Männergruppen, die mit Bollerwagen und Bier durch die Lande ziehen, Musik hören und dabei trinken – ein typisches Bild an Christi Himmelfahrt. Der Vatertag – oder Herrentag, wie er in Mecklenburg-Vorpommern heißt – wird vielerorts zum lautstarken Besäufnis genutzt.
Damit Trinkgelage nicht ausarten und im Alkoholrausch keine Schlägereien angezettelt werden, sorgen einige Kommunen im Norden vor. Sie haben Alkoholverbote für bei Vatertagstouren besonders beliebte Plätze ausgesprochen oder schließen bestimmte Areale gleich ganz.
Sperrungen an beliebten Plätzen in Niedersachsen
Die Leidtragenden von solchen Sperrungen sind Tagestouristen und Ausflügler, die sich nicht betrinken wollen. Am Steinhuder Meer in Niedersachsen können sie die Badeinsel nur von 11 bis 18 Uhr betreten. Alkoholische Getränke dürfen dorthin nicht mitgenommen werden. Die Polizei und der Jugendschutz sind rund um das Ausflugsziel gemeinsam unterwegs. Das Projekt “HaLT – Hart am Limit” solle den Feiernden den Alkoholverzicht schmackhaft machen, sagte Nils Meyer von der Region Hannover. Jeder, der bei einem Test null Promille vorweisen könne, erhalte einen Gutschein für einen Kletterpark.
Im Wolfsburger Allerpark herrscht nach Ausschreitungen im vergangenen Jahr ein absolutes Alkoholverbot. Polizei und Stadt wollen dort verstärkt kontrollieren.
Keine Verbote in Bad Segeberg und Timmendorfer Strand
Auch im schleswig-holsteinischen Eutin gibt es Einschränkungen. Dort wird der Schlosspark am Himmelfahrtstag von morgens bis abends komplett gesperrt. Im vergangenen Jahr war es hier zu Saufgelagen und Schlägereien gekommen.
Bad Segeberg hatte zunächst ein Alkoholverbot rund um den Segeberger See ausgesprochen. In der Begründung wurde auf Erfahrungen aus den vergangenen Jahren verwiesen. Zahlreiche Körperverletzungen und Platzverweise seien registriert worden, die in der Regel auf übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen seien. Auch in Timmendorfer Strand sollte rund um den Strand und den Kurpark aufgrund ähnlicher Vorfälle nicht getrunken werden.
Zwei Vatertagsgänger klagten jedoch gegen diese Anordnungen. Das Verwaltungsgericht in Schleswig kassierte daraufhin die Alkoholverbote in Timmendorfer Strand und Bad Segeberg. Sie würden “das Grundrecht auf Handlungsfreiheit” beeinträchtigen. Die Polizei könnte bei Störungen stattdessen Platzverweise erteilen. Am Mittwochnachmittag bestätigte das Oberverwaltungsgericht diese Entscheidung, nachdem die Gemeinden Einspruch eingelegt hatten. Nicht betroffen davon ist ein Alkoholverbot am Einfelder See in Neumünster.
“Schluss mit Rausch – Flaschentausch”
Dass durch übertriebenen Alkoholkonsum schon aus nichtigem Grund Potenzial für gewalttätige Auseinandersetzungen entstehen kann, hat im vergangenen Jahr ein Vorfall in Warnemünde gezeigt: Dort wurde bei einer Schlägerei auf dem Bahnhof ein 44-jähriger Familienvater so schwer verletzt, dass er kurze Zeit später an einer Verletzung der Halsschlagader und Hirnblutungen starb. Angeblich soll es bei dem Streit um das Aussehen der Bollerwagen gegangen sein.
In diesem Jahr will die Rostocker Polizei einem solchen Exzess mit einer neuen Aktion vorbeugen: Unter dem Titel “Schluss mit Rausch – Flaschentausch” sollen Herrentagsausflügler auf der Warnemünder Promenade ihre alkoholischen Getränke gegen angebotene alkoholfreie eintauschen.
Keine Verbote im Nordosten
Der Rostocker Suchttherapeut Michael Köhnke plädierte für alkoholfreie Zonen an stark besuchten Orten. “Es ist bedauerlich, dass an Tagen wie dem Herrentag die öffentliche Kontrolle außer Kraft gesetzt zu sein scheint”, sagte Köhnke. Generelle Alkoholverbote planen die Kommunen im Nordosten jedoch nicht. Ein Sprecher des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte sagte, ein Alkoholverbot könne nicht überwacht werden. Zudem finde in Waren die Müritz-Sail statt, dort werde in Buden und Restaurants auch Alkohol ausgeschenkt. In Schwerin hingegen wird die Bierbörse im Schlossgarten extra verschoben. 2011 hatte sie noch am Himmelfahrtstag stattgefunden.
Quelle: NDR.de
Bier, Musik und Bollerwagen: Am Vatertag ziehen viele Männer alkoholisiert durch die Landschaft. © dpa - Bildarchiv