Wissenschaftliche Einseitigkeit im christlich-muslimischen Dialog

„Eugen-Biser-Stiftung“ verschweigt Anspruch des politischen Islam

DDr. Eugen Biser gilt jeher als ein Verfechter eines freundschaftlichen Dialoges zwischen Christentum und Islam. Er sieht nichts Friedliebenderes als die Religion des Koran und betont seine Überzeugungen immer wieder neu in Andachten, Ansprachen und Referaten – ob in Fernsehen, Rundfunk oder bei Empfängen (unter anderem bei der umstrittenen Rede von Kardinal Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., an der Regensburger Universität). Die Webseite seiner Stiftung ist entsprechend mit warmherzigen Zitaten und Belegen übersät, die von einer ganz offenkundigen Naivität geprägt werden. Scheinbar ausgeblendet bleiben islamische Dogmen, mystisch und träumerisch wird von der Menschenwürde als verbindendem Element der monotheistischen Religionen ausgegangen.

Im Dialog mit dem Islam sieht die Stiftung auch eine politische Bedeutung: So soll im Sinne der bereits begonnenen Integrationsbemühungen der Mensch in den Vordergrund gestellt werden, theologische Fragen seien nachrangig zu behandeln. Schon in der Grundannahme folgt Biser damit einem Ideal, das mit Realität nichts zu tun hat. Isoliert wird der Islam als Religion betrachtet, nicht aber als Macht beanspruchendes System, das sich das oberste Ziel eines Gottesstaates gesetzt hat. Wissenschaftliche Erkenntnisse wolle man durch Brücken in die Gesellschaft tragen – wer einem solch verblümten Ansinnen tatsächliche Bedeutung schenkt, hat wohl klar übersehen: Der Islam will keinen Dialog, sondern setzt seinen Herrschaftsanspruch über alles.

Zweifelsohne kann sich der Mensch auch von seiner Religion distanzieren und allein den Frieden suchen. Ein treuer Muslim wird solch einen Weg nicht gehen können, ist er durch entsprechende Suren doch angewiesen, seinen Glauben als den wahren zu verbreiten und diejenigen mit dem Tode zu bestrafen, die von ihm abfallen. All diese Wirklichkeiten aus den Schriften des Islam tauchen selbstverständlich bei der Biser-Stiftung nicht auf. Viel eher hat man sich als neuestes Projekt die Schaffung eines christlich-islamischen Wörterbuches gesetzt, das bis zu 600 Begriffe beinhalten soll, die beide Religionen verbinden. Denn die jeweilige Unkenntnis des anderen sei es, die Konflikte schaffe und zu Missverständnissen zwischen den Glaubensrichtungen führe.

Wenn die Ablehnung eines freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates ein „Missverständnis“ sein soll, kann man sich lebhaft vorstellen, mit welcher Abwegigkeit Biser Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes als Verhandlungsbasis zwischen Christen und Muslimen ansieht. Dort, wo kein Wille zum Miteinander ist, wird es schwer, diesen mit wohltuenden Worthülsen der „Toleranz“ herbeireden zu wollen. Biser geht von einer völlig abstrakten und realitätsfernen Ausgangssituation aus, wenn er überzeugten Muslimen den Anspruch eines säkular-differenzierten Denkens unterstellen will. Dort, wo religiöses Schrifttum nicht verhandelbar ist, da verpufft ein Ansinnen auf Schönwetter in der Lächerlichkeit der Beteiligten.

Dennis Riehle

Da die Stiftung gerade auch in der Besetzung ihrer Gremien zu großer Einseitigkeit neigt, muss befürchtet werden, dass ihr Anspruch auf wissenschaftliche Verbreitung der eigenen Thesen und Lemmata vor allem das Ansinnen einer Einflussnahme auf die Objektivität trägt. Wenn namhafte Forscher zu voreingenommenen Ansichten gelangen, hat dies einen stärkeren Rückhalt in der akademischen Welt als jeder einzelne Aufschrei in den Medien. Denn so soll faktenreich und empirisch glaubwürdig belegt werden, was als multikulturelles Konstrukt in Wahrheit schon bald einzustürzen droht. Die Biser-Stiftung trieft vor Gutmenschlichkeit und Küng’scher Hoffnung auf einen „Weltethos“, der sicher die Vision aller wäre – doch die Vorzeichen im 21. Jahrhundert stehen leider unmissverständlich dagegen…

 


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