Wofür kämpft ein Boxer?

Vor längerer Zeit erzählte mir ein us-amerikanischer Kollege von seiner Theorie eines großen Boxers. Er vertrat die Ansicht, ein Boxer könne nur dann ein wirklich großer Boxer werden, wenn er für etwas kämpft. Er definierte es dadurch, dass ein Boxer erst zu einem wirklich großen Boxer wird, wenn er große Kämpfe gegen harte Gegner gewinnt. Diese Kämpfe, so seine Theorie, kann man nur gewinnen, wenn einen etwas antreibt, quasi als Ersatzbatterie.
Zunächst einmal kämpft jeder Boxer für sich selber. Weil er persönlich etwas davon hat, nimmt er Strapazen und Schmerzen auf sich. Man kann sich aber wirklich fragen, was, außer persönlicher Eitelkeit, einen Boxer dazu treibt, sich praktisch nackt der Gefahr auszusetzen vor aller Augen verprügelt zu werden. Evander Holyfield (55 Kämpfe, 43 Sieg, 28 durch KO, 10 Niederlagen, 2 durch KO, 2 Unentschieden) sagte immer von sich, er kämpfe für Gott. Böse Zungen behaupten aber, dass er wohl eher für die Alimente kämpft; schließlich hat er 11 Kinder von 6 Müttern.
Unlängst wurde der Mittelgewichtler Hamid Rahimi (22 Kämpfe, 21 Siege, 10 durch KO, 1 Niederlage) auch außerhalb des Kreises seiner Boxfans bekannt. Er war nämlich der erste Profiboxer, der in Afghanistan boxte. Der in Kabul als Hamidullah Rahimi geborene und heute in Hamburg lebende Boxer deklariert sein Boxen schon seit einer Weile als „Kampf für Frieden.“ Seinen Kampf am 30.10.2012 gegen den nicht sehr starken Said Mbelwa sahen 20 Millionen Landsleute in Fernsehen. Rahimi wurde zum Nationalhelden und er wurde auch Interkontinental Champion der WBO, World Boxing Organisation. Sein „Kampf für Frieden“ brachte ihm eine sehr breite Medienpräsenz. Selbst das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ begleitete seinen Kampf in Afghanistan.
Nun forderte vor kurzem der Schwergewichtler Manuel Charr (24 Kämpfe, 23 Siege, 13 durch KO, 1 Niederlage, 1 durch KO) David Deron Haye (28 Kämpfe, 26 Siege, 24 durch KO, 2 Niederlagen, 1 durch KO) heraus. Der in Beirut (Libanon) geborene Mahmoud Omeirat Charr, der eigentlich Syrer ist, will jetzt ebenfalls für den Frieden kämpfen, allerdings für den Frieden in Syrien: „Wenn David Haye gegen mich boxt, spende ich die Hälfte meiner Börse für Friedensprojekte in meiner Heimat!“
Beide Boxer und ihre Anliegen sind durchaus ernst zu nehmen. Man kann und muss ihnen beiden auch nur viel Erfolg bei ihren Kämpfen für den Frieden wünschen. Ich persönlich würde mir aber auch Boxer wünschen, die für den „Krieg“ kämpfen, nämlich für einen Krieg gegen schlechte Kämpfe, korrupte Punktrichter, verlogene Veranstalter usw.
© Uwe Betker



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