Wolfsschwestern | Philippa Gregory

Wolfsschwestern | Philippa Gregory

Titel: Wolfsschwestern (Das Erbe der Tudors #1)

Autor: Philippa Gregory

Übersetzer: Anja Schünemann

Format: Taschenbuch

Preis: 10,99 €

Seitenzahl: 650 Seiten

Verlag: Rowohlt

ISBN: 978-3-499-29115-9

Bewertung: Wolfsschwestern | Philippa Gregory

Inhalt

Margaret Tudor heiratet den schottischen König und besiegelt damit den Frieden zwischen England und Schottland. Katharina von Aragón wird Königin von England und Mary Tudor heiratet den alten französischen König.
Drei Frauen, die als Herrscherinnen viel gemeinsam haben, trotzdem als Rivalinnen aufeinandertreffen und gleichzeitig für die Liebe kämpfen. Ihre Leben sind untrennbar miteinander verbunden und ihre Schicksale, egal ob Aufstieg oder Fall, hängen immer zusammen, egal welche Intrigen und Ränkespiele auch vor sich gehen…

„Wir sind Prinzessinnen, zur Königin geboren, wir sind Schwestern.“ (S. 53)

Jedes Jahr um diese Zeit erscheint irgendwann ein Historischer Roman von Philippa Gregory. Es gibt kein Jahr, in dem ich nicht ein neues Buch von ihr in den Händen gehalten habe und natürlich habe ich Ausschau danach gehalten. Als mir der Rowohlt Verlag ein Leseexemplar angeboten hat, habe ich direkt zugeschlagen. Ich liebe die Autorin und ihre Bücher, da gab es nichts zu überlegen und bereut habe ich es mal wieder nicht. Herzlichen Dank an dieser Stelle, für das Rezensionsexemplar!

Es war, wie es bei Philippa Gregory immer ist: wenige Seiten haben ausgereicht, um mich ins 16. Jahrhundert zu katapultieren und Margaret Tudor beim erwachsen werden zuzusehen. Schon als Mädchen von zarten 12 Jahren ist sie sich ihrer Rolle als Tudor Prinzessin nur allzu bewusst. Ihr ist klar, welche Bedeutung die Kleider haben, die sie trägt. Sie weiß genau, welche Wirkung der Schmuck hat, der sie ziert und dass ihr Verhalten genau beobachtet wird. Margaret weiß, dass sie bald eine verheiratete Frau sein wird und dementsprechend möchte sie sich verhalten.
Doch als Katharina von Aragón an den Hof kommt, um Margarets älteren Bruder Arthur zu heiraten, entflammen zum ersten Mal tiefe Gefühle der Missgunst in ihr. Sie ist neidisch auf die spanische Infantin, die mit so viel Prunk in England einzieht und die bald über ihr stehen wird. Margaret ist Eifersüchtig und kann es kaum erwarten selbst zu heiraten, um dann eine große wunderschöne Königin zu sein. Genauso wie Katharina. Doch trotz ihres Neides, kann sie sich nicht von der jungen Frau fern halten und die beiden freunden sich an. Auch Mary Tudor gehört bald dazu und bis das Schicksal sie trennt, verbringen die Mädchen viel Zeit miteinander.

Sehr schnell wird Margarets eher missgünstiges und negatives Wesen deutlich. Philippa Gregory schafft es, die junge Frau mit all ihren Fehlern darzustellen. Die älteste der Tudors ist keine Sympathieträgerin. Egal, was Katharina oder Mary auch tun, sie projiziert es auf sich selbst und wirkt zerfressen vor Neid. Nichts ist für sie genug, schließlich könnte sie von Katharina oder Mary überboten werden. Denn plötzlich ist nicht nur Katharina Königin von England, sondern Mary auch noch Königin von Frankreich, während sie als Königinwitwe von Schottland darum kämpfen muss, Regentin bleiben zu können, um ihren kleinen Sohn vor den schottischen Lords zu beschützen. Ihre Macht schwindet und ihre Schwestern und Rivalinnen scheinen am Zenit ihres Erfolges zu stehen. Doch das Blatt wendet sich schnell und die drei Frauen sehen sich nicht mehr als Feindinnen, sondern erneut als Freundinnen. So geht es im gesamten Buch immer hin und her. Zwischen Hass und Liebe gibt es kaum einen Unterschied, denn die Frauen können nicht voneinander lassen. Sie schreiben sich Gehässigkeiten, sie schreiben sich liebenswürdige Briefe, sie drücken ihre Trauer mit lieben Worten aus und beschwören die Unterstützung in jeglichen Notsituationen.

„Ich glaube nicht, dass Gott Frauen in Armut und Dummheit halten will. Ich glaube, es ist Gottes Wille, dass ich mit dem Verstand, den Er mir geschenkt hat, denke, mit den Fähigkeiten, die Er mir verliehen hat, mein Glück schmiede und mit dem Herzen, das Er mir gegeben hat, liebe.“ (S. 616)

Nicht nur, dass Philippa Gregory Margaret als eher Missgünstige Frau darstellt, sie bringt auch ihren durchsetzungsfähigen Charakter zur Geltung. Sie ist eben doch eine Tudor, die genau weiß, was sie möchte und wie sie dazu kommt. Margaret gibt alles für ihren Sohn und den Erhalt ihrer Macht. Sie muss so viele Ungerechtigkeiten erdulden und verliert dennoch nicht ihren Mut und ihre Entschlossenheit. Auch wenn ich viele ihrer Entscheidungen als eher unnötig und teilweise auch selbstsüchtig empfinde, so komme ich nicht umhin diese Frau zu bewundern. Entgegen aller Regeln hat sie zwei Mal aus Liebe geheiratet ohne sich darum zu scheren was Könige oder Lords dazu sagen. Sie ist eine starke und bewundernswerte Frau, von der, historisch gesehen, viel zu wenig überliefert ist.
Mit ihrer besonderen Art zu erzählen, fesselt Gregory mich regelrecht an ihr Buch. Man fühlt sich durch die Ich-Perspektive direkt hineinversetzt in Margaret. Auch wenn man nicht all ihre Gedanken teilt und oftmals den Kopf über ihr Verhalten schütteln muss, so kann man sich irgendwo doch sehr gut in sie hineinversetzen. Wer auf diese Weise aufgewachsen ist, als erste Generation einer vollkommen neuen Dynastie, der kann kaum anders auftreten, als sie es getan hat, schließlich lastet ein unglaublicher Druck auf ihr, nicht das verfluchte Tudor-Geschlecht zu sein, welches ohne männliche Erben enden wird.

Vor allem gegen Ende habe ich Margaret, ebenso wie Katharina und Mary in mein Herz geschlossen. Sie hat für ihre Rechte, ihre Macht und ihren Sohn, gekämpft wie eine Löwin und sie nie von ihrem eigenen Weg abbringen lassen. Diese Art Geschichten sind es, die ich gerne lese, um mich immer wieder daran zu erinnern, dass man alles schaffen kann, wenn man die Steine, die einem in den Weg gelegt werden, einfach wegrollt. Auch wenn Margaret nicht die sympathischste aller Hauptcharaktere ist, so kann man sie bis zu einem gewissen Grad doch verstehen.

Fazit

Wie immer bin ich unfassbar froh, dass ich dieses Buch lesen durfte. Philippa Gregory hat mir eine Geschichte geboten, die ich so, wie sie war, gar nicht erwartet hatte. Margaret Tudor ist eine einzigartige Frau gewesen, die sich in einer Männerwelt sehr gut behaupten konnte. Es hat mir großen Spaß gemacht sie zu begleiten und ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Teile dieser Reihe. Trotzdem konnte das Buch im Vergleich zu Gregorys anderen Büchern nicht zu hundert Prozent bestehen und wurde deshalb von mir ein klein wenig schlechter bewertet.


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