Womit mich die Schule auf die Palme treibt

Schönfärberei I

Ein Elternabend mit netten Power-Point-Präsentationen, die beweisen sollen, wie sorgfältig die Zuweisung in die verschiedenen Oberstufentypen doch durchgeführt wird und ich kann nur den Kopf schütteln, weil ich jeden Tag mit eigenen Augen sehe, wie wenig die Tabellen und bunten Feldchen mit der harten Realität zu tun haben. So schlimm sind meine Zweifel am hiesigen Schulsytem inzwischen, dass ich mich manchmal beim Gedanken ertappe, unsere Sachen zu packen und zurück in den Aargau zu ziehen. (Tut mir leid, liebe Leser von anderswo, aber die Tragweite dieser Aussage ist leider nur für Schweizer verständlich.)

Finken – Nein, nicht die fliegenden, die für die Füsse

Finken sind doof. Fand ich schon immer und darum trage ich keine. Als grundsätzlich zur Kooperation bereiter Mensch sehe ich aber ein, dass ich meinen Kindern Finken kaufen muss, weil die Schule dies so wünscht. Also stürme ich einmal im Jahr – im August, auf den letzten Drücker – ins Schuhgeschäft, um mit meiner Horde Finken zu kaufen. Damit habe ich meine Pflicht getan und ich will die Finken erst wieder zu Gesicht bekommen, wenn sie zerfetzt und unbrauchbar sind und deshalb ersetzt werden müssen. Von mir aus dürfte die Schule sie auch gleich entsorgen, aber da meine Kinder zuweilen mitten im Schuljahr auf die abstruse Idee kommen, sie bräuchten neue Finken, bin ich ganz froh, wenn man mir Beweismaterial nach Hause bringt, mit dem die Notwendigkeit eines Kauf zweifelsfrei belegt werden kann. 

Lange Jahre ging das gut, aber in letzter Zeit hat die Schule sich diese Saumode angewöhnt: Am letzten Tag vor den Ferien schicken sie mir die Kinder mitsamt Finken nach Hause, am ersten Tag nach den Ferien erwarten sie meine Sprösslinge wieder zurück, natürlich mit Finken. Und das fünfmal im Jahr, bei mindestens zwei, manchmal auch bei drei Kindern, je nach Bereitschaft der Lehrperson, das Schuhwerk über die Ferien irgendwo im Schulzimmer vor dem putzwütigen Abwart in Sicherheit zu bringen. Natürlich schaffen es die Kinder nicht, ihre Finken über die Ferien im Schulsack zu lassen, was unweigerlich dazu führt, dass die eine oder andere Lehrerin mir gegen Ende der ersten Schulwoche ein Brieflein zukommen lässt: “Liebe Frau Venditti, würden Sie dem FeuerwehrRitterRömerPiraten bitte dringend ein Paar Finken mitgeben.” Aber natürlich sind die Dinger von vor den Ferien nicht mehr auffindbar, weshalb ich mich entweder zu einer ausgedehnten Suchaktion oder einem Besuch im Schuhgeschäft genötigt sehe. Eindeutig zu viel Finken-Theater für meinen Geschmack…

Schönfärberei II

Man macht jetzt keine “Beurteilungsgespräche” mehr, weil das zu negativ klingt. Der Inhalt des inzwischen üblichen “Standortgesprächs” ist deswegen aber nicht erbaulicher geworden. 

Turnsachen 

Eigentlich die gleiche Geschichte wie bei den Finken, mit dem Unterschied, dass die Kinder das ganz und gar nicht verschwitzte Turnzeug jedes Mal nach dem Turnunterricht nach Hause bringen und beim nächsten Mal wieder mitnehmen müssen. (Wohlverstanden, wir reden hier nicht von Teenagern, die das Zeug tüchtig verschwitzen, sondern von Siebenjährigen, denen beim Sport wohl nicht mal richtig warm wird. Zu Karlssons Zeiten durfte man den Beutel jeweils noch in der Schule lassen, bis wieder Ferien waren, was bei uns ja alle paar Wochen der Fall ist.)

Lassen Sie mal Ihr Kind abklären…

…aber erwarten Sie bloss keine Unterstützung von unserer Seite. Unsere Kapazitäten sind mit den echten Problemen mehr als ausgeschöpft. (Was ich als Ehefrau eines Lehrers voll und ganz verstehe, aber das Problem an unserem Bildungssystem sind ja auch nicht die praktizierenden Lehrer, sondern die gescheiterten Lehrer, die jetzt irgendwo in einem Büro der Bildungsdirektion sitzen und auf sehr sehr geduldigem Papier die Schule von morgen skizzieren.)

calorie

calorie; prettyvenditti.jetzt


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