Quelle: Helmut Mühlbacher
Ihr Lieben,
heute möchte ich Euch eine Geschichte von Hans-Christoph Hampe erzählen:
„Hol doch Deinen Bruder an den Tisch!“
„Neue Mieter waren in unser Haus eingezogen. Sie hatten ein grünes Sofa. Darauf schlief der Sohn. Er war dreizehn, dunkelhaarig, blass und still. Mit anderen Jungen sah man ihn nie. Er saß wohl alleine oben in der Wohnung – seine Eltern waren oft nicht zu Hause, aber keiner wusste, wovon sie lebten.
Meinem Vater war die Arbeitsstelle gekündigt worden und wir waren froh, dass Mutter als Putzhilfe zwei Adressen hatte. Eines Nachmittags warteten Vater und ich auf Mutter, nachdem wir allen aufgeräumt hatten. Plötzlich hörten wir Stimmen im Treppenhaus. Wir schauten schnell aus dem Fenster.
„Unten steht ein Polizeiauto“, sagte ich, während mein Vater an der Flurtür lauschte.
Schritte hinauf und hinunter und Stimmen waren zu hören. „Sie werden geholt“, flüsterte Vater.
„Warum, was haben sie getan?“, fragte ich. „Ich weiß es nicht“, antwortete er.Aber was ging uns das an? Wir hatten nichts verbrochen – waren arm, aber ehrlich!
Dann endlich kam Mutter herein. Wir setzten uns an den Tisch, aßen und erzählten.
Plötzlich fragte meine Mutter: „Ist der Junge auch geholt worden?“ „Nein“, erwiderte Vater, „nur die Eltern, ihre Stimmen waren zu erkennen.“ „Dann ist der Junge jetzt ganz allein. Geh hinauf, sieh nach und bringe ihn mit herunter“, sagte Mutter zu mir.
Ich ging die Treppe hoch und schaute durchs Schlüsselloch. Er saß am Tisch – war allein. Allein in der Welt voller Menschen. Ich klopfte an, öffnete die Tür und sah in seine dunklen Augen. „Komm mit hinunter“, sagte ich, „meine Mutter sagt, Du kannst mit uns essen.“
Er rührte sich nicht. Rasch lief ich zu den Eltern zurück. „Er kommt nicht“, rief ich. „Er sagt nichts uns rührt sich nicht!“ „Geh noch einmal, hol Deinen Bruder an den Tisch.“ Vaters Worte waren deutlich und bestimmt und ich versuchte es noch einmal. Diesmal stand der Junge auf und ging mit mir. „Setz Dich“, sagte Vater zu ihm, „und iss mir uns.“
Dann saß er bei uns am Tisch und aß seine Suppe und das Brot, das Mutter gebacken hatte. Meine Eltern fragten ihn vorsichtig nach seinen Sorgen und er begann zu erzählen. „Es wird bald alles in Ordnung kommen“, beruhigte Vater ihn, „und bis dahin bleibst Du bei uns.“
Lass mich Dein Freund sein, ja?“, sagte ich rasch und schaute ihn fragend an.
„Ich heiße Tino“, antwortete er.“
Ihr Lieben,
am 20.September brachte eine Reihe von Zeitungen die folgende Nachricht:
"Straßenjunge erhält Friedenspreis für KinderEin 13-Jähriger hilft auf den Philippinen notleidenden Kindern.
Quelle: www.dpa.de
Für sein Engagement wird er nun mit einem mit 100.000 Euro dotierten Preis geehrt. Ein philippinischer Straßenjunge ist mit dem diesjährigen Internationalen Friedenspreis für Kinder ausgezeichnet worden.Cris «Kesz» Valdez, der früher auf einer Müllkippe hauste und in einer Grabstätte schlief, nahm den mit 100.000 Euro dotierten Preis am Mittwochabend im niederländischen Den Haag entgegen.
«Meine Botschaft an die Kinder in der Welt ist, dass sie niemals die Hoffnung aufgeben dürfen», sagte der 13-Jährige.
Überreicht wurde der Preis, der von der Stiftung KidsRights verliehen wird, von dem Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu. «Du bist wundervoll», sagte der ehemalige südafrikanische Erzbischof zu Valdez.Der Junge verteilte über seine eigene Stiftung «Championing Community Children» in Cavite City etwa 30 Kilometer südlich von Manila bislang mehr als 5.000 kleine Geschenke an notleidende Straßenkinder. Die Geschenke sind oft alltägliche Dinge wie Flip-Flops, Spielzeug, Süßigkeiten und Kleidung.
Der KidsRights Stiftung zufolge half «Kesz» insgesamt rund 10.000 Kindern - auch bei alltäglichen Problemen wie Hygiene- und Gesundheitsfragen.
In seiner Dankesrede rief er alle Kinder auf, sich auch unter schwierigsten Bedingungen um die Hygiene zu kümmern. Er selbst wolle den Preis für seine Bildung nutzen und sich womöglich seinen großen Traum erfüllen: Arzt werden.Quelle: www.augsburger-allgemeine.de
Ihr Lieben,
Unsere heutige Geschichte, deren Autor mit Absicht im Dunkeln lässt, wann und wo genau sich diese Geschichte zugetragen hat, die weist uns darauf hin, wie wichtig es ist, sich um „unseren Bruder, unsere Schwester“ zu kümmern.
Unsere Liebe, unsere Bereitschaft, Zuwendung zu schenken, Hoffnung zu wecken, Freude zu verbreiten, durch Ermutigung zu stärken, richten sich zu allererst und vor allem auf unsere Lieben, unsere Kindern und Enkelkinder, unsere Partnerin, unseren Partner.
Aber da sollten sie nicht enden, denn auch außerhalb unseres Hauses, unserer Wohnung brauchen Menschen unsere Hilfe, unsere Liebe, unsere Ermutigung.
Jeder Mensch, der Hilfe, Liebe und Ermutigung braucht, ist im übertragenen Sinne unser Bruder und unsere Schwester.
Aber wie in unserer Geschichte ist es oft nötig, dem anderen Menschen unsere Hilfe, unsere Liebe, unsere Ermutigung anzubieten und nicht immer werden unsere Hilfe, unsere Liebe, unsere Ermutigung sofort angenommen. Manche Menschen müssen wir mehrfach ansprechen.
In diesem Zusammenhang machen mir immer solche Berichte wie die des 13-jährigen Straßenjungen Mut. Er hat sich nicht aufgrund seiner eigenen Lage hingesetzt und hat aufgegeben, sondern er hat seine ganze Kraft, sein ganzes Engagement dafür eingesetzt, seine eigene Lage und die Lage von fast 10.000 anderen Kindern zu verbessern.
Sein Handeln sollte uns in diesem Vierteljahr, in dem wir auf Weihnachten, das Fest der Liebe, zusteuern, Vorbild sein, damit auch wir nicht aufgeben und zum Licht werden für „manche Schwester, manchen Bruder“ in unserer Nachbarschaft und Umgebung. Denn draußen, außerhalb unseres Hauses und unserer Wohnung warten etliche Menschen auf unsere Liebe, unsere Hilfe und unsere Ermutigung.
Glaubt mir: Über nichts werdet Ihr Euch mehr freuen, als wenn Ihr Weihnachten zu Euch selbst sagen könnt:
Ich habe einem Menschen Freude geschenkt,
er kann jetzt wieder lachen.
Ich habe einem Menschen geholfen,
er kann jetzt wieder an das Gute im Menschen glauben.
Ich habe einem Menschen Liebe erwiesen,
er kann nun wieder sich selbst annehmen.
Ich habe in einem Menschen Hoffnung geweckt,
er kann jetzt tapfer weiter auf seinem Weg gehen.
Ich habe einem Menschen Ermutigung geschenkt,
er traut sich jetzt wieder etwas zu.
Ich wünsche Euch einen ruhigen Ausklang des Feiertages und grüße Euch voll innerer Freude aus Bremen
Euer fröhlicher Werner
Quelle: Karin Heringshausen