Wirtschaftsweiser Peter Bofinger: Vögeln für die Rente

Peter-BofingerEs ist weniger der feine und kaum noch beachtete Unterschied zwischen „bisher“ und „bislang“, sondern mehr der Versuch, die Sprache in meinen Artikeln so zu benutzen, wie ich auch im täglichen Leben mit normalen Menschen – seien es Fremde, Bekannte, Freunde oder Verwandte – reden würde.

Und die verstehen mich recht gut – auch die, die noch nicht wie ich als Rentner in Grundsicherung in der Armutsfalle sitzen und jedes Halbjahr ihre Kontoauszüge bei inkompetenten, aber übermotivierten Mitarbeitern im Rathaus vorzeigen müssen.

Einfache Sprache ist verständlicher

Denn die geschliffene Sprache der Angepassten verbietet es ja, Scheiße als Scheiße zu bezeichnen. Wie sollte man dann von dem größten Versicherungsnehmerbetrug aller Zeiten, der Riester-Rente, reden?

Sollte ich von einem „nicht wie gewünscht verlaufenen Versuch, den Menschen zu einer höheren Rente helfen“ sprechen oder besser im Klartext von einem riesigen Betrug zugunsten der Versicherungbranche?

Die Versicherungswirtschaft hat sich gesund gestoßen

Carsten_Maschmeyer_1Leute aus der Versicherungsbranche wie Carsten Maschmeier haben mit Beihilfe des „Genossen der Bosse“ und Putin-Freundes und -Mitarbeiters Gerhard Schröder ein Abzocksystem namens Riester-Rente aufgebaut, gegen das sich die ja auch teilweise aberwitzigen Konstruktionen von Derivaten der Finanzmarktjongleure wie Graupensuppe gegen Filet Mignon ausnehmen.

Vögeln für die Rente

Auch der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagt in seinem Gastbeitrag bei Spiegel Online deutlichen Klartext zur Riester-Rente: „Das Konzept, die geringere staatliche Rente durch die Riester-Rente auszugleichen, ist gescheitert.“ und sieht nur noch einen Weg, die Rente der Menschen zu retten: „Mehr Kinder sind ein entscheidender Beitrag für die längerfristige Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung.

Nach dem Prinzip wurden interessanterweise auch schon im Altertum die Ärmsten der Armen bezeichnet (Proles), die keine Alterssicherung hatten außer ihren Nachkommen. Das Proletariat kehrt also zu seinen Wurzeln zurück.

Auslöser der Debatte: König Horst der Erste von Bayern

BayernkönigSeehoferAnlaß von Bofingers Stellungnahme in dem Gastartikel ist der Vorstoß des bayrischen Königs Horst (aka Ministerpräsident Seehofer) der vorgeschlagen hat, das Rentenniveau weniger stark abzusenken als geplant und gleichzeitig die staatliche Förderung der privaten Altersvorsorge einzuschränken.

Das gab natürlich heftige Kritik eingefangen unter anderem vom Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) , Marcel Fratzscher, und vom Präsidenten des Ifo-Instituts, Clemens Fuest.

Wen wundert’s, denn schließlich fordert Seehofer mit seinem Vorschlag einen Kurswechsel zu mehr Staat und weniger Finanzmarkt bei der Altersvorsorge. Für die meisten Ökonomen des neoliberalen spätkapitalistischen Systems ist das auch nach der Finanzkrise, in der sie weniger Visionäre und Mahner, sondern mehr Profiteure waren, nur schwer zu verdauen.

Bofingers zeichnet ein treffendes Bild der Riester-Rente, die ja als „dritte Säule“ unser Rentensystem zukunftstauglich machen sollte: „Doch die Erfahrung der letzten fünfzehn Jahre gibt Seehofer Recht. Das Konzept, die geringere staatliche Rente durch die Riester-Rente auszugleichen, ist gescheitert. Die Kosten haben einen großen Teil der Rendite aufgezehrt. Und in der Nullzins-Welt hat sich die Hoffnung, eine höhere Rendite als bei der gesetzlichen Rente zu erzielen, dann völlig zerschlagen.

Der Wirtschaftsweise macht auch deutlich: „Auch die Zielgenauigkeit der Riester-Rente lässt zu wünschen übrig. Die Bezieher niedriger Einkommen haben sich bisher kaum für das Riestern entschieden. Für die Besserverdienenden dagegen ist die Zusatz-Rente ein reiner Mitnahmeeffekt. Sie müssen dafür nicht mehr, sondern nur anders sparen.“ und kommt zu dem Schluß, daß Seehofers Vorstoß zur Einschränkung der staatlichen Zuschüsse deshalb ebenso in die richtige Richtung gehe wie die Forderung, die geplante Absenkung des Rentenniveaus zu überdenken.

Ausnahmsweise mal ein Lob für einen Ökonomen. Nicht unbedingt für seine Lebensleistung, aber für die Ehrlichkeit!

Foto: Peter Bofinger, CC BY-SA 3.0
Foto: Carsten Maschmeyer, Nikolaj Gerogiew, CC BY-SA 3.0

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