wo Schafe heilbaden

Von Der Muger @derMuger
Das sogenannte „Schafbad“ bezaubert die Besucher durch seine klassisch antike Formensprache. Es erinnert unweigerlich an ein römisches Quellheiligtum. Ein langgezogenes Wasserbecken, längs von zwei Kolonnaden begrenzt - zugegeben; stark vereinfachten Kolonnaden. Im Osten ein sturzloses Portal und ein angedeutetes Atrium. Gewiss, ein kulturhistorisches Kleinod.
Doch, was war die Funktion der Kult-Anlage? Zweimal im Jahr, Frühling und Herbst, brachten Schäfer ihre frisch, rasierten Schafe hierher. In Einerkolonne prozessierten dann die Tiere durch die Anlage. Wobei auf der Eingangsseite keine Treppe ins Becken hinab führt und sie deshalb, von den Nachfolgenden gedrängt, kopfüber hinein plumpsten. Wieder aufgetaucht schwammen die Schafe wohl oder übel gegen Westen, wo sie erst eine Treppe und dann festen Boden erreichten.
Im Becken war dazu eine Suppe aus Wasser, Medikamenten und Angst-Pipi. Diese sollte das Nutzvieh vor der gefürchteten Schafräude schützen. Heutzutage verwendet man stattdessen eine simple Impfung.
Dieses weitherum unbekannte veterinärhistorische Relikt kann täglich besichtigt werden. Eintritt frei, Kinder zum halben Preis. Giswil: Grundwaldstrasse.
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