Wolfenstein: The New Order

Von Pressplay Magazin @pressplayAT
PC

Veröffentlicht am 5. Juli 2014 | von Christoph Stachowetz

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Wolfenstein: The New Order

Wolfenstein: The New Order Christoph Stachowetz

Wertung

Summary: Old-School-Shooter durch und durch: "Klassisches", bewährtes Gameplay ohne Überraschungen, dafür aber recht unterhaltsam

2.5

Shooter


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Reboot, Remake, Reimagining: Auch die Videospielindustrie ist dem vorherrschenden Trend der Rückbesinnung auf vergangene Errungenschaften verfallen, Nostalgie verspricht vermeintlich (finanziellen) Erfolg. Nun ist also auch ein neuer Ableger der Wolfenstein-Reihe erschienen.

Was könnte auch nahe liegender sein, als gerade einen Ego-Shooter mit zugkräftigem Namen im Jahr 2014 erneut ankommen zu lassen – sind doch Titel der Call of Duty-, Halo-, Farcry- oder natürlich Battlefield-Reihen immer wieder gewinnbringende Bestseller trotz teils minimaler spielerischer Unterschiede zu den jeweils vorangegangenen Teilen. Anzumerken ist natürlich, dass Wolfenstein: The New Order keineswegs als überraschende Veröffentlichung anzusehen ist, wurde doch bereits 2001 mit Return to Castle Wolfenstein (ein Remake von Wolfenstein 3D) und erst 2009 mit dem schlicht Wolfenstein betiteltem Ableger (dessen Sequel) versucht, die Serie in zeitgemäßer Aufmachung einem neuen Publikum schmackhaft zu machen.

Sowohl die eher maue internationale Kritik als auch die Verkaufszahlen konnten bei beiden Teilen das eher begrenzte Interesse aufzeigen, weswegen wohl für Wolfenstein: The New Order ein neues Entwicklerstudio eingesetzt wurde: Die schwedische Videospielschmiede MachineGames, deren Mitglieder wiederum von Starbreeze Studios kommen und für denkwürdige Genre-Größen wie The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay und The Darkness verantwortlich sind, übernimmt nun die Verantwortung gegenüber dem Spieler, mit einem so bekannten Namen wie Wolfenstein auch ein entsprechend gelungenenes Spiel vorzulegen.

Mit gedämpfter Erwartungshaltung, aber insgeheim doch vorhandenem Interesse wird der geneigte Gamer also in das alternativ-historische Setting von Wolfenstein: The New Order entführt, in dem es – wie könnte es auch anders sein – abermals und vorwiegend um das Auslöschen einer hochtechnisierten Nazihorde geht. Eine außerordentlich lange Einführung später – also der erste Level – wird das Setting und die Basis der nachfolgenden Erzählung etabliert: Drei Jahre nach den Ereignissen von Wolfenstein scheitern die Alliierten an der Niederringung des durch fortgeschrittene Technologien scheinbar unbezwingbaren Nazi-Regimes. Ein letztes Aufgebot einer US-Spezialeinheit unter mithilfe von Protagonist William “BJ” Blazkowicz soll die Wende und General Wilhelm “Deathshead” Strasse zur Strecke bringen. Der Einsatz misslingt, Blazkowicz wird schwer verwundet und findet sich in einer psychiatrischen Anstalt in Polen wieder, in der er in einem Wachkoma-ähnlichem Zustand dahin vegetiert. Einen Zeitsprung bzw. 14 Jahre später erwacht der Soldat zu neuem Leben und muss feststellen, dass die Nazis in der Zwischenzeit nicht nur den Krieg gewonnen, sondern auch einen Großteil der gesamten Welt assimiliert haben. Blazkowicz’ neues Ziel bleibt das alte: Böses bekämpfen – und zwar mit Waffengewalt.

Und so übernimmt der Spieler mal wieder den Kampf gegen das übermächtige, unaufhaltsame Böse, das nun zur Abwechslung nicht in Form von Terroristen, Aliens oder Zombies in Erscheinung tritt, sondern eben als Nazi-Brut, die zudem noch mit zeitgemäß futurischer Ausrüstung als Zielscheibe fungiert. Trotz diverser stimmiger Voice-Over Passagen und innerer Monologe bietet Protagonist BJ Blazkowicz immer noch wenig mehr als eine muskelbepackte Charakter-Schablone, die, angetrieben durch rechtschaffene Motive und vergessenen Selbsterhaltungstrieb, durch die Monumente der germanischen Herrschaft gesteuert wird. Gigantische Bunkeranlagen, überdimensionierte Laboratorien, ein automatisiertes Konzentrationslager und natürlich auch eine retro-futuristische Mondbasis bieten trotz teils auswechselbaren Korridor-Schusswechseln genügend Abwechslung, um die vergleichsweise lange Einzelspielerkampagne zumindest in Sachen Hintergrundkulisse interessant zu gestalten.

Während sich das Gameplay selbst vergnüglich auf herkömmliche, aber bewährte Shooter-Basis-Kost reduziert – von der Waffenauswahl (Schrotflinte, Wurfmesser, Maschinengewehr usw.) über mittlerweile obligatorische Stealth-Passagen bis hin zum Aufleveln von Fähigkeiten (“Töte X-Gegner mittels Y um schneller nachzuladen/mehr Munition halten zu können” etc.) – will vor allem die Story selbst den Unterschied von Wolfenstein: The New Order gegenüber der FPS-Dutzendware darstellen.

So wird ein Untergrund-Einsatzzentrum der Widerstandsbewegung (quasi als HUB) mit diversen Nebencharakteren etabliert und die Einzelschicksale jener Figuren zusammen mit der damit intendierten Emotionalität gegenüber dem Spieler erläutert. Eine Art Gegenentwurf zur Waffen-strotzenden und -glorifiziertenden Ego-Shooter-Tradition, die die Serie ja ursprünglich selbst eingeleitet hat – der aber auch hier bei näherer Betrachtung in die Lächerlichkeit abdriftet. So will Wolfenstein beispielsweise nicht nur Anya, dem Herzblatt des Protagonisten, Leben in die virtuellen Gebeine einverleiben, sondern damit auch Blazkowicz selbst. Wie diese Romanze beginnt? Mit einer langjährigen Betreuung des komatösen Soldaten, seine jetzige Liebschaft stellt zugleich seine damalige Pflegerin dar. Eine Zwischensquenz zeigt ein “romantisches” Schwammbad, eine Rettungsaktion vor mordenden Nazischergen später und die Liebe ist besiegelt. Auch einige der bitterbösen, vermutlich gerade einem schlechten B-Movie entsprungenen Antagonisten erhalten einen Hauch von Charakterentwicklung, wenn auch nur auf sadistischer, psychotischer und – natürlich – nicht nachvollziehbarer Basis.

Überzeichnete, Action-orientierte Comic-Gewalt in retro-futuristischem Look trifft so auf ein Handlungsgerüst, das mit thematischen Einwürfen wie Repression, Massenmord, Okkultismus und faschistoiden Wahnvorstellungen um sich wirft, teilweise auch mit dem Anspruch, ernst genommen zu werden oder zum Innehalten anzuregen. Ob sich der Spieler, während er mit einem Maschinengewehr in jeder Hand wild um sich schießend und mechanische Nazikampfhunde tötend dazu wirklich verleiten lässt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Das hier vor allem anderen aber das simple, effizient umgesetzte Gameplay von Wolfenstein: The New Order vorwiegend zu überzeugen weiß, versteht sich von selbst.

Plattform: PS3 (Version getestet), PS4, PC, Xbox 360, Xbox One, Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 18,
Release: 20.05.2014, www.wolfenstein-spiel.de

Tags:2.5 von 5BethesdaFPSMachineGamesPCPS3PS4ShooterWolfensteinXBox 360Xbox One


Über den Autor

Christoph Stachowetz Aufgabenbereich selbst definiert als: Chief of Operations. Findet “Niemand ist so uninteressant wie ein Mensch ohne Interesse” (Browne) interessant.