Aber dass der Streik eben nicht die Laune von Angestellten ist, denen es offenbar zu gut geht, sondern eine dem homo laboris immanente Eigenart, das sollte man schon nochmal gesondert festhalten. Wo gearbeitet wird, da fallen nicht nur Späne, sondern da liegt der Streik als Mittel der Durchsetzung der Arbeiterwürde in der Luft. Das war nie anders. Wenn es nicht mehr passte, legte man die Arbeit nieder. Jetzt so zu tun, als sei Weselsky ein alter Betonsozialist, ist sowas von an medias res vorbei, dass es zum Heulen ist. Streik gibt es länger als Arbeitervereine und Sozialismus. Und ich wette, dass irgendein ägyptischer Chronist damals in eine Steinplatte hämmerte, dass die Streiks der Pyramidenarbeiter die Wirtschaft gefährde und der Nilregion Standortnachteile bringe. Manches ändert sich nie.
Schlechte Nachrichten hat Bewernitz aber dennoch. Je länger ein Streik dauert, desto mieser das Resultat. Irgendwann sind die Mittel alle und die Ziele verpasst. Konnte man sich denken. Aber gesagt wollte er es sicher mal haben.
Es ist mitnichten so, dass es nicht auch reflektierte Beiträge der Medien zur allgemeinen Anti-Streikwelle gäbe. Die gibt es sogar ganz sicher. Aber halt nur verborgen. Und in aller Kürze. Was in diesem speziellen Fall aber richtig erfrischend ist, denn diese Kürze beweist, dass es manchmal nur vier bis sieben Sätze braucht, um den ganzen Hype zu entlarven, den eine Presse erzeugt, die nicht mehr nachdenkt, sondern mit dem Schwanz wedelt, wenn die Wirtschaft darum bittet. Man muss nicht mal besonders profund aufklären und schon stehen die Streikrechtseinschränker vor ihrem intellektuellen Tellerrand. Sie reden nur so laut und so viel. So muss man das wohl, wenn man nur Unsinn verzapft. Die, die was zu sagen haben, fassen sich kurz und sprechen viel zu leise.
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