WEIMAR. (fgw) Eine überschwängliche Berichterstattung auf kath.net über die Reise des Papstes der Catholica nach Benin macht stutzig. Schon vor der Reise war feinsinnig darauf hingewiesen worden, dass der Papst in das Land des Voodoo reise. Sonnenwunder scheinen das zu bestätigen. Ebenso wie die 150 Seiten lange APOSTOLIC EXHORTATION AFRICAE MUNUS (Die Aufgabe Afrikas), die den afrikanischen Kontinent zu einen Hort der Glückseeligkeit hochstilisiert.
von Georg Korfmacher
Der Vorgängerpapst hatte 1995 eine APOSTOLIC EXHORTATION ECCLESIA IN AFRICA , also die Kirche in Afrika, veröffentlicht. Dem jetzigen Pontifex geht es aber um mehr: um Afrika ganz und gar. Hier sieht er den Vorrat für die Zukunft, auf den die Catholica rechnen könne. In Afrika habe der Papst „die Frische des Ja zum Leben gesehen, eine Frische des religiösen Sinns und der Hoffnung, eine Wahrnehmung der Wirklichkeit in ihrer Ganzheit mit Gott, nicht beschnitten auf einen Positivismus, der am Ende alle Hoffnung auslöscht”. Halleluja!
Es ist schwer auszumachen, wohin der Papst da geschaut hat. Sicherlich nicht in das Buch der ehemaligen Nonne Majella Lenzen (Das möge Gott verhüten, DuMont), die von ihrem Bischof vom Hof gejagt wurde, als sie in Ansehung des AIDS-Dilemmas Kondome an kranke Afrikaner ohne Ansehen der Person und Religion verteilte.
So wie der Papst das sieht, wären aber gerade die christlichen Gemeinden besonders aufgerufen, sich in ihrem Innern auszusöhnen, um freudiges Werkzeug der göttlichen Barmherzigkeit zu werden. Ach ja, auch der Papst hat ein recht gespaltenes Verhältnis zu Kondomen.
Wer je einmal in Benin war, weiss um die soziale und wirtschaftliche Misere nicht nur in diesem schönen aber erbärmlich geschundenen Land. Vor dem täglichen Leben nicht nur in Afrika und dem Beispiel der Majella Lenzen klingt es daher eher wie Hohn, wenn der Papst die Christen in Afrika als Menschen der Hoffung anpreist, denen ihre Brüder und Schwestern nicht gleichgültig sein könnten, als das Salz der Erde und Licht der Welt. War der Papst wirklich in Afrika?
Alle weiteren Verklärungen seien dem ungeduldig verwunderten Leser erspart. Nicht aber das wundersame Sonnenwunder über der Veranstaltung in Benin. Die zur Messe gekommenen Gläubigen konnten die Sonne und den Mond gemeinsam am Himmel stehen sehen, so der Vatikankorrespondent der italienischen Nachrichtenagentur AGI. Die Afrikaner im Voodoo-Land Benin deuteten das unmissverständlich als ein „Wunderzeichen, zu dem es durch die Anwesenheit des Papstes gekommen sei.” Dies stiftete nicht nur bei den Medienleuten, sondern auch bei vielen Bischöfen Verwunderung, zumal es sich mehrmals während der Papstreise ereignet haben soll.
Bei all diesem Hokuspokus und abgehobenem Wort-Gedöns drängt sich die Frage auf, ob es sich um eine Pastoralreise des Papstes der Catholica handelte oder um ein Tamtam einer Grosssekte. Ernst nehmen muss man das wohl nicht.
Wie dem auch sei, die Armada der Catholica ist schon im Anmarsch: der Päpstliche Laienrat organisiert bereits seinen nächsten Kongress in Afrika.
[Erstveröffentlichung: Freigeist Weimar]