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Woher kommen eigentlich unsere Medikamente?
Ich habe es schon immer interessant gefunden, zu sehen, wie es zu den heutigen Errungenschaften gekommen ist. Das ist auch im Fall der Medikamente ein sehr spannendes Thema.
Da wäre z.B. das allbekannte Aspirin. Da hat man vielleicht schon einmal gehört, dass der Grundstoff dafür ursprünglich natürlich ist. Er kommt von der Weidenrinde. Die Weide (Salix) ist ein Baum, den man heute noch oft in der Nähe von Gewässern sehen kann. Tee aus der Rinde war schon seit Urzeiten ein Schmerzlinderndes Mittel.
Der Inhaltstoff der Weide ist das Salicin. Eingenommen macht unser Körper daraus Salicylsäure.
1763 wurden die medizinischen Eigenschaften der Weidenrinde von Pastor Edward Stone in England festgehalten. Er schrieb darüber einen ersten Bericht für die Royal Society.
1828 extrahierte Henri Leroux, ein französischer Apotheker erstmals das Salicin, den Wirkstoff aus Weidenrinde in kristalliner Form. Ein Italienischer Apotheker, Raffalee Piria war dann erfolgreich die Substanz in Reinform zu separieren.
1897 schaffte es Felix Hoffman (oder war es sein Chef Arthur Eichengrün?) eine etwas veränderte Version vom Salicin herzustellen, die weniger Magenprobleme machte als die reine Salicylsäure. Das neue Medikament, die Acetyl-salicylsäure wurde von Hoffmans Arbeitgeben Bayer „Aspirin“ benannt: Der Name setzt sich zusammen aus ‘A’ (für die Acetylgruppe), -’spirin’ (für den Inhaltsstoff der Spire, dem Mädesüss, einer ebenfalls Salicinhaltigen Rosengewächs).
Es war der erste Wirkstoff einer sehr wichtigen Klasse Medikamente, die heute unter dem Namen NSAID – Nicht-Steroidale Anti-Inflammatorische Medikamente bekannt ist. Interessanterweise vermarktete Bayer jedoch zuerst den elf Tage später von Hoffmann entwickelten Hustenstiller, das als Heroin bekannt gewordene Diacetylmorphin stärker, da man nach Versuchen an Menschen davon ausging, dass Aspirin zu viele Nebenwirkungen habe. …
Obwohl man das Aspirin schon so lange „kennt“ und anwendet, findet man heute immer noch neues. Es wird nicht mehr nur als entzündungshemmendes Schmerzmittel verwendet, sondern auch als Blutverdünner. Weitere Anwendungen (wie z.B. im Bereich Krebsprophylaxe) werden diskutiert.
Ein neueres Rheumamittel enthält auch wieder den Trockenextrakt der Weidenrinde, etwa 60mg Salicin pro Tablette … zurück zu den Wurzeln könnte man sagen.
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Wenn Euch der Artikel gefallen hat … ich könnte noch ein paar interessante Beispiele bringen. Penicillin, Marcoumar, Minoxidil, Viagra …
Und falls jemand noch mehr interessante Entwicklungsgeschichten kennt: Bitte melden!