Wolf Alice
„My Love Is Cool“
(Dirty Hit Records)
Das ist ja das schöne am Pop – dass er immer und immer wieder Neues aus dem Zylinder zaubert und es so aussehen läßt, als sei genau das noch nicht dagewesen und müsse deshalb fortan unbedingt gehört, gesehen, verehrt und natürlich gekauft werden. Davon abgesehen, dass auch dieser Job, der ja stellvertretend von den Promoagenturen übernommen wird, nicht einfacher wird, weil ja nun tatsächlich alles schon mindestens dreimal dagewesen ist – wir lassen uns doch allzugern täuschen. Warum wohl? Vielleicht, weil das Leben sonst um einiges öder wäre und es ein kindlicher Spaß ist so zu tun, als wäre man wirklich und wahrhaftig überrascht. Von Wolf Alice zum Beispiel. No Doubt? Garbage? Metric? Nie gegeben? Egal. Ellie Rowsell und ihre Band aus dem Londoner Norden sind jetzt das große, neue Ding und auch wenn sie so klingen wie viele andere zuvor, ist es keine Schande, ihnen hier und heute zu Füßen zu liegen.
Mit zwei EP und ein paar Singles gestartet, schickt sich das Quartett gerade an, mit ihrem energiegeladenen Alternativrock die Clubs und Festivals aufzumischen. Ihr Geheimnis? Eine angemessen rotzige Attitüde (heißt: nicht zu brav und nicht zu krass), zupackende Melodien samt einer ordentlichen Anzahl eingängiger Riffs und natürlich die Wahl des passenden Produzenten. Mike Crossey war da wohl nicht der schlechteste Kandidat, immerhin hat er sich schon mit den Foals, Keane, Jake Bugg, The Enemy, The Kooks und Razorlight einige Meriten erworben. Und so gelingt Wolf Alice die richtige Balance zwischen melancholisch verträumtem Girlpop („Turn To Dust“, „Bros“, „Freazy“, „Soapy Water“) und krachigem Rockbrett – und gerade diese Stücke geben der Platte den nötigen Drive.
Da ist es auch ohne große Bedeutung, dass nicht alle davon taufrisch sind. So stammen zum Beispiel „Fluffy“ und „Moaning Lisa Smile“, zwei der besten, von früheren Kurzformaten, sie rocken ebenso gut wie das bissige Spottlied zum klischeehaften Rockstardom „You’re A Germ“ – hier und an anderer Stelle splittern die Gitarren, Rowsell schreit sich die Seele aus dem Leib und die Drums scheppern mit voller Breitseite. In solchen Momenten wird der häufig angestellte Vergleich mit Hole etwas glaubhafter. Für deren prolligen Charme ist der Sound von Wolf Alice (zumindest auf Konserve) allerdings glatt, zudem betreiben die Londoner gar zu gern Stil-Hopping, für „Swallowtail“ geht’s kurz Richtung Shoegazing, „The Wonderwhy“ kann gar mit einer verkappten Rap-Einlage aufwarten. Ein Schaden ist das nicht, das Album bleibt abwechslungsreich bis zur letzten Minute. Und weil Pop sich nicht nur ständig neu erfindet, sondern auch keine Grenzen kennt, haben Wolf Alice für dieses Mal alles richtig gemacht. http://wolfalice.co.uk/
19.11. Köln, Luxor
20.11. Berlin, Lido
22.11. Leipzig, Täubchenthal
23.11. Hamburg, Uebel und Gefährlich
„My Love Is Cool“
(Dirty Hit Records)
Das ist ja das schöne am Pop – dass er immer und immer wieder Neues aus dem Zylinder zaubert und es so aussehen läßt, als sei genau das noch nicht dagewesen und müsse deshalb fortan unbedingt gehört, gesehen, verehrt und natürlich gekauft werden. Davon abgesehen, dass auch dieser Job, der ja stellvertretend von den Promoagenturen übernommen wird, nicht einfacher wird, weil ja nun tatsächlich alles schon mindestens dreimal dagewesen ist – wir lassen uns doch allzugern täuschen. Warum wohl? Vielleicht, weil das Leben sonst um einiges öder wäre und es ein kindlicher Spaß ist so zu tun, als wäre man wirklich und wahrhaftig überrascht. Von Wolf Alice zum Beispiel. No Doubt? Garbage? Metric? Nie gegeben? Egal. Ellie Rowsell und ihre Band aus dem Londoner Norden sind jetzt das große, neue Ding und auch wenn sie so klingen wie viele andere zuvor, ist es keine Schande, ihnen hier und heute zu Füßen zu liegen.
Mit zwei EP und ein paar Singles gestartet, schickt sich das Quartett gerade an, mit ihrem energiegeladenen Alternativrock die Clubs und Festivals aufzumischen. Ihr Geheimnis? Eine angemessen rotzige Attitüde (heißt: nicht zu brav und nicht zu krass), zupackende Melodien samt einer ordentlichen Anzahl eingängiger Riffs und natürlich die Wahl des passenden Produzenten. Mike Crossey war da wohl nicht der schlechteste Kandidat, immerhin hat er sich schon mit den Foals, Keane, Jake Bugg, The Enemy, The Kooks und Razorlight einige Meriten erworben. Und so gelingt Wolf Alice die richtige Balance zwischen melancholisch verträumtem Girlpop („Turn To Dust“, „Bros“, „Freazy“, „Soapy Water“) und krachigem Rockbrett – und gerade diese Stücke geben der Platte den nötigen Drive.
Da ist es auch ohne große Bedeutung, dass nicht alle davon taufrisch sind. So stammen zum Beispiel „Fluffy“ und „Moaning Lisa Smile“, zwei der besten, von früheren Kurzformaten, sie rocken ebenso gut wie das bissige Spottlied zum klischeehaften Rockstardom „You’re A Germ“ – hier und an anderer Stelle splittern die Gitarren, Rowsell schreit sich die Seele aus dem Leib und die Drums scheppern mit voller Breitseite. In solchen Momenten wird der häufig angestellte Vergleich mit Hole etwas glaubhafter. Für deren prolligen Charme ist der Sound von Wolf Alice (zumindest auf Konserve) allerdings glatt, zudem betreiben die Londoner gar zu gern Stil-Hopping, für „Swallowtail“ geht’s kurz Richtung Shoegazing, „The Wonderwhy“ kann gar mit einer verkappten Rap-Einlage aufwarten. Ein Schaden ist das nicht, das Album bleibt abwechslungsreich bis zur letzten Minute. Und weil Pop sich nicht nur ständig neu erfindet, sondern auch keine Grenzen kennt, haben Wolf Alice für dieses Mal alles richtig gemacht. http://wolfalice.co.uk/
19.11. Köln, Luxor
20.11. Berlin, Lido
22.11. Leipzig, Täubchenthal
23.11. Hamburg, Uebel und Gefährlich