlich Horrorfilme an und hat seitdem einen Schaden weg. Wenn er nicht gerade Schundfilme schaut, schreibt er Theaterstücke für Kinder und Jugendliche, die dann auch regelmäßig aufgeführt werden. Kein Scherz.