Theater Viel Lärm um Nichts
Herr K., ein paranoider Straßenkünstler, wird geschnappt, nachdem er in der Fußgängerzone als lebendes Grammophon mit einem Zahnstocher im Hintern die Passanten verärgert. Er wird in den „Maschinenraum“ gesperrt, in dem er darüber nachdenken soll, wie es so weit mit ihm kommen konnte. Dieser Raum ist ein Sammelsurium aus Schaltpulten, ungewöhnlichen Instrumenten und vor allem scheinbar Kilometern von Kabeln. Immer wieder diskutiert Herr K. hier mit einer geheimnisvollen Stimme aus dem Lautsprecher.
Umgeben von diesen merkwürdigen Gerätschaften philosophiert Herr K. über Gott und die Welt und erzählt bizarre Geschichten und Verschwörungstheorien, die manchmal erschreckenderweise gar nicht so abwegig wirken. Dabei geht der Rundumschlag gegen alles und jeden, von den Mitgliedern der modernen Unterhaltungsindustrie bis hin zu den fiesen Aliens, die Herrn K.s geliebten Fiat Panda verspeist haben. Und immer wieder bekommt man das Gefühl, das „Bekloppte“ wie Herr K. doch eigentlich unglaublich philosophisch sein können.
Kai Taschner sollte bestimmt jeder von uns zumindest einmal gehört haben. Der Münchner hat sich vor allem als Synchronschauspieler und -regisseur in Filmen, Serien, Hörbüchern und Videospielen einen Namen gemacht, er ist etwa der Nachfolger Hans Clarins als Pumuckl. Aber auch auf der Bühne und dem Regiestuhl ist Taschner immer wieder anzutreffen. „Der Klangmull“ ist das erste Kabarettprogramm des Künstlers und auch sicher eines der Ungewöhnlichsten, die man so zu sehen bekommt. Wie der Name schon sagt stehen ganz klar Stimme und Töne im Mittelpunkt. Der Theaterabend wird eigentlich permanent mit einem Klangteppich untermalt, der ebenso wie die wirren Gedankenspiele Herrn K.s absurd die Thematik wechseln kann. Von einer Waldstimmung, zur Dokumentation „So singen unsere Vögel“ auf BR alpha, zur Reality-Show „So vögeln unsere Sänger“ auf RTL. Immer wieder werden Figuren wie die autofressenden Aliens mittels Stimmverzerrung zum Leben erweckt und auch die Musik kommt nicht zu kurz in diesem Kabarettprogramm. Dabei bekommt man neben Keyboards auch ungewöhnliche Instrumente wie einem Theremin oder einem elektrischen Saxophon zu hören. Und immer wieder entstehen nach und nach Montagen von Aufnahmen, die den Zuschauer in scheinbar fremde Welten entführen.
Durch all die technischen Geräte bekommt man einen Einblick davon, wie die Arbeit in einem Tonstudio aussieht. Taschner schaltet und waltet den gesamten Abend lang so sicher in seinen komplizierten Aufbauten, dass man sich fragt, wie man selbst mit einem ordinären Theater-Lichtpult überfordert ein kann.
Besonders witzig ist die Märchenstunde, in der das Publikum dank des Deus-ex-machina-Knopfes über das Schicksal eines kleinen Igels auf der Landstraße entscheiden darf. Das ist aber nicht die einzige Rolle des Publikums an diesem Abend. Oder haben Sie sich schon einmal gefragt, was bei Ihnen zu Hause passiert, während Sie im Theater sitzen? …
Auf jeden Fall ist „Der Klangmull“ das ungewöhnlichste Kabarett-Programm, das ich bis jetzt zu sehen bekommen habe. Man kann nicht nur herzhaft lachen über die abgedrehten Verschwörungstheorien und schrägen Wortwitze, sondern bekommt auch immer wieder die Absurdität unseres alltäglichen Lebens vor Augen geführt. Und jeder wird zugeben, dass er mit einem leichten Anflug von Paranoia nach Hause geht. Mission erfüllt, Herr K.!
„Der Klangmull“ ist noch viermal im Theater Viel Lärm um Nichts in der Pasinger Fabrik zu sehen. Neben heute Abend gibt es noch Vorstellungen am 21., 22. und 23. November.
http://www.theaterviellaermumnichts.de/akkai.htm