Wonne aus der Tonne: Don’t torture a Duckling

Von Pressplay Magazin @pressplayAT

Wonne aus der Tonne: Don’t torture a Duckling

Hallo liebe, sonderbare Fangemeinde!

18 Wochen haben wir darauf hingearbeitet – hier ist es nun: das große Finale unserer Top 10 der Gialli aus der 2 Reihe! An dieser Stelle kann natürlich nur ein wahrer, aber dennoch unterschätzter Meister stehen. In diesem Fall habe ich mich für Lucio Fulci entschieden. Hier ist sie, die Nummer 1:

Don’t torture a Duckling

OT: Non si sevizia un paperino, Italien 1972, Regie: Lucio Fulci, Drehbuch: Gianfranco Clerici, Lucio Fulci, Roberto Gianviti, Darsteller: Florinda Bolkan, Barbara Bouchet, Tomás Milián, u.a.

Im süditalienischen Dorf Accendura geschehen eine Reihe Morde an jungen Knaben, die das Gemeindeleben erschüttern. Der Verdacht fällt zuerst auf den geistig behinderten Giuseppe, anschließend auf die Urlauberin Patrizia (Barbara Bouchet) und schließlich auf die innerhalb der Dorfgemeinde als Hexe angesehene Maciara (Florinda Bolkan). Während der Journalist Andrea (Tomás Milián) versucht, die Wahrheit herauszufinden, spitzt sich die Angst und der Hass der Dorfbewohner immer mehr zu und droht sich unkontrolliert an den Falschen zu entladen.

Don’t torture a Duckling ist ein Sonderfilm auf mehreren Ebenen. Mit den feinen Murder-Mysteries eines Dario Argento hat das hier nichts zu tun. Zwar wird der Film dem Giallo-Genre zugerechnet, aber er ist ebenso bittere Milieustudie wie rabiater Krimi.

Absolut einzigartig ist er auch im Schaffen von Lucio Fulci. Der Regisseur wurde nur wenige Jahre später vor allem als Macher berühmt-berüchtigter, weil ultrabrutaler Zombie-Splatterfilme (Woodoo, Geisterstadt der Zombies, Das Haus an der Friedhofmauer etc.) bekannt, die ihm einen höchst zweifelhaften Ruf eingebracht haben. Gorehounds lieben und verehren diese Werke, der Normalsterbliche kotzt beim Zusehen dabei auch schnell mal auf seine aufgewärmte Tiefkühlpizza. Was aber nur wenige wissen: Lucio Fulci konnte auch ganz anders. Von durchaus sehenswerten Italo-Western, über Gangsterfilme und Komödien bis eben hin zum Giallo war alles dabei. Vor allem seine frühen Gialli Perversion Story und Lizard in a Woman’s Skin (ebenfalls mit Florinda Bolkan) sind äußerst sehenswerte Vertreter ihrer Zunft. Auch wenn Fulci abseits seiner Zombie-Filme einige gute Filme gemacht hat, sind Kenner seiner Werke fast einhellig der Meinung Don’t torture a Duckling ist wohl sein Bester.

Die Geschichte ist bedrückend und würde heute wahrscheinlich gut ins Schaffen von Michael Haneke passen. Nur ist es eben 1000 Mal unterhaltsamer. Florinda Bolkan liefert eine gute, wenn auch durch die deutsche Synchronisation leicht übertrieben wirkende Performance ab. Der erst kürzlich verstorbene Kubaner Tomás Milián, bekannt aus vielen italienischen Genrefilmen jener Zeit (vor allem wohl durch seine Rolle in Sergio Sollimas genialem Kult-Western Der Gehetzte der Sierra Madre), spielt überraschend zurückhaltend, aber durchaus angenehm die Rolle des aufdeckenden Journalisten. Die wahre schauspielerische Überraschung des Films ist jedoch Barbara Bouchet. Die oft und gerne im Giallo als Aufputz verwendete tschechisch-deutsche Schauspielerin trumpft in ihrer Rolle als verführerische Urlauberin voll auf und überzeugt auf ganzer Linie.

Fulci wäre natürlich nicht Fulci, wenn er es nicht an zwei Stellen im Film ganz gewaltig Krachen ließe, wovon vor allem eine dreiminütige Selbstjustizszene in Erinnerung bleiben dürfte. Der Rest des Films geht gemächlich, aber immer spannend-intensiv dahin.

Das war’s! Das war sie, die große Top 10 der Gialli aus der 2. Reihe. Ich hoffe es hat euch gefallen und ich konnte die Eine oder den Anderen dazu bewegen, sich mal einen dieser wundervollen Filme anzuschauen, die oft zu Unrecht ein Schattendasein fristen.

Nächstes Mal schlage ich hier ein neues Kapitel auf in der Tonne. Welches, das sei hier natürlich noch nicht verraten.

Bis dahin seid freundlich zueinander und bleibt seltsam!


Autor

Benedict Thill

Schon als Kind sah er sich am liebsten heimlich Horrorfilme an und hat seitdem einen Schaden weg. Wenn er nicht gerade Schundfilme schaut, schreibt er Theaterstücke für Kinder und Jugendliche, die dann auch regelmäßig aufgeführt werden. Kein Scherz.


 
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