Wolfgang Leonard – "Meine Geschichte der DDR"

[Erstveröffentlichung: 19. Juni 2009]

Wolfgang Leonard – Meine Geschichte der DDR

Nach den gerad gelesenen „Anmerkungen zu Stalin“ habe ich mir Leonards Geschichte der DDR gekauft – und gelesen.
Wenn man das eben genannte Buch und auch „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ bereits kennt, kann man problemlos die ersten 100 Seiten überschlagen. Hier erzählt Leonard über die Zeit in der Sowjetunion und seine Zeit in der sowjetischen Besatzungszone, der späteren DDR. Das kennt man und findet es nur partiell spannend.

Aber dann berichtet er über die Zeit nach der Flucht von der Parteihochschule… und hier wird es aufschlussreich und spannend.

Leonard formuliert ebenfalls die These, dass die DDR Zeit ihres Bestehens stalinistisch geprägt blieb. Und anders als die anderen Länder des Ostblockes die Zeichen der Zeit nicht erkannte oder erkennen wollte, die aus dem Gorbatschow’schen Osten heraufzog.

Er ist „historischer Materialist“… und so schreibt er:

Nimmt man all diese Ereignisse zusammen – Titos Bruch mit Moskau im September 1948, den 17. Juni 1953, die ungarische Revolution 1956, den Prager Frühling 1868 und die Solidarnosc in den Jahren 1981 und 1982 -, dann erkennt man eine lange, internationale Befreiungsbewegung, die in den Ländern des Ostblocks immer wieder zum Durchbruch kam. (Seite 210 ff)

Für Leonard findet diese Bewegung ihren Höhepunkt in der Demokratiebewegung der DDR in den Jahren 1989/1990.
Dieser Teil des Buches (ab Seite 216) ist der für mich interessanteste Teil. Der Autor setzt sich hier mit der politischen Situation in dem zusammenbrechenden Staatsgebilde auseinander; er beschreibt die Hoffnungen der Menschen, die sich überraschend und lautstark politisch äußerten.

 Ich habe oft Probleme damit, die Situation des Spätsommers und Herbstes 1989 als „revolutionär“ zu begreifen. Aber gefällt mir Wolfgang Leonard Analyse dahingehend, als dass er meint, dass diese revolutionäre Situation eine kurze Zeit lang bestand; eine Zeit, in der es Basisdemokratie, als es runde Tische gab, als ein aus der Verknöcherung brechendes Volk seiner Regierung und deren krakengleichen Geheimdienst entgegen rief „Wir sind das Volk!“.

Und ich bin genau seiner Meinung, wenn er formuliert, dass mit dem Ruf „Wir sind ein Volk!“ die Revolution zu scheitern begann. Und alle Überlegungen, zu einem fairen und gerechten Umgang der beiden deutschen Staaten miteinander im Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes endeten.

Leonard zitiert den Gründungsaufruf von „Aufbruch 89 – Neues Forum“ – wer erinnert sich noch daran?

„Wir wollen Spielraum für wirtschaftliche Initiativen, aber keine Entartung in eine Ellenbogengesellschaft. Wir wollen das Bewährte erhalten und doch Platz für Erneuerung schaffen, um sparsamer und weniger naturfeindlich zu leben. Wir wollen geordnete Verhältnisse, aber keine Bevormundung. Wir wollen freie, selbstbewusste Menschen, die doch gemeinschaftsbewusst handeln. Wir wollen vor Gewalt geschützt sein und dabei nicht einen Staat von Bütteln und Spitzeln ertragen müssen. Faulpelze und Maulhelden sollen aus ihren Druckposten vertrieben werden, aber wir wollen keine Nachteile für sozial Schwache und Wehrlose.“ (Seite 218)

Wolfgang Leonard ist als Kritiker der SPD-Ostpolitik bekannt gewesen. Er war der Meinung, dass ein Paktieren mit der DDR diese in ihrer Funktion als Diktatur bestärkt. Leonard war der Meinung, man müsse der DDR – im Namen der Menschlichkeit für ihre Einwohner – eher hart anfassen und nur entgegenkommen, wo die DDR-Regierung ihrer Bevölkerung Rechte einräumt.
Nun ja, diese Stimme wurde nicht gehört und die SPD unter Willy Brandt und (vor allem) Herbert Wehner wählte den entgegengesetzten Weg.

Und so wirft er der SPD im Vorfeld der Wahlen im März 90 totales Versagen vor. Anders als die CDU, die LKW-weise Werbematerial, „Glasperlen“ und ähnliches in den „Osten“ karrte – überlegte die SPD lange, ob sie mit der PDS als Nachfolgerin der SED zusammenarbeiten oder Gegenposition beziehen solle…
Das Ergebnis ist bekannt:

Die Allianz für Deutschland [d.i. die CDU] erreichte 47,8 Prozent der Stimmen. Die SPD kaum 22 Prozent, die PDS immerhin 16 Prozent. Verheerend aber war; „Bündnis 90“, der Zusammenschluss der Bürgerrechtsbewegung, erhielt nur magere drei Prozent. (Seite 228)

Gerade wegen der letzten Abschnitte des Buches – hier berichtet Leonard auch kurz über seine Begegnungen mit den Spitzen der alten DDR-Nomenklatura – ist es unbedingt lesenswert.

Nic


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