Der Blutverdünner Marcoumar hat auch eine hochinteressante Entwicklungsgeschichte.
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Es fing alles mit einem Haufen toter Kühe an.
Die Kühe waren plötzlich verendet, ohne dass man eine äussere Ursache finden konnte. Man obduzierte darum ein paar – immerhin könnte es sich ja auch um eine neue Krankheit handeln.
Bei der Obduktion stellte man fest, dass ihr Blut nicht gerann. Sie starben an inneren Blutungen. Im Magen der Kühe fand man Heu, das viel getrocknetes Klee enthielt. Das Klee alleine war aber nicht die Ursache, ansonsten wären schon früher Tiere gestorben und viel mehr.
Man fand dann, dass das Heu, das die jetzt toten Tiere gefressen hatten von einer Stelle stammte, wo das Dach des Vorratsstalles leck war. Das Heu wurde feucht und hat geschimmelt. Das Heu von dieser Stelle wurde untersucht und schliesslich fand man, dass der Schimmel einen Inhaltstoff vom Klee – das Coumarin – so verändert hatte, dass ein Wirkstoff entstand, der eben die Blutgerinnung verhinderte. Phenprocoumon eben.
Phenprocoumon – das ist das Marcoumar heute.
Heute wird es eingesetzt zur Thrombose-Prophylaxe, also um Blutgerinsel vorzubeugen z.B. nach Herzoperationen, bei Herzrhythmusstörungen etc.
Die Dosierung muss dabei anhand der Wirkung auf die Gerinnung individuell und vorsichtig angepasst werden –sonst wirkt es entweder nicht genügend oder aber zuviel – und dann passiert im schlimmsten Fall dasselbe wie bei den Kühen. Das „Gegengift“ von Marcoumar ist übrigens Vitamin K.
Die Überdosierung wird auch ausgenutzt, allerdings nicht in der Medizin: man benutzt Cumarinderivate auch als Rattengift. Die Ratten fressen das und nach einiger Zeit verbluten sie innerlich. Eigentlich ziemlich grausam, aber schneller wirkendes Gift kann man nicht nehmen, sonst verenden die Tiere neben dem Fressköder und dann fassen die anderen Ratten das nicht mehr an – das sind ziemlich schlaue Tiere.