Berlin, den 29. Juni 2012 – Der Seelachsbestand in der Nordsee befindet sich innerhalb sicherer biologischer Grenzen und wird nach dem anspruchsvollen Konzept des maximalen Dauerertrages nachhaltig genutzt. Dies geht aus der aktuellen Einschätzung der Bestandssituation hervor, die der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) [1] heute veröffentlicht hat. Die neuen ICES-Berechnungen zeigen damit, dass der Bestand verantwortungsvoll bewirtschaftet wird und widerlegen die Behauptungen einiger Wissenschaftler [2], die kürzlich den bevorstehenden Kollaps des Bestandes ankündigten und forderten, den MSC-zertifizierten [3] Seelachsfischereien in der Nordsee das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei zu entziehen. „Schneller und stichhaltiger konnte die These vom bevorstehenden Kollaps des Bestandes kaum widerlegt werden,“ erklärt Marnie Bammert, Leiterin des MSC-Büros für den deutschsprachigen Raum.
Die Gesamtmenge des Seelachsbestandes hat seit 2005 aufgrund schwacher Nachwuchsproduktion abgenommen, doch der Bestand befand sich den aktuellen Berechnungen zufolge nie außerhalb des grünen Bereichs. Der wissenschaftlichen Empfehlung des ICES folgend hat das Management die Entnahme von Nordsee-Seelachs durch die Fischerei in den vergangenen zwei Jahren so weit gesenkt, dass die neuesten Untersuchungen nun wieder auf eine wachsende Bestandsgröße hindeuten. „Nachhaltige Fischereien zeichnen sich dadurch aus, dass sie verantwortungsbewusst auf veränderte Bedingungen reagieren. Genau dies haben die zertifizierten Seelachsfischereien in der Nordsee durch die Senkung der Fangmenge getan,“ bestätigt Bammert. Die ICES-Veröffentlichung bestätigt also entgegen kritischer Behauptungen, dass MSC-zertifizierte Fischereien ihre Zielartbestände im Einklang mit international anerkannten wissenschaftlichen Interpretationen nachhaltig nutzen.
Für den Seelachsbestand in der Nordsee existiert ein langfristiger Managementplan, der dafür Sorge trägt, dass auch für kommende Generationen von Fischern und Konsumenten ausreichend Fisch vorhanden ist. Die Höchstfangmengen, welche jedes Jahr neu festgelegt werden, dürfen diesem Plan zufolge nur bis maximal 15 Prozent von jenen des Vorjahres abweichen, auch wenn die geschätzte vorhandene Gesamtmenge eine mehr oder weniger große Veränderung zulassen würde. Das Management des Seelachsbestandes folgte punktgenau der ICES-Empfehlung und senkte die Fangmenge für das Jahr 2012 um 15 Prozent. Die Empfehlung für das Jahr 2013 erlaubt aufgrund der positiven Bestandseinschätzung nun wieder eine Quotenzunahme von 15 Prozent. Langfristige Managementpläne sind das Herzstück einer zukunftsfähigen nachhaltigen Fischerei und können Unsicherheiten in wissenschaftlichen Bestandsprognosen auffangen. Solche stabilisierenden Regelungen geben sowohl der Fischerei als auch dem Handel und den Verbrauchern mehr Sicherheit über die künftige Verfügbarkeit von Nordsee-Seelachs. „Neben der Bestandssituation berücksichtigt die MSC-Zertifizierung die Auswirkungen der Fischerei auf das marine Ökosystem und das Management der Fischerei. Die zertifizierten Seelachsfischereien haben in einer umfassenden Bewertung nach dem MSC-Standard und in den jährlich stattfindenden Folgeprüfungen gezeigt, dass sie zu Recht das MSC-Siegel für nachhaltigen Fischfang tragen,“ fügt Bammert abschließend hinzu.
Wenn Sie weitere Informationen wünschen, wenden Sie sich bitte an: Gerlinde Geltinger, MSC Deutschland, Tel. 49 (0)30 609 8552-0, E-Mail: gerlinde.geltinger@msc.org
Anmerkungen:
[1] Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) bewertet jährlich den Zustand der genutzten Fisch- und Krebsbestände im Nordostatlantik aus wissenschaftlicher Sicht. Er ist die einzige zwischenstaatliche Organisation, die diese Daten erhebt. Die Arbeitsgruppen des ICES erarbeiten aktuelle Einschätzungen der Bestandssituation und geben Empfehlungen für künftige Höchstfangmengen ab. Der ICES trägt seit Mitte der 1990er Jahre zur Bewirtschaftung der marinen Ressourcen in seinem Konventionsgebiet im Einklang mit dem Vorsorgeansatz bei. Die Fangempfehlungen müssen somit den Richtlinien der Vereinten Nationen zur Implementierung des Vorsorgeansatzes folgen, also Fangmengen so vorsichtig empfehlen, dass auch für kommende Generationen von Fischern und Konsumenten ausreichend Ressourcen vorhanden sind. Den aktuellen ICES-Bericht zu Nordsee-Seelachs finden Sie hier.
[2] In einem vor kurzem veröffentlichten Artikel untersuchten Rainer Froese und Alexander Proelß Bestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien befischt werden. Sie behaupteten darin, dass ein Drittel der Bestände, die von MSC-zertifizierten Fischereien genutzt werden, nicht nachhaltig genutzt würden und/oder überfischt seien. Als Beispiel nannten sie den Nordsee-Seelachs Bestand. Der MSC widerspricht den Ergebnissen der Veröffentlichung. Unsere Stellungnahme finden Sie hier.
[3] Der MSC (Marine Stewardship Council) ist eine internationale gemeinnützige Einrichtung, die hilft, den Markt für Fisch und Meeresfrüchte nachhaltig zu gestalten. Der MSC verwaltet das einzige ökologische Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogramm für Fischereibetriebe des Wildfangs, das sowohl den „Code für vorbildliches Setzen sozialer und ökologischer Standards” von ISEAL wie auch die FAO-Kriterien für Fischereizertifizierungen erfüllt. Die „Richtlinien für die Öko-Kennzeichnung von Fisch und Fischereiprodukten aus mariner Fischerei“ der FAO fordern von glaubwürdigen Zertifizierungs- und Kennzeichnungsprogrammen:
- objektive, unabhängige Fischereibewertungen basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen,
- transparente Prozesse, die eine Konsultation mit Externen und die Möglichkeit zur Einspruchnahme umfassen,
- Standards, welche die Nachhaltigkeit der Zielspezies, der Ökosysteme und der Managementpraktiken berücksichtigen.
Der MSC hat Büros in London, Seattle, Tokio, Sydney, Den Haag, Madrid, Glasgow, Paris, Stockholm, Berlin und Kapstadt.
Insgesamt nehmen über 280 Fischereibetriebe am MSC-Programm teil. 166 sind derzeit zertifiziert und 118 befinden sich in Bewertung nach MSC-Standard. Weitere 40 bis 50 durchlaufen eine vertrauliche Vorbewertung. Zusammen fangen die Fischereibetriebe im MSC-Programm knapp zehn Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte, was etwa elf Prozent des weltweiten Fischfangs entspricht. Die bereits zertifizierten Fischereien fangen über sieben Millionen Tonnen Fisch und Meeresfrüchte – also fast acht Prozent der weltweiten Fangmenge an Fisch und Meeresfrüchten aus Wildfang. RESSEMITTEILUNG