Wo ist das Niveau?

Von Elwiraszyca @Das_denke_ich

Oh, mir hat sich im Titel ein Fehler eingeschlichen. Der Film hieß wohl „Wo ist Fred?“.mit Til Schweiger. Es war wohl eher ein freudscher Versprecher. Zumindest erkennt man jetzt sofort, was ich von dieser Komödie halte. Komödie liegt wohl im Auge des Betrachters. Vielleicht sollte ich mir den Film mal ausleihen und mithilfe des Making-of herausfinden, was man sich dabei gedacht hat. Im Gegensatz zu dem Üblichen „nett gemeint“, ist das bestimmt hier nicht böse. Und es ist immer so wichtig, wie ich das meine? Ist die Hauptsache nicht die, wie es wo ankommt? Hier ist, wenns doch nicht so gut ankam, der Ursprung von „gut gemeint“, welche meiner Meinung nach die Großmutter von „Scheiße“ ist. Wollte man da Inklusion? Wir sind alle gleich und deshalb darf man über alle gleichermaßen lachen. Das wäre doch ein bisschen zu flach, oder? Und muss man vor bestimmten Themen Angst oder Respekt haben? Beziehungsweise rücksichtsvoller mit ihnen umgehen? Ein Thema ist doch erst Tot, wenn nicht mehr drüber gesprochen wird. Also ist die Idee so einen Film zu machen immer noch besser, als Behinderungen wegzuschweigen. Schwierig. Ich sehe die unglaublich schwierigen Themen so, dass es ein Entwicklungsprozess ist und in dieser Entwicklung sehe ich die Aufklärung,sicher vor dem Schritt, darüber lachen zu können. Und werden Behinderte in der Gesellschaft mittlerweile so gesehen, wie sie sind. Werden sie ernst genommen? Es wird. Aber sicher ist es noch nicht soweit, dass für alle der Unterschied zwischen Humor und Realität offensichtlich zu erkennen ist. Das man mit dem Rollstuhl die Treppe runter fährt. Das ist nicht schlimm, dass ist nur flach. Wie explodierende Klos und Scheißfontänen in anderen Komödien. Was mir mehr aufgestoßen ist, sind die Szenen im Pflegeheim gewesen. So eine Komik ist noch zu wenig von der Realität entfernt, um wirklich komisch sein zu können. So ganz fernab kam es mir dann doch nicht vor.

Als Jugendliche bin ich zur Kur gefahren und musste erfahren, dass sechs Wochen eine lange Zeit sind. Und es ist lange her. Ich weiß aber, angesichts der gemachten Erfahrungen, möchte ich auf keinen Fall mehr in so einen Einrichtung einkehren müssen, um zu prüfen, ob die Vorgehensweisen sich verändert haben. An meinem zweiten Tag kam ein Pfleger in mein Zimmer und wollte mich duschen. Da zog er mich selbstverständlich aus, so selbstverständlich, dass ich die Information von ihm gar nicht erhalten habe und erst von dem Vorhaben mit dem Duschen erfuhr, als ich mich verwirrt wehrte. Ich war schon immer eigensinniger. Leider zeigte sich das Aufgrund meiner Situation darin, dass ich nicht nur von Männern verpflegt werden wollte, dafür um so energischer. In diesem Zusammenhang, auch wenn mir nichts unangenehmes passiert ist, weil ich wohl sehr überzeugend sein musste, finde ich die Szene in der „Fred“ von der Heimleiterin gebadet wird sehr fragwürdig. Sie vergreift sich. Bei Frauen wäre das sicher ne andere Geschichte, aber egal welches Geschlecht es betrifft, wie wird wohl mit solchen Gegebenheiten in Heimen umgegangen? Kommt es wirklich gar nicht vor? Kann man erkennen, was ich für eine Problematik darin sehe? Ich kann mich nicht erinnern, eine Vergewaltigung in einer Komödie gesehen zu haben, oder auch nur, die Andeutung einer solchen.

Was mich in jenen sechs Wochen auch begleitet hat, war ein Kalender in dem Kreuzchen gemacht wurden, jedes mal, wenn ich größere Geschäfte getätigt habe. Da ich die einzige auf meinem Zimmer war, die nicht alleine zur Toilette gehen konnte, war mein Name der einzige, der von Kreuzchen begleitet wurde. Das einzige positive war, man konnte sich über eine rege Verdauung freuen. Ich habe das mehr als eine Art Weg-Streich-Kalender gesehen, der mir jedes mal, wenn ich das Zimmer betrat gezeigt hat, direkt gegenüber der Tür, wie lange das Elend noch dauern würde. Allen anderen ließ er nur die Regelmäßigkeit meiner Verdauung erkennen. Dem Pflegepersonal, den Putzfrauen, den Verehrern meiner Zimmergenossinnen und wer sonst noch so reinkam. Gegen diese Erfahrung war das nie einen acht Uhr Film zu Ende zu sehen, weil man es dem Personal in der Nachtschicht nicht zumuten konnte, mir um viertel nach Zehn ins Bett zu helfen, nicht der Rede wert. Zurück zum Film. Die behinderten Nebendarsteller, da frage ich mich ähnlich wie bei Frauentausch und Co, warum man sich selbst für so eine Darstellung hergibt. Okay, die wirklich Behinderten wurden ja nicht lächerlich gemacht, aber sie stützten das ganze lächerliche drumherum. Dient das der Sache? War das ausschlaggebend für die Teilnahme? Als eine Art Kompromiss, denn es ist ja immer noch besser wenn über die eigene Sache gesprochen wird, als wenn man aus Stolz dazu beiträgt es ignoriert zu lassen. Trotzdem, ich persönlich finde, dass sehr sehr sehr viele Filme, zu verschiedenen Aspekten von Behinderungen auf einer ernsthaften Ebene gedreht und gezeigt werden müssten, bevor ein Film wie, „Wo ist Fred?“ wirklich witzig werden kann. Andererseits bleiben Behinderte weiterhin niedlich, süß und ungleich.