Am vergangenen Donnerstag kam etwas überraschend die Nachricht, dass Warner Bros. Television vom amerikansichen Network CW den Auftrag erhalten hat, das Drehbuch für den Pilotfilm einer neuen Serie zu entwickeln, die auf dem Superhelden-Comic Wonder Woman basieren soll. Der Blog Vuture des NY Mag brachte die Story zuerst, später wurde sie von Hollywood Reporter bestätigt. Drehbuch- und Comicautor Allan Heinberg wurde für die Arbeit am Skript an Bord geholt.
Dass sich ausgerechnet CW für dieses Projekt interessiert, ist dabei durchaus naheliegend, denn der Sender befindet sich teilweise im Besitz von Warner Bros. (Miteigentümer ist CBS Paramount) und außerdem lief dort auch mit Erfolg die Serie Smallville, in der 10 Staffeln lang die Entstehungsgeschichte von Superman erzählt wurde. Nach dem gleichen Schema soll auch die potentielle neue Serie gestrickt sein, die aktuell den Arbeitstitel Amazon trägt. Anstatt uns also die Superheldin im erwachsenen Alter samt Kostüm, Lasso und unsichtbarem Jet zu üräsentieren, soll es darum gehen, wie die Amazonenprinzession Diana zur Superheldin Wonder Woman wurde.
Dass die Meldung die Fans des Comics überraschte, liegt einerseits dran, dass im Juni der Brachendienst Variety berichtete, dass Michael Goldenberg, der auch schon das Drehbuch für Green Lantern schrieb, von Warner beauftragt wurde, das Skript für einen Wonder Woman Kinofilm abzuliefern (siehe Artikel), und außerdem das Studio erst im Herbst letzten Jahres mit dem Versuch gescheitert war, bei NBC eine TV-Serie mit der Superheldin unterzubringen. David E. Kellys Neudefinition der Figur, die von Adrianne Palicki (Foto rechts) gespielt wurde, kam damals mit über einen Pilotfilm hinaus. Schon kurz nach diesem Rückschlag unternimmt man also einen neuen Anlauf, die bekannteste weibliche Heldin des Verlag DC Comics fürs Fernsehen auszuwerten.
Schaut man sich an, wie beliebt Comicverfilmungen seit nunmehr über einem Jahrzehnt sind und zieht außerdem die große Zahl von Fans dieser Heldin in Betracht, die es immerhin nun auch schon seit den 1940er Jahren gibt, stellt man sich als Beobachter untweigerlich die Frage, warum es eigentlich so schwer sein soll, Wonder Woman zu einem Erfolg bei einem breiten Publikum zu machen. Jedes Mal, so scheint es zumindest, bracht es eine Vielzahl von Anläufen, ehe eine Adaption dieser Figur wirklich das Tageslicht erblickt.
Schon der TV-Serie Wonder Woman, die zwischen 1975 und 1979 produziert wurde, ging ein gescheiterter Pilotfilm voraus, in der eine blonde (!) Wonder Woman, gespielt von Cathy Lee Crosby, Verbrechern das Handwerk legte. Erst mit dem zweitne Versuch, dann mit Lynda Carter als Superheldin, kam der Erfolg und die Serie konnte sich mehrere Staffeln lang im TV halten. Seit der Superhelden-Boom im Kino ausgebrochen ist, steht bei Warner Bros. die Neuauflage von Wonder Woman wieder weit oben auf der Prioritätenliste. Zahlreiche Autoren verpflichtet, um das Drehbuch für einen Kinofilm zu schreiben, doch kein Storyentwurf konnte die Produzenten überzeugen. Selbst Joss Whedon lieferte ein Drehbuch, dessen Geschichte während des zweiten Weltkriegs angesiedelt war, doch auch dieses fand bei den Mächtigen von Warner Bros. keine Gnade.Dann gab man die Kinopläne auf und konzentrierte sich wieder aufs Fernsehen. Mit Serien-Guru David E. Kelly schien man jemanden gefunden zu haben, der Wonder Woman fürs TV des 21. Jahrhunderts fit machen konnte, doch während Warner das Ergebnis seiner Arbeit gefiel, sahen die Verantwortlichen von NBC die Sache anders. Selbst wenn Amazon in Serie gehen würde, was alsolut nicht garantiert ist, käme Wonder Woman als Heldin darin ja eigentlich nur indirekt vor, was zu der Frage führt: Ist Wonder Woman heutzutage unverfilmbar?
An ihrem Ursprung als Amazonenprinzessin kann wirklich nicht liegen, dass sich die Autoren mit der Figur so schwer tun. Immerhin gelang es Marvel ja auch den Donnergott Thor erfolgreich auf die Leinwand zu bringen. Das "Lasso der Wahrheit", kugelabwehrende Armbänder und ein unsichtbarer Jet sind auch alles Elemente, die von Fans von Comicverfilmungen akzeptiert werden und die man inzwischen überzeugend auf den Bilschirm bzw. die Leinwand bringen kann. Eine weibliche Heldin als Hauptfigur zu haben, ist darüber hinaus mal eine schöne Abwechslung und spricht zudem neue Zuschauergruppen an. Eine ganze Reihe von Gegner bringt die Comicfigur auch mit, gegen die man sie kämpfen lassen kann. Woran liegt es also?
Man will ja wirklich kein Macho sein, doch so langsam kommt der Verdacht auf, dass es bei Wonder Woman, wie bei manchen anderen Frauen auch, einfach auf die Frage hinausläuft: Was ziehe ich heute an? Was als Zeichnung im gedruckten Comic gut aussieht, muss als Realverfilmung noch lange nicht funktionieren und nicht ohne Grund nehmen sich die Filmemacher bei der Gestaltung der Kostüme gewisse Freiheiten, wenn sie Superhelden auf die Leinwand bringen, denn die Figuren sollen ja cool aussehen. Wonder Woman sieht im Comic toll aus (Bild links), doch nüchtern betrachtet besteht ihr Kostüm aus Badeanzug und Stiefeln. Für Jungs in der Pupertät ist dies eine tolle Vorstellung, doch das allgemeine Publikum lacht sich im selben Moment tot. Leider gibt es eine lautstarke Fraktion, die sofort aufschreit, wenn an dem Kostüm Änderungen vorgenommen werden, und das Studio hört offenbar auf diese Stimmen.
Was gebraucht wird ist ein Ansatz, der Wonder Woman zu einer coolen Superheldin für das 21. Jahrhundert macht. Dabei muss die Figur inhaltlich wie optisch überholt werden. Am Outfit hat DC Comics unlängst etwas getan (oben rechts), doch ein großer Sprung ist die neue Kluft wahrlich nicht. Wenn Wonder Woman wirklich auf die Leinwand kommt, so wie Warner Bros. es plant, dann stimmt hoffentlich aber nicht nur das Outfit, sondern auch die Story. Nochmals: So schwer kann das doch nicht sein.
Link: Bericht bei Vulture Link 2: Bericht bei Hollywood Reporter