Meine aktuelle Nachtischlektüre ist ein lange geschmähter Klassiker: "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod". Inmitten trotz aller Klassik meist hochaktueller Ausschnitte der Zwiebelfisch-Kolumne findet sich eine Anekdote "Leichensäcke im Supermarkt".
Kurz zusammengefaßt geht es dabei um amerikanische Austauschstudenten, die sich verwirrt um einen deutschen Werbeprospekt versammeln, mit dem eine nicht näher benannte Supermarktkette Rucksäcke verrammschen will. Nun hatten die dortigen Werbefachmänner wohl beschlossen, dass Rucksack einfach nicht hip genug klingt und beschlossen, es einzuenglischen, und zwar zu "body bag".
Wer Glück hat, findet nur die Übersetzung "Gürteltasche" dafür, auch wenn die eher "waist bag" heißt. Spätestens bei den Synonymen verläßt einen aber alles Glück, denn da hat das Wörterbuch nur noch "human remains puch" anzubieten - warum auch nicht, ist die erste Übersetzung ja auch gemeinhin Leichensack. Eine nette kleine Geschichte halt, in dem 2004 erschienen Buch als ziemlicher Einzelfall beschrieben, den ich zudem für fast unrealistisch hielt.
Habe ich also gerade mal gegoogelt. Für "Body Bag" finden Sie unter "Shopping" - einkaufen tut ja kein Mensch mehr - sage und schreibe 7.483 Ergebnisse, und nur die drei billigsten sind CD's mit Titeln, die definitiv nichts mit Rucksäcken zu tun haben. Der Rest sind tatsächlich Rucksäcke. Im englischen übrigens "rucksack", das war die eigentliche Pointe in dem Buch. Und immerhin: Für "Rucksack" kann man ca. 1,2 Millionen Einträge shoppen. Die meisten allerdings auf Englisch.
Um ganz witzig zu sein, hat der Autor dann noch Produkte der Zukunft skizziert, die Sie schon immer kaufen konnten, die aber nicht mehr hip genug klingen. Zum Beispiel "lawn shaver" (Rasenmäher). Und siehe da: Sogar den können Sie mittlerweile - in über 50 Versionen - erwerben.
Ach ja richtig, Wetter
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