Wo waren Sie am 20.04.2012? Oder einem anderen beliebigen Tag des Jahres?

Von Juliane

Ich bin meiner Zeit voraus. Schon wieder. Denn während ich nach Vorsätzen für das nächste, das neue, das bessere Jahr suche, glotz das gesamtdeutschdigitale Medienpanorama in den Rückspiegel. Jahresrückblick ist das Buzzwort dieser Tage. Das gefällt Verdrängern wie mir überhaupt nicht. Nicht mal ewige Genies, aus vergangenen Tagen, befassten sich mit dem Blick nach Hinten. „Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.“ sagte beispielsweise Marie Curie. Soll sie gesagt haben. Viel wahrscheinlicher ist das sie so was sagte wie: „Pierre, Schatz, reich mir mal das leuchtende Zeug da!“

Denn das ist das Problem mit der Historie. Sie ist, letztlich, dann eben doch nur irgendjemandes subjektiver 90minütiger Pseudo-Doku-Fernsehbeitrag mit Einspielern von Kommentaren unbekannter YXZ-Promis. Und so spannend 2012 dann auch wirklich gewesen sein mag, so entsetzlich langweilend wirkt es dann. Vielleicht machen die „traditionellen“ Medien (apropos, Tradition ist noch so ein Wort, dass Vergangenheit und endlose Monotonie synonymisiert) das auch damit wir uns auf das neue Jahr freuen. Damit wir hoffen, dass DANN alles ganz anders wird, bunter, unterhaltsamer, prominenter. Statt nun also weiter in den beschriebenen Rückspiegel zu starren und dabei in die, vor uns wie eine Betonwand stehende, Zukunft rasen, gucken wir aus dem Seitenfenster. Werfen einen flüchtigen Blick auf die vorbeiziehende Landschaft nichtlebensrelevanter Informationen und treten jetzt erst recht aufs Gas.

Oder habe ich in diesem Jahr bahnbrechendes verpasst oder verdrängt?