Wissensessenz No.9 – Rhetorik des “Ei”, denn ohne “Ei” geht nichts!

Erstellt am 19. April 2014 von Oliver Alois Ernst John

Es ostert und wieder feiert das Ei Konjunktur – für die einen als Sinnbild der Schöpfung, für andere als Schoko-Traum und für ganz andere als permanenter Quell der Salmonellengefahr. Wie auch immer – hätte die Henne gewusst, dass eines Tages die Eier des Hasen, der ja nicht nur die Logistik am Osterfest, sondern auch die Schokoladeneier in Köttel-Form zu verantworten hat, beliebter sind, als ihre eigenen, hätte sie nie ein Ei gelegt.

Über die Intelligenz von Hühnern streiten die Forscher zwar noch. Gelöst haben sie hingegen das Henne-Ei-Problem: Während von der Antik bis Charles Darwin (1809 bis 1882) die Menschen darüber brüteten, ob nun Huhn oder Ei zuerst da waren, geht die Wissenschaft heute davon aus, dass der Schlammspringer das erste Ei legte: Diese amphibisch lebende Gattung von Fischen besaß eine kalkanlagernde schützende Membran, aus der sich über Jahrmillionen die uns heute bekannte Eierschale bildete.

Das Ei der Sprache

Genauso wichtig wie das Ei des Lebens ist das Ei der Sprache. Es gehört neben dem Au, dem Äu und dem Eu zu den vier wichtigsten sogenannten Diphthongen, also den Vokal-Doppellauten. Weniger gebräuchlich sind das Ai oder das Ui. Im Deutschen tritt das Ei am Anfang und in der Mitte von Wörtern gleich so oft in Erscheinung, dass es noch kein Linguistik wagte, diese Tausenden von Ei-Lauten zählen. Leichter wird es mit dem Ei am Ende der Wörter. Dort tritt es genau 529 auf. Bekannteste Beispiele sind Bäcker-Ei, Barbar-Ei, Exportbrauer-Ei, Metzger-Ei und Sauer-Ei.

Das berühmteste Ei der Welt

Bekannter als das Doppellaut-Ei ist zumindest für Kinder „Urmel aus dem Ei” und für Karnevalisten das Colonia Duett alias „Zimmermän und Ei”, bei dem Hans Süper Junior seinen Kollegen Hans Zimmermann wegen seines immer kahler werdenden Kopfes stets als „Du Ei” beschimpfte. Das berühmteste Ei der Welt ist natürlich das Ei des Kolumbus: Nach der ersten Reise des Kolumbus gab Kardinal Mendoza dem Entdecker zu Ehren ein Mahl, bei dem der Kardinal meinte, dass die Entdeckung der Neuen Welt eigentlich gar nicht so schwer gewesen sei. Kolumbus nahm daraufhin ein Ei und fragte, wer von der Tafelrunde ein Ei auf eine seiner beiden Spitze stellen könnte. Als alle verneinten, nahm Kolumbus das Ei und schlug das eine Ende auf den Tisch – und das Ei stand.
Auf die Idee, es einfach in das Salz vom nebenstehenden Salzfässchen zu stellen, kam zu jener Zeit wohl niemand. Und genauso wenig hätte sich damals niemand Heinz Erhardts Geschichte vom Kolumbus-Ei träumen lassen: Auch wenn seine Version aus heutiger Sicht wohl nicht das Gelbe vom Ei ist, wirkte sie damals sehr komisch, vor allem was Heinz Erhardt komödiantischen Auftritt angeht.

„Als Kolumbus von seiner Amerikafahrt

nach Spanien heimkam mit Gold und mit Bart, 

und hoch geehrt und umjubelt schritt

durch die Hauptstadt des Landes, ich glaube Madrid,

entdeckte er plötzlich, da drüben rechts,

eine hübsche Person femininen Geschlechts.

Bei ihrem Anblick, was war schon dabei,

entschlüpfte ihm was, und zwar das Wort “Ei!”.

Jetzt sind die Forscher sich darüber klar,

dass das das Ei des Kolumbus war.”