Wladimir Klitschko und seine Urin-Probe vom Jennings-Kampf

Wladimir Klitschko (67 Kämpfe, 64 Siege, 53 durch KO, 3 Niederlagen, 3 durch KO) und die Dopingkontrollen entwickeln sich zu einer nicht enden wollenden Geschichte. Zur Erinnerung: Bevor Klitschko am 15.11.2014 gegen Kubrat Pulev boxte, gab es eine unerquickliche Diskussion über Dopingkontrollen. Anlass für den verbalen Schlagabtausch war die Tatsache, dass Klitschko und Pulev unter zwei verschiedene Dopingregeln fielen. Da der Titelverteidiger mit einer BDB Lizenz boxt, muss er die Dopingkontrolle nur nach dem Kampf über sich ergehen lassen. Der Herausforderer boxt aber mit einer FVA Lizenz, was bedeutet, dass er jederzeit mit Trainingskontrollen rechnen muss. Pulev und dessen Veranstalter Sauerland Event forderten nun, dass auch Klitschko sich dem strengeren Reglement der Weltdopingagentur (Wada) aussetzen sollte. Der lehnte dies aber ab. Nun gehe ich davon aus, dass es bei dem verbalen Schlagabtausch zwischen Klitschko/Bönte und Pulev/Sauerland Event wohl nicht wirklich um den angemessenen Umgang mit dem Problem Doping ging. Eher ging es hier wohl darum, kräftig die Werbetrommel zu rühren.
Kaum rückte der Kampf gegen Bryant Jennings – der am 25.04.2015 stattfand – näher, wurde das Thema Dopingkontrolle wieder aufgewärmt – diesmal von Klitschko und seinem Management selber. Die lancierten, erst in der Bild Zeitung und dann auf der Internetseite von RTL, eine Meldung. Bei RTL ist heute noch zu lesen: „Urin-Probe: Klitschko lässt Doping-Kontrolleur einfliegen“. Weiter heißt es: „Wladimir Klitschko überlässt vor dem WM-Fight gegen den Amerikaner Bryant Jennings (…) im New Yorker Madison Square Garden nichts dem Zufall.

Wie die ‘Bild’-Zeitung berichtete, ließ das Klitschko-Team eigens einen Doping-Fahnder der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) aus Köln einfliegen. Der NADA-Kontrolleur sollte die versiegelte Urin-Probe des Champions dann zur Analyse nach Deutschland bringen.

Die Aktion hat einen Hintergrund: Bei seiner letzten Niederlage im April 2004 gegen den Amerikaner Lamon Brewster in Las Vegas war Klitschko nämlich konditionell schlagartig eingebrochen. Klitschko vermutete seinerzeit manipuliertes Wasser als Ursache für seine Schwäche. Er berief sich bei der Äußerung seines Verdachts auf einen ungewöhnlich hohen Blutzuckerwert, der nach dem Kampf bei ihm festgestellt worden war. Zudem war die Wett-Quote auf einen Klitschko-Sieg vor dem Kampf binnen kürzester Zeit von 7:1 auf 3,5:1 gesackt.

Dieses Mal wollte nun das Klitschko-Lager ganz genau überwachen, was mit den Urin-Proben passiert. Sowohl Jennings als auch Klitschko sollten nach dem Kampf neben der Probe für die New Yorker Sport-Kommission daher noch eine zweite Pinkel-Einheit absolvieren und einen Becher für den NADA-Mann vollmachen. “Nicht aus Misstrauen gegen die hier ansässige New York State Athletic Commision”, wie Klitschko-Manager Bernd Bönte in der ‘Bild’ betonte: “Wir wollen einfach auf Nummer sicher gehen.” – Soweit die Meldung.
Das Problem mit dieser Meldung ist aber, dass sie höchstwahrscheinlich nur ein PR-Gag war. Mir liegt ein Schreiben der NADA vor, aus dem eindeutig hervorgeht, dass alles, was in der Meldung geschrieben worden ist, keinerlei Grundlage hatte. In dem Schreiben heißt es: „Wir haben die Pressemitteilung ebenfalls zur Kenntnis genommen. Allerdings trifft es nicht zu, dass es ein von der NADA beauftragter Kontrolleur war, der die (zusätzliche) Kontrolle bei Herrn Klitschko in den USA durchgeführt hat. Vielmehr hat Herr Klitschko ein am Markt tätiges Unternehmen eigenständig beauftragt die Kontrolle in den USA abzunehmen.“
Fassen wir zusammen: Volodymyr Volodymyrovych Klychko und dessen Geschäftspartner und Manager Bernd Bönte sorgten dafür, dass in der deutschen Öffentlichkeit der Eindruck entstand, Klitschko ließe die deutsche Antidopingagentur einfliegen, um eine Dopingkontrolle zu nehmen. Das haben sie aber gar nicht gemacht. Warum haben Wladimir Klitschko und Bernd Bönte es dann aber veröffentlicht? Es kann doch wohl nicht sein, dass das Mulitmillionenunternehmen Klitschko nicht das Geld hat,einem Mitarbeiter ein Flugticket der Touristenklasse nach New York, eine Übernachtung und den Steuersatz an Spesen für zwei Tage zu zahlen, wo es doch um ein so sensibles Thema wie Doping ging und dann ja auch noch der Verdacht in den Raum gestellt worden ist, dass Klitschko schon einmal das Opfer einer Vergiftung in den USA gewesen sein soll.
Viele Fragen sind offen: Warum hat der amtierende Weltmeister der WBO, IBF und der Super Champion der WBA, Wladimir Klitschko, und sein Manager Bernd Bönte so eine Meldung veröffentlicht? Warum wurde es der NADA eigentlich nicht ermöglicht, eine Dopingprobe zu nehmen? Warum veröffentlichten Klitschko und Bönte dann nicht noch eine Pressemeldung, in der die besagte Meldung widerrufen wurde? Hatten Beide überhaupt je vor, die NADA zu beauftragen? Warum schmücken sich Veranstalter denn mit der NADA, wenn sie doch gar nicht mit ihr zusammenarbeiten?
© Uwe Betker



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