Wo ein bisschen Zeit ist …

Von Buecherchaos @FranziskaHuhnke

Wo ein bisschen Zeit ist …

Emil Ostrovski

FjB,2014

16,99 €

978-3841421609

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Der 18-jährige Jack Polovsky entführt seinen neugeborenen und zur Adoption freigegebenen Sohn, um ihn seiner dementen Großmutter zu zeigen. Und so gerät alles aus den Fugen. Er kauft ein Auto, holt seinen besten Freund Tommy und später auch die Mutter des Kindes dazu, und gemeinsam sind sie zwei Tage lang auf der Flucht vor der Polizei. Jack bespricht dabei schon mal die ganz großen Themen des Lebens mit seinem Sohn. Der heißt nämlich Sokrates – zumindest für Jack.

Jack ist hier der Stern, um den die Jungs und Mädels Kreisen. Immerhin trommelt er seinen besten Freund und seine Ex zusammen und klaut vorher noch das Baby. Er ist völlig planlos, was in dieser Situation verständlich ist, aber das macht ihn nicht wirklich sympathischer.

Seine Freundin ist etwas älter als er und hat eine schwierige Entscheidung alleine getroffen. Hut ab dafür! Jack hingegen versteht so etwas gar nicht. Warum die beiden wirklich zusammen waren, kann ich nicht erkennen, aber das soll der Leser wahrscheinlich auch gar nicht. Im wahren Leben passieren solche Geschichten schließlich auch manchmal ohne Grund.

Sein bester Freund macht wirklich alles mit. Da hat Jack einen Guten gefunden. Ich fand ihn nett, er war auch teilweise recht lustig.

Die Kulisse ist ein sehr, sehr absurder Roadtrip. Nicht nur, dass die Protagonisten total verrückt sind, alles andere ist es auch. Ich bin nicht so der Roadtrip Typ, wollte dem Buch aber eine Chance geben.

Es dreht sich alles um Jack und seine Kurzschlussreaktion. Eben zufällig Vater geworden, ist er überfordert, will aber seinem Kind wenigstens einen Abschied geben. Die Idee ist auch richtig nett von ihm, nur leider geht einiges schief und es ist nun mal eine Entführung. Mit an Bord sein bester Freund und seine Ex. Kann das gut gehen?

Im wahren Leben wohl erst recht nicht, im Buch ist es auch eine Art Odyssee. Das passt auch sehr gut zu Jack, der ja ein kleiner Philosophie-Fan ist. Was ich an der Geschichte mag, ist die Einbettung in Prolog und Epilog, denn über der absurden Geschichte hängt noch eine minimale Geschichte dran. Am Anfang war ich sehr irritiert, aber im Rückblick wird dann die Geschichte von Jack und Sokrates erzählt.

Ein Baby hat noch keine Stimme und keine Meinung, deswegen gibt es Gedankenspiele, die Vater und Sohn austragen. Wobei es im wahren Leben dann etwas anders aussieht ;) Diese Gedankenspiele drehen sich meist, um die wichtigen Fragen des Lebens und verschränkten sich mit Platon, Sokrates und Co. Wer noch so ganz unbedarft ist, wird sich an diesen Einschüben auch nicht stören, mir haben sie nicht gut gefallen. Erst einmal sind sie manchmal an wirklich wahnwitzigen Stellen eingebaut und dann sind manche Gedankengänge auch sehr, sehr vereinfacht wiedergegeben.

Der Roadtrip erinnert mich nun auch eher an eine Geschichte, die für Jungen geschrieben wurde. Ein weiblicher Touch fällt fast völlig und ich kann mich schlecht in die “werdende Vaterrolle” hineinversetzten. Zudem macht es mir die Sprache des Autors wirklich schwierig Gefühle herauszufiltern, denn sie ist sehr sperrig und holprig. Das mag vielleicht zu Jack passen, der ja an einem Scheideweg steht, aber so ganz nachvollziehen kann ich es nicht. 

Das Cover mag ich sehr. Es ist sehr Vintage und die Farbgebung ist auch toll. Es ist auch etwas absurd durch den Kinderwagen auf dem Truck, deswegen passt es auch gut zum Inhalt und verrät aber nicht zu viel. 

Leider bin ich mit Jack nicht warm geworden. Die Sprache kam mir sehr holprig vor und die Einschübe der Philosophie wirkten an manchen Stellen fehl am Platz.