Als Jugendliche bin ich zur Kur gefahren und musste erfahren, dass sechs Wochen eine lange Zeit sind. Und es ist lange her. Ich weiß aber, angesichts der gemachten Erfahrungen, möchte ich auf keinen Fall mehr in so einen Einrichtung einkehren müssen, um zu prüfen, ob die Vorgehensweisen sich verändert haben. An meinem zweiten Tag kam ein Pfleger in mein Zimmer und wollte mich duschen. Da zog er mich selbstverständlich aus, so selbstverständlich, dass ich die Information von ihm gar nicht erhalten habe und erst von dem Vorhaben mit dem Duschen erfuhr, als ich mich verwirrt wehrte. Ich war schon immer eigensinniger. Leider zeigte sich das Aufgrund meiner Situation darin, dass ich nicht nur von Männern verpflegt werden wollte, dafür um so energischer. In diesem Zusammenhang, auch wenn mir nichts unangenehmes passiert ist, weil ich wohl sehr überzeugend sein musste, finde ich die Szene in der „Fred“ von der Heimleiterin gebadet wird sehr fragwürdig. Sie vergreift sich. Bei Frauen wäre das sicher ne andere Geschichte, aber egal welches Geschlecht es betrifft, wie wird wohl mit solchen Gegebenheiten in Heimen umgegangen? Kommt es wirklich gar nicht vor? Kann man erkennen, was ich für eine Problematik darin sehe? Ich kann mich nicht erinnern, eine Vergewaltigung in einer Komödie gesehen zu haben, oder auch nur, die Andeutung einer solchen.
Was mich in jenen sechs Wochen auch begleitet hat, war ein Kalender in dem Kreuzchen gemacht wurden, jedes mal, wenn ich größere Geschäfte getätigt habe. Da ich die einzige auf meinem Zimmer war, die nicht alleine zur Toilette gehen konnte, war mein Name der einzige, der von Kreuzchen begleitet wurde. Das einzige positive war, man konnte sich über eine rege Verdauung freuen. Ich habe das mehr als eine Art Weg-Streich-Kalender gesehen, der mir jedes mal, wenn ich das Zimmer betrat gezeigt hat, direkt gegenüber der Tür, wie lange das Elend noch dauern würde. Allen anderen ließ er nur die Regelmäßigkeit meiner Verdauung erkennen. Dem Pflegepersonal, den Putzfrauen, den Verehrern meiner Zimmergenossinnen und wer sonst noch so reinkam. Gegen diese Erfahrung war das nie einen acht Uhr Film zu Ende zu sehen, weil man es dem Personal in der Nachtschicht nicht zumuten konnte, mir um viertel nach Zehn ins Bett zu helfen, nicht der Rede wert. Zurück zum Film. Die behinderten Nebendarsteller, da frage ich mich ähnlich wie bei Frauentausch und Co, warum man sich selbst für so eine Darstellung hergibt. Okay, die wirklich Behinderten wurden ja nicht lächerlich gemacht, aber sie stützten das ganze lächerliche drumherum. Dient das der Sache? War das ausschlaggebend für die Teilnahme? Als eine Art Kompromiss, denn es ist ja immer noch besser wenn über die eigene Sache gesprochen wird, als wenn man aus Stolz dazu beiträgt es ignoriert zu lassen. Trotzdem, ich persönlich finde, dass sehr sehr sehr viele Filme, zu verschiedenen Aspekten von Behinderungen auf einer ernsthaften Ebene gedreht und gezeigt werden müssten, bevor ein Film wie, „Wo ist Fred?“ wirklich witzig werden kann. Andererseits bleiben Behinderte weiterhin niedlich, süß und ungleich.