Wissensessenz No.24 – “Sopherl, Sopherl, stirb mir nicht…” – Die letzten Worte des Franz Ferdinand!

Erstellt am 29. Juni 2014 von Oliver Alois Ernst John

„Sopherl, Sopherl, stirb mir nicht…“

Bevor der österreichische Thronfolger vor 100 Jahren nach einem Attentat starb, galt seine ganze Sorge seiner Frau. Das enthüllt ein Brief seines Adjutanten Graf von Harrach!

Der 28. Juni 1914 ist ein sonniger Sommertag. Erzherzog Franz Ferdinand, von seinem Onkel Kaiser Franz Joseph als Thronfolger der österreichischen Doppel-Monarchie auserkoren, fährt zusammen mit seiner Gattin Sophie im Cabriolet durch Bosniens Hauptstadt. Das Auto, Marke Gräf & Stift, gehört seinem Adjutanten, Franz Maria Alfred Graf von Harrach (1870– 1937).

Da zuvor ein Bombenanschlag fehlgeschlagen ist, steht Graf Harrach auf dem linken Trittbrett des Wagens, um den Erzherzog vor einem weiteren Attentat zu schützen. Vergeblich.
Der serbische Nationalist Gavrilo Princip, Angehöriger der Geheimorganisation „Schwarze Hand“, nutzt einen kurzen Stillstand des Wagens und schießt auf das Paar im Fond. Zunächst trifft er die Frau in den Unterleib, dann den Thronfolger in den Hals. Zehn Minuten später sind beide tot.
Exakt einen Monat nach dem Doppelmord begann mit der Kriegserklärung Österreichs an das Königreich Serbien der Erste Weltkrieg.
Anfang Juni 2014 versteigerte das Wiener Auktionshaus Dorotheum einen Brief von Graf Harrach an seine Frau Alice. Darin schildert er fünf Tage nach dem Doppelmord so exakt wie anrührend die letzten Minuten im Leben des Thronfolger-Paares.

„Liebster Schatz“, beginnt Graf Harrach seine Schilderung, „unter dem Drucke des Entsetzlichsten, was Menschenphantasie bilden kann, schreibe ich Dir, gedrückt von dem Gedanken, selbst unberührt geblieben zu sein im Kugelregen in des Wortes höchster Bedeutung … Sie (Sophie) sagte zu ihm (Erzherzog Franz Ferdinand), als beide die Schüsse trafen: ‚Um Gottes Willen, was ist dir geschehen?‘ sank auf ihre Knie, mit dem Gesicht auf seinen Knien, und es war vorbei. Aus seinem Munde spritzte sofort ein dünner Blutstrahl auf meine Backe, er wurde steif mit aufgerissenen Augen und sagte, die Hände auf ihren Schultern: ‚Sopherl, Sopherl, stirb mir nicht, bleib mir für meine Kinder.‘ Ich hielt ihn am Kragen hinten und sagte: ‚Kaiserliche Hoheit müssen furchtbar leiden?‘ Er sagte: ‚Oh nein, es ist nichts.‘ Dann murmelte er weiter, schwieg, worauf Blutröcheln begann, das mit einem Blutsturz endete. Erst nach zehn Minuten starb er . . .“
Das vierseitige Schreiben endet mit dem Satz: „Dein vernichteter Gatte“.

100 Jahre lang blieb der Brief des Grafen im Besitz der Familie, bis dessen Enkel Nikolaus Dreihann-Holenia ihn jetzt versteigern ließ. Der Ausrufpreis betrug 3000 Euro. Ein anonymer Privatmann bekam den Zuschlag – für 10 500 Euro.